TV-Tipp: Erdsee

  • Hallo, Ako.


    Zitat

    Heute auf Pro 7 um 15.05 - ca 19 Uhr gibt's den TV-Film zum Roman (hätte ich das ehr gesehn, hätte ich mir das Lesen gespart )


    Sparen kann/konnte man sich genaugenommen beides. Der "Erdsee-Zyklus" ist vergleichsweise einfache Kost und nicht besonders originell - und die "Verfilmung" stammt aus der Massenküche von Hallmark Enterprises: scheinbar honorige Besetzung, billige Effekte und nur marginale Ähnlichkeit mit der literarischen Vorlage.


    Hier meine Meinung zum "Erdsee-Zyklus":


    Der "Erdsee-Zyklus" (den Le Guin wahrscheinlich selbst nie so genannt hat, der aber auf der Buchrückseite unvermeidlicherweise mit dem "Herrn der Ringe" auf eine Stufe gestellt wird) besteht aus 4 vergleichsweise kurzen Romanen, von denen die ersten drei zwischen 1968 und 1972 entstanden, also vor dem großen Fantasy- Boom der achtziger Jahre, und der letzte 1990.


    Hauptfigur aller vier Bücher ist "Sperber", der mächtige Zauberer, dessen eigentlicher Name "Ged" lautet. Seine glorreichen Abenteuer in der Inselwelt der fantastischen "Erdsee" machen den Kern der ersten drei Bücher aus: Er ist der Junge mit der großen "Macht", der eher unbewußt - auf magische Art - sein Dorf rettet, vom nächstmächtigen Zauberer entdeckt wird, rasendschnell die Zaubererschule durchläuft, den obligaten Drachenkampf hinter sich bringt und dann pausenlos die Welt vor dem schlimmsten bewahrt, eint und in die friedliche Zukunft führt.


    Die Erdsee ist ein skandinavisch angehauchtes Reich, bevölkert von erwähnten Drachen und ansonsten recht normalen Menschen. Besonders an dieser Fantasy-Welt ist der große Bezug zur Ursprünglichkeit, der sich insbesondere darin äußert, daß der eigentliche Name der Dinge und Menschen von hohem Wert und großer Machtfülle ist und deshalb vor anderen verheimlicht werden muß.
    Ansonsten: Gequältes Schulterzucken. Sprachlich sehr schön, be- und anschaulich, sind insbesondere die ersten drei Bücher zwar wunderbar erzählt, aber extrem linear, vorhersehbar und von recht geringer Originalität, die sich in diesem Genre ohnehin zunehmend in der fantasiereichen Variation der Standardelemente manifestiert.
    Das letzte Buch trägt der Tatsache Rechnung, daß in den vorigen drei Romanen alle wesentlichen Handlungsträger und insbesondere der "Held" Männer sind, daß Frauen bis dahin passive und höchstens beratende Rollen spielen, klassisch patriarchalisch nahezu. In "Tehanu", dem deutlich anzumerken ist, daß es achtzehn Jahre später entstand (und das leider von einem anderen Übersetzer bearbeitet wurde), werden die Frauen initiativ (die Handlung schließt an das letzte Buch an), und sanft erzählt, aber dramaturgisch-brachial wird ein Brückenschlag auf die andere Geschlechterseite versucht, der zurückreicht bis in die oft zitierten Anfänge besagter Inselwelt.


    Fantasykost der leicht gehobenen Art, hohe Erzählkunst, aber wenig wirklich Interessantes, vor allem handlungsseitig - und den letzten Roman hätte sich Le Guin sparen können.

  • Die Bücher haben mir auch nicht besonders gut gefallen. Das ganze lief letztlich ins Leere.
    Ich habe bei der gewohnten ausgezeichneten Erzählweise LeGuins auch dauernd auf inhaltlich Herausragendes gewartet. Beim Lesen wollte ich einfach nicht glauben, daß es 'vorhersehbar' war und war deshalb am Ende doppelt enttäuscht.
    Gelesen, also von vorne bis hinten, habe ich bloß zwei Bände.
    Auf den vierten bin ich vor kurzem zufällig gestoßen und dachte: sie wird doch nicht? Sie hat. Ich hab ihn nur durchgeblättert.
    Es wundert mich nicht, daß das Filmfutter geworden ist. Hoffentlich wird's wenigstens schöne Unterhaltung. Gebt mal Bescheid.
    Ich glaube aber nicht, daß ich in Versuchung käme, hätte ich einen TV.
    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von Alexx61
    Ähm..wegen dieses Filmes bin ich an den PC geflüchtet :wow


    oops!
    Einer von denen?
    Ich hatte schon gehofft, es wird was, von wegen schlechtes Buch - guter Film. Hab nicht wirklich berücksichtigt, daß es um FERNSEHEN ging.
    :grin
    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Habe mir leider den ersten Teil angetan.
    Erinnerte mich doch sehr an ein Mix aus HP und HdR

    Du mögest arm sein an Unglück und reich sein an Segen, langsam im Zorn, schnell in der Freundschaft. Doch ob arm oder reich, langsam oder schnell, nur das Glück sei dein Begleiter von heute an
    Irisch

  • Wobei man sagen muss, dass die Story aus dem Buch ganz schön durcheinander gewürfelt und ergänzt wurde.
    Tom's Meinung zum Buch ist schon sehr zutreffend, bis auf die hohe Erzählkunst, da mag ichs dann doch lieber einfacher. Hab noch nie einen Autor/Autorin gesehen, der/die mit so vielen Worten nix sagen kann (Ok, könnte man natürlich als Kunst auslegen) - zumal die Übersetzung wirklich sehr viele grammatikalische Fehler enthält, die das Lesen zusätzlich erschweren.

  • Hallo, Sirius.


    Zitat

    Erinnerte mich doch sehr an ein Mix aus HP und HdR


    Das lag sicher in der Absicht von Hallmark. Ich hab' vorhin nur ab und zu hingeguckt (bin im Büro und arbeite) und mich sogar in diesen Momenten gelangweilt. Billige Tricks, wenig von der Vorlage übriggeblieben. :-(

  • Habe angefangen, die Bücher zu lesen und irgendwann festgestellt, daß die wohl die Vorlage zu dieser schlechten Verfilmung sind.


    Ich finde es sehr verwegen, sie mit HdR auf eine Stufe zu stellen. Nur weil auch Landkarten im Buch zu finden sind, oder warum sonst? *kopfschüttel*


    Habe schon befürchtet, daß das nix wird und deshalb aufgehört zu lesen. Den Film habe ich zwar nur maximal zur Hälfte gesehen - die hat mir aber auch gereicht.


    Momo

    Momo


    Alles Wissen und alle Vermehrung unseres Wissens endet nicht mit einem Schlusspunkt, sondern mit einem Fragezeichen.
    -Hermann Hesse-