Die Sanfte - Fjodor Michailowitsch Dostojewski

  • Argon Verlag


    Hörbuch, 2 CD
    Gelesen von Ralph Misske
    ca. 110 Minuten, ungekürzt


    Kurzbeschreibung:
    Ein Pfandleiher lässt sich dazu herab, ein junges Mädchen aus überaus ärmlichen Verhältnissen zu heiraten. Er erwartet Dankbarkeit und Unterordnung seiner Frau, begegnet ihr aber seinerseits nur mit Strenge und Schweigen. In seinem Stolz bemerkt er nicht, dass sie ihm immer mehr entgleitet.


    Über den Autor:
    Fjodor Michailowitsch Dostojewskij (1821-1881) zählt zu den bedeutendsten Dichtern der Weltliteratur. Er war der Sohn eines Armeearztes aus Moskau. Nach kurzer Tätigkeit als technischer Zeichner im Kriegsministerium wurde er freier Schriftsteller. Vier Jahre Zwangsarbeit als politischer Häftling und beständige Geldnot wegen seiner Spielleidenschaft zeichnen den unermüdlich Schaffenden. St. Petersburg wird die zweite Heimat dieses bedeutendsten russischen Realisten und Hauptschauplatz seiner berühmtesten Romane, die bis heute weltweit bewundert und gelesen werden.


    Über den Sprecher:
    Ralph Misske, geboren 1959, absolvierte die Schauspielschule Bochum und arbeitet seitdem als vielbeschäftigter Schauspieler, Regisseur und Autor. Er spielt in vielen deutschen Kino- und Fernsehfilmen mit, so z.B. in Gegen die Wand und Solino.


    Mein Eindruck:
    Wie so oft beschäftigt sich Dostojewski mit Menschen, die außerhalb der Gesellschaft stehen, sei es aus Armut oder aus anderen Gründen. In Die Sanfte hat ein Pfandleiher eine verarmte Frau geheiratet. Jetzt kurz nach ihren Selbstmord setzt die Geschichte in Form eines inneren Monologes des Pfandleihers ein, der zum Teil Rechtfertigungsform wie auch Anklage an die Gesellschaft bildet. Wie der leidende Protagonist in seiner unglücklichen Lage zwischen diesen Extremen schwankt, macht auch einen Teil des Reizes an der Geschichte aus, da es auf seine Psyche abzielt. Er ist kein Sympathieträger, dennoch versucht der Zuhörer ihn zu verstehen.
    Das zu verstärken, wird auch seine Vergangenheit einbezogen.
    Je weiter die Erzählung voranschreitet desto mehr verschlechtert sich die Beziehung, wobei der Erzähler in seiner Perspektive einiges offenbar auch verzerrt wahrnimmt.
    Ralph Misske liest die Figur des Pfandleihers angemessen, wenn auch nicht sehr prägend.


    Grundsätzlich sind unter den klassischen Novellen und Kurzromane, die von Dostojewski besonders zu empfehlen, z.B. Der Spieler, Aufzeichnungen aus dem Kellerloch, Weiße Nächte u.a.
    Die aus der relativ späten Schaffensperiode stammende „Die Sanfte“ fügt sich da nahtlos ein.

  • Ungekürzte Lesung mit Ulrich Hoffmann
    1 mp3-CD | ca. 1 h 50 min


    Verlag: Der Audio Verlag (23. September 2016)


    Mein Eindruck:
    Mit Klassikern kann man sich gut mehrmals beschäftigen. Ich habe die Novelle jetzt nochmals gehört, diesmal in der Fassung des D.A.V, gelesen von Ulrich Hoffmann, der leider schon 1998 verstorben ist und hier eine gute Leseleistung ablieferte.
    Die Produktion ist von 1993. Ulrich Hoffmann schlüpft ganz in die Rolle des Icherzählers, der in mehrerer Hinsicht eine gequälte Seele ist. Erzählt wird aber auch unmittelbar nach dem Suizid seiner Frau. Verständlich, dass da die innere Verfassung zerrüttet ist. Diesen Zustand zu verdeutlichen schafft Ulrich Hoffmann.
    Seine gut ausgebildete Stimme unterstützt den Inhalt der Novelle und zeigt, wie wichtig ein guter Sprecher für das Gelingen eines Hörbuches ist.


    Über den Sprecher:
    Ulrich Hoffmann, geboren 1941, hatte nach seinem Studium an der Otto-Falkenberg-Schule in München Engagements an diversen deutschen Theatern, u.a. am Staatstheater Braunschweig. In Wien arbeitete er eng mit George Tabori zusammen. Er starb 1998.