Da anderswo bereits "die anderen Borgia" (FR/DE - Tom Fontana) erwähnt wurden, nutze ich mal die Gelegenheit, zwecks Abgrenzung "meine ersten" Borgia hier zu erwähnen, nämlich "The Borgias".
Die Serie in 9 einstündigen Folgen der ersten Staffel ist zwar teilweise vom gleichen Team wie "The Tudors", meiner Ansicht nach aber ganz anders. Das liegt vielleicht daran, dass bei den "Borgias" Neil Jordan hauptverantwortlich ist und bisher auch alle 9 Folgen geschrieben hat. Das hier scheint mir in erster Linie sein "Baby" zu sein.
Soll heißen, wer wie ich von den "Tudors" weniger als begeistert war, kann hier trotzdem mal reinschauen.
Zwecks Unterscheidung nenne ich diese Borgia gerne "die Irons-Borgia", da Jeremy Irons hier die Hauptrolle des Rodrigo Borgia aka Papst Alexander VI spielt. Und das macht er glänzend. Aber die anderen Darsteller können sich auch sehen lassen, wirklich negativ aufgefallen ist mir eigentlich keiner. Das steht und fällt natürlich auch damit, was die Rolle hergibt.
Ein deutlicher Unterschied zu den "Tudors" ist, dass das hier sehr auf die Familie an sich fokussiert ist. Es gibt wenige wichtige Figuren, die nicht direkt mit ihnen verbunden und/oder ihre Hauptfeinde sind. Das macht es vielleicht historisch nicht so reizvoll, aber erstens einfacher zu verfolgen und zweitens erlaubt es, den Figuren auch eine gewisse Tiefe zu verleihen.
Was mir gut gefallen hat ist, dass die Serie nicht die Karte der verkommenen, lüsternen Borgia ausspielt. Das sieht man besonders schön an Cesare, der alles, was er tut, zum Wohle der Familie tut und nicht immer gern. Und glücklicherweise
Gelüstert wird schon, aber es hält sich im Rahmen. Bei den "Tudors" oder auch "Rome" kam es mir extremer vor.
Historisch ist es naja. Durch das Nachlesen in einschlägigen Quellen und der von mir zuletzt gelesenen Biographie über Cesare weiß ich nun, dass sich Neil Jordan zwar grob an den Rahmen gehalten hat, aber das war es auch schon. Innerhalb des Rahmens wird wüst durcheinander gemischt. Da mir aber weder die Zeit noch die Familie besonders am Herzen liegen - und weil ich im Alter weiser geworden bin - regt mich das nicht sonderlich auf. Solange keine Schwestern fusioniert und mit den falschen Königen verheiratet werden.
Sehr schön sind die Bilder und die Kostüme. Manche der Leute sehen so aus, als wären sie direkt aus zeitgenössischen Porträts rausgesprungen.
Lange Rede, kurzer Sinn, mir hat es überraschend gut gefallen und ich freue mich, dass es eine zweite Staffel geben wird. Und jetzt bin ich gespannt, was "die anderen Borgia" können.