2011
Verlag: Fischer
Gebundene Ausgabe: 282 Seiten
Originaltitel: Rökkurbýsnir
Übersetzt von Betty Wahl
Kurzbeschreibung:
Im Winter bläst der Nordwind eisig über die Lavafelsen. Es herrscht Dunkelheit, als ob das Ende der Welt naht. Im Sommer sind die Nächte hell wir der Tag, und die Hügel duften am Morgen nach taufeuchtem Gras. Das ist Island um 1636, und dort lebt Jónas, der Gelehrte. Eigentlich will er nur durch die Welt streifen, noch gelehrter werden und Ungeheuer erlegen. Aber sein Wissen verschafft ihm Neider, die ihm das Leben schwer machen und ihn von einem Abenteuer ins andere treiben.
Über den Autor:
Sjón (Sigurjón B. Sigurdsson), geboren 1962, schreibt Gedichte, Songtexte, Romane und Drehbücher. Er erhielt den Literaturpreis des Nordischen Rates 2005.
Über die Übersetzerin:
Betty Wahl lebt abwechselnd in Frankfurt am Main und Reykjavík als freie Literaturübersetzerin aus dem Isländischen, Norwegischen und Englischen und ist daneben Dozentin für Isländisch an der Universität Frankfurt.
Mein Eindruck:
Ein lyrischer Stil bestimmt den Roman, aber mit einem wuchtigen Ton, wie man ihn selten findet. Das macht die Romanbiografie um Jonas Palmason, der dem Isländer Jón Gudmundsson Laerdi im 17.Jahrhundert nachempfunden ist, besonders aufregend. Dieses biographische Element sowie die Lakonie erinnern bei Das Gleißen der Nacht ein wenig an Per Olov Enquist.
Palmason (1580-1654) ist ein Gelehrter, spezialisiert auf die Heilung von Frauenleiden, er verfasste ein Heilkundebuch, beschwörte sogar Geister. Leider wurde er dann als angeblicher Hexenmeister auf eine einsame Insel verbannt. Nur kurz gelangt er nach Dänemark, wo er sich mit einem Gelehrten der Universität austauscht. Bei der Rückkehr nach Island wird er vorübergehend wieder verhaftet. Seine späten Schriften und Aufzeichnungen werden überdauern.
Die Ereignisse sind größtenteils in den manchmal wahnhaften Gedanken und Rückerinnern des Protagonisten geschildert. In seiner Einsamkeit wirken seine Wahrnehmungen und Gedanken für die Lesegewohnheiten zeitgenössischer Leser oft archaisch, das erlaubt Sjón umso mehr seine assoziativen Sprachgewalten zu entwickeln.
Auch wenn es vielleicht noch 20 Jahre dauert, es macht Spaß schon jetzt ein Buch eines künftigen Literaturnobelpreisträgers zu lesen.