Das Wesen - Arno Strobel

  • Schuldig oder doch nicht?


    Vor 15 Jahren wurde der Psychiater Dr. Joachim Lichner für den Mord an einem kleinen Mädchen aufgrund Indizien rechtskräftig verurteilt. Ein Schuldeingeständnis hat es aber nie von ihm gegeben. 2009 hat er seine Strafe verbüßt und ist wieder auf freien Fuß.


    Aufgrund eines anonymen Hinweises stoßen die beiden Polizisten Menkoff und Seifert wieder auf Dr. Lichner. Er soll seine Tochter entführt haben. Doch der Psychiater bestreitet überhaupt eine Tochter zu haben.
    Menkoff war damals versessen darauf, den Psychiater hinter Gittern zu bringen. Nach der Inhaftierung von Lichner hatte der Polizist eine Beziehung mit Nicole, der ehemaligen Lebensgefährtin des Psychiaters..
    Genauso versessen wie 1994 setzt Bernd Menkoff alles daran, Lichner wieder hinter Gittern zu bringen. Seifert hatte damals schon Zweifel, ob Menkoff objektiv handelte und misstraut nun seinem Kollegen seitdem.


    Etliche Hinweise deuten darauf hin, dass der Psychiater zu Unrecht verurteilt wurde.
    Dann wird Menkoffs Tochter entführt und die Lage spitzt sich dramatisch zu...


    Genau wie in „Der Trakt“ spielt Arno Strobel mit Sein und Schein. Anfangs war ich total überzeugt, dass der Psychiater unschuldig ist, dann werden Zweifel wach und ich wusste nicht mehr, wem ich trauen kann und wem nicht.
    Der Thriller ist psychologisch gut ausgefeilt, ständig werden falsche Fährten gelegt und man tappt so bis zum überraschenden Schluss im Dunkeln.

  • Dauer: 6 Std. 52 Min. (gekürzte Lesung)
    Medium: Audible-Download / 6 CDs


    Covertext:
    Ein kleines Mädchen stirbt, und der Hauptverdächtige wandert in den Knast - unschuldig? 15 Jahre später: Wieder verschwindet ein Kind, und der Albtraum beginnt von vorn - für die Ermittler und den Täter von damals. Ein verurteilter Psychiater und ein besessener Kommissar - ein erbittertes Psychoduell um Schuld und Rache.


    Autor:
    Arno Strobel, 1962 in Saarlouis geboren, studierte Informationstechnologie und arbeitet heute bei einer großen deutschen Bank in Luxemburg. Mit dem Schreiben begann er im Alter von fast 40 Jahren. "Das Skript" ist sein dritter Psychothriller nach "Der Trakt" und "Das Wesen". Arno Strobel lebt mit seiner Familie in der Nähe von Trier.


    Sprecher:
    Sascha Rotermund ist neben seiner Arbeit am Theater und im Film ein vielbeschäftigter Synchron- und Hörbuchsprecher. Er überzeugt durch seine Interpretation der Figuren, seine mitreißenden Dialoge und seine warme, dennoch spannungsgeladene Stimme.


    Meine Beschreibung:
    Ein brisantes Thema hat Arno sich da für seinen Thriller ausgesucht: Kindsmord, Schuld und Obsession. Zu Beginn der Geschichte wird Dr. Joachim Lichner aus dem Gefängnis entlassen, in dem er 13 Jahre lang für das Urteil "Kindsmord" einsitzen musste. Die besten Jahre seines Lebens sind vorbei.
    Erzählt wird die weitere Entwicklung auf zwei Zeitebenen von Alex Seifert, dem jüngeren Kollegen des Mannes, der seinerzeit fast im Alleingang dafür sorgte, dass Lichner ins Gefängnis kam. Nur durch seine hartnäckige Überzeugung von der Schuld Lichners konnten schließlich Beweise gefunden werden, die eine Verurteilung möglich machten.
    Seifert war damals ganz neu in seinem Beruf und verfolgte den Wahn in den sein Kollege Menkhoff sich immer mehr steigerte mit zunehmendem Unwohlsein, wagte aber nichts einzuwerfen.


    Nun werden sie wieder zu einer Wohnung gerufen, weil ein Kind verschwunden ist. Der Mann der öffnet ist Dr. Lichner. Und das Kind das verschwunden sein soll, ist seine Tochter. Nur, Lichner behauptet, keine Tochter zu haben. Demgegenüber steht die Aussage seiner Nachbarin, die ein kleines Kind bei ihm gesehen haben will. Seifert und Menkhoff beginnen zu ermitteln und schon nach kurzer Zeit hat Seifert wieder das Gefühl wie vor 15 Jahren. Menkhoff wird zum Besessenen. Aber hat er auch Recht? Oder hat sein grenzenloser Hass auf Lichner nicht doch andere, persönlichere Ursachen?


    Meine Rezension:
    Nachdem ich "Das Wesen" vor etwa einem Jahr im Rahmen der Leserunde gelesen habe, war jetzt das Hörbuch dran. Obwohl bei Thrillern normalerweise ja der Wiederholungswert meist nicht so hoch ist, hat es mir hier Spaß gemacht das Verwirrspiel auf ein Neues zu verfolgen, diesmal ja bereits mit dem Wissen wie alles ausgehen wird. Da hat man einfach mehr Muse und kann entspannt auf die Details achten. Ich habe das Buch nicht unmittelbar nebenher in der Hand gehalten, muss aber wirklich sagen, dass mir nicht aufgefallen ist, dass irgendetwas gefehlt hätte. Die Kürzungen sind also offenbar vorsichtig und sinnvoll erfolgt und hinterlassen kein unangenehmes Gefühl als hätte man etwas verpasst.


    Die Geschichte dreht sich um wenige Protagonisten, es stehen nur vier Personen im Mittelpunkt des Geschehens, diese werden aber umso intensiver geschildert. Die angespannte Atmosphäre zwischen Seifert und Menkhoff und Menkhoff und Lichner ist regelrecht greifbar. Alte Wunden reißen auf, Vertrauen wird erschüttert und der Hörer steht alldem ebenso ratlos gegenüber wie die handelnden Personen. Dabei hat man es gar nicht so leicht sich für eine Seite zu entscheiden. Menkhoff ist alles andere als ein Sympathieträger, ein polternder Choleriker der lieber mal Zweifel niederschreit anstatt vernünftig zu argumentieren. Dr. Lichner ist auch kein Herzchen. Ein arroganter überheblicher A...rmleuchter wie er im Buche steht. Aber rechtfertigt das allein ihn so schrecklicher Taten wie Kindsmissbrauch und Kindsmord zu verdächtigen? Dem guten Seifert möchte man manchmal auf den Fuß steigen und sagen: Meine Güte, nimm Dich zusammen und TRAU Dich doch endlich mal was zu sagen! Lass Dich nicht immer von Menkhoff unterbuttern! Man ist also emotional sehr involviert, wie bei so einem Thema auch nicht anders zu erwarten.
    Verglichen mit "Der Trakt" würde ich sagen, "Das Wesen" ist ruhiger, psycholastiger. Also genau mein Geschmack. ;-)


    Kommen wir zu Sascha Rotermund, der innerhalb relativ kurzer Zeit zur Riege meiner Topsprecher aufgestiegen ist. Hier hat er mal wieder sein ganzes Können bewiesen. Er hat sowohl den aufbrausenden Menkhoff als auch den überheblichen Lichner perfekt intoniert, der gemäßigte aber hin und wieder verunsicherte Seifert klingt ebenso passend wie die zerbrechliche Nicole oder die alte Zeugin. Es sitzt einfach alles. Auch die Sprechgeschwindigkeit, die Betonung beim erzählten Text, es gibt für mich einfach keinen Ansatzpunkt zur Kritik. Eine rundum gelungene Vorstellung. Ich freue mich schon sehr darauf auch "Das Skript" von ihm gelesen zu hören.


    Fazit: 10 von 10 Punkten. Spannende Story, verwirrend und emotional aufwühlend. Sascha Rotermund als perfekte Besetzung für den Sprecher. So wird Hören zum Erlebnis!

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Eine wirklich raffiniert konstruierte Geschichte mit allerhand Wendungen. Aber Sprache und Ausgestaltung der Protagonisten traf nicht so ganz meinem Geschmack. Für mich persönlich gab es zu viele Dialoge, sprachlich fand ich es zunächst recht interessant, aber auf die Dauer dann doch etwas einseitig mit vielen Wiederholungen.


    Vielleicht lag es auch an Sascha Rotermunds Art zu lesen. Über weite Strecke wirkte einiges auf mich einfach etwas übertrieben (hauptsächlich die Darstellung von Menkhoff, zeitweise auch Lichners )und dadurch rückte manches in meinen Fokus, das beim Lesen nicht aufgefallen wäre.


    Demnächst werde ich das Skript lesen und bin mal gespannt, ob ich den Stil dann anders wahr nehme.