Der vollkommene Schmerz - Ugo Riccarelli

  • OT: Il dolore perfetto


    Kurzbeschreibung:
    Ugo Riccarellis großes Fresko, das fast hundert Jahre italienischer Geschichte umfasst, bebildert Ungerechtigkeit, Freiheitsliebe, Schönheit und Grausamkeit, die Vergänglichkeit der Träume und die Dauerhaftigkeit der Hoffnung. Riccarelli erzählt in seinem tragischen, komischen und berührenden Epos von kleinen Leuten, die in große Ereignisse verwickelt werden.


    Über den Autor:
    Ugo Riccarelli wurde in Cirie bei Turin geboren. Er lebt in Rom. Für seinen Roman "Der vollkommene Schmerz" erhielt er den Premio Strega, den bedeutendsten italienischen Literaturpreis.


    Über den Sprecher:
    Gert Heidenreich ist der "Allrounder" unter den derzeit renommiertesten Sprechern in Deutschland: Romancier, Lyriker, Biograph, Präsident des P.E.N.-Clubs West von 1991 bis 1995, ständig gebuchter Sprecher für Rundfunk und Fernsehproduktionen.


    Meine Rezension:
    Es sind die Schicksale zweier Familien, die Ugo Riccarelli in seinem Roman "Der vollkommene Schmerz" über Generationen hinweg beschreibt. Die wenigen und kurzen Phasen des Glücks werden immer wieder überschattet von Krankheit, Kriegen, Leid und Tod und immer wieder erleben seine Protagonisten eben jenen reinen, vollkommenen Schmerz, den nur die Zeit lindern kann. Der Lebensweg der Familien, die politisch nicht unterschiedlicher hätten sein können, kreuzen sich immer wieder und rufen immer wieder neue Not hervor, die auch durch regelmäßige Bündnisse, nicht beendet werden kann.
    Riccarellis Sprache ist Geschmackssache, denn sie ist wirklich sehr blumig, fast schon überbordend, oft verliert er sich in Details, die den Szenen jedoch eine solche Emotionalität und Tiefe verleihen, das man ganz darin versinken möchte. Mit anderen Worten: Mir hat die Stimmung, die er durch seinen Stil heraufbeschwört sehr gut gefallen, unterstreicht sie doch die Feinfühligkeit und die Intensität der Ereignisse, von denen er erzählt.
    Das Hörbuch ist im Vergleich zum Buch gekürzt, was zumindest zu Beginn zu einiger Verwirrung sorgt, da die Erzählperspektiven zwischen den beiden Familien wechseln und viele Figuren den gleichen Namen tragen, da diese an die Söhne weitergegeben werden. Hier leistet der Stammbaum, der auch in der Hülle des Hörbuchs abgedruckt, wertvolle Hilfe. Einige Buch-Rezensenten sind offenbar der Meinung, dass das Buch langatmig ist, was man vom Hörbuch - vermutlich dank der Kürzungen - nicht behaupten kann. Allerdings hatte ich an einigen Stellen das Gefühl, etwas zu verpassen. Ob dies allerdings tatsächlich auf die vorgenommenen Kürzungen zurückzuführen ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Insgesamt hat mir "Der vollkommene Schmerz" ein intensives Hörerlebnis bereitet, dem ich - nach anfänglichen Schwierigkeiten - gerne gelauscht habe und das mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird.


    Gert Heidenreich hat eine sehr angenehme sonore Erzählstimme, die gut zu seiner ruhigen Erzählweise passt und die Atmosphäre des Romans wunderbar einfängt.


    9 Punkte von mir!