David Golder – Irene Némirovsky

  • Verlag: btb, 192 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    Das gewaltige Porträt eines erbarmungslosen Machtmenschen


    David Golder hat mit Spekulationen Ende der 1920er Jahre ein riesiges Vermögen angehäuft. Er ist ein mächtiger Mann und er geht über Leichen. Als sein Kompagnon Selbstmord begeht, weil Golder ihn ruiniert hat, ist dies der Anfang des Niedergangs von David Golder. Ihm wird vorgeführt, dass seine Frau, ja selbst seine über alles geliebte Tochter nur hinter seinem Geld her sind. Als Golder längst resigniert und verarmt seinem Ende entgegendämmert, tut sich noch einmal die Möglichkeit eines gewaltigen Geschäftscoups auf. Und Golder will es noch einmal, ein letztes Mal, allen zeigen.


    Über die Autorin:
    Irène Némirovsky wurde 1903 als Tochter eines reichen russischen Bankiers in Kiew geboren und kam während der Oktoberrevolution nach Paris. Dort studierte sie französische Literatur an der Sorbonne. Irène heiratete den weißrussischen Bankier Michel Epstein, bekam zwei Töchter und veröffentlichte ihren Roman "David Golder", der sie schlagartig zum Star der Pariser Literaturszene machte. Viele weitere Veröffentlichungen folgten. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach und die Deutschen auf Paris zu marschierten, floh sie mit ihrem Mann und den Töchtern in die Provinz. Während der deutschen Besetzung erhielt sie als Jüdin Veröffentlichungsverbot. In dieser Zeit arbeitete sie an einem großen Roman über die Okkupation. Am 13. Juli 1942 wurde Irène Némirovsky verhaftet und starb wenige Wochen später in Auschwitz. 2005 entzifferte Némirovskys Tochter Denise Epstein das Manuskript, das als „Suite française“ veröffentlicht und zur literarischen Sensation wurde.


    Mein Eindruck:
    David Golder ist ein kurzer, aber effektiver Roman aus dem Jahr 1929. Auffällig ist der Einsatz des Stilmittels erlebte Rede, die gut zwischen Figur und Leser vermittelt. Das ist insofern von Bedeutung, dass David Golder ein skrupelloser Geschäftemacher ist und für den Leser keine einfache Identifikationsfigur. Daher strahlt der Roman am Anfang eine große Distanz aus, die im Verlaufe des Romans mehr und mehr aufgehoben wird.


    Irene Némirovsky ist eine der wenigen Autoren, die eine solche Figur als Thema wirklich glaubhaft und ohne Klischees abbildet David Golder ist mit über 60 Jahren noch erfolgreich, selbst da wo andere durch Börsenverluste ruiniert werden.
    Der Roman wird immer interessanter, je mehr David Golder in eine innere Existenzkrise gerät. Auslöser ist der überraschende Selbstmord eines Geschäftspartners, dessen Konkurs Golder selbst mit verschuldet hat. Für Golder ist es ein schwerer Weg, andere Werte als Geld überhaupt wahrzunehmen. Allmählich erkennt er die Lieblosigkeit seiner Familie, die ihn nur wegen seines Geldes braucht. Selbst seine über alle geliebte Tochter erkennt er als ein Flittchen und unreife Persönlichkeit.
    Golder sieht das Scheitern seines ganzen Lebens. Tragisch, dass er es viel zu spät wahrnimmt. Ein letzter Trost wird eine Reise in die Heimat seiner Kindheit.
    Die Qualität des Romans ergibt sich aus einer zwingenden Kombination zwischen Stil und Inhalt.