Der vollständige Titel ist: "Zahra's Paradise: Die Grüne Revolution im Iran und die Suche einer Mutter nach ihrem Sohn"
Bei dem Buch handelt es sich um einen Comic. Die Geschichte wird in der Ich-Form von einem Blogger erzählt, dessen Bruder Mehdi während der Proteste gegen die gefälschten Wahlen im Iran im Juni 2009 spurlos verschwand.
Der Ich-Erzähler und seine Mutter machen sich auf eine verzweifelte Suche nach Mehdi und rennen dabei überall gegen Wände: Sie klappern die Krankenhäuser, Rechtsmediziner, Gefängnisse und Friedhöfe der islamischen Republik ab und finden nirgendwo eine Spur von Mehdi. Sie geben die Hoffnung jedoch nicht auf und kämpfen mit Hilfe von Postern und des Internets mutig weiter. Unterstützt werden sie dabei von Freunden und hilfsbereiten Mitbürgern, die dadurch selbst in Gefahr geraten.
Die Geschichte ist fiktiv, aber steht exemplarisch für das Schicksal vieler Iraner und schildert eindringlich die politische Situation des Landes. Ich bin immer wieder erstaunt, wie viel Informationen so ein Comic durch die Kombination aus Text und Bild doch vermitteln kann. Man erfährt viel über die täglichen Widrigkeiten, denen die Menschen im Iran ausgesetzt sind. Diese Information wird hauptsächlich über die vielen kleinen, aber liebevoll gezeichneten Nebenfiguren vermittelt: die Alkohol trinkende und kettenrauchende christliche Freundin von Mehdis Mutter, den cholerischen Taxifahrer, den Copyshop-Besitzer, der heimlich verbotene Werke unter das Volk bringt, den Friedhofsverwalter, bei dem die bürokratischen Mühlen glatter laufen als nirgendwo sonst im ganzen Land, die Tochter eines ehemaligen Politikers aus der Zeit des Shahs, die wie Norma Desmond in ihrer leeren Villa wohnt, den einflussreichen, bestechlichen, aber nicht völlig gewissenlosen Mullah von nebenan, den Basiji, der unerwartet seine Schulden zurückzahlt, ...
Das Buch hat auch noch einen umfangreichen Anhang mit einem Nachwort, Glossar und Informationen zu Namen und Orten, einer Zeittafel zu den Wahlen 2009, sowie Informationen zur Todesstrafe. Interessanterweise liegt die USA nach Zahlen von Amnesty Internation im Jahr 2010 noch vor Saudi Arabien, Libyen und Syrien.
Außerdem enthält das Buch, nur mit der Lupe zu lesen, die Liste von fast 17.000 Iranern, die seit der Gründung der Islamischen Republik Iran exekutiert, in Demonstrationen erschossen wurden, oder einem Attentat zum Opfer fielen.
Die Zeichnungen gefielen mir ausgesprochen gut, die Schrift (bzw. das ganze Format des Buches) hätte ich mir hier und da etwas größer gewünscht. Insgesamt fand ich das Buch sehr beeindruckend und lesenswert.
Über die Autoren weiß ich nichts, außer dass sie im Ausland leben und die Texte vom Amir und die Zeichnungen von Khalil stammen.
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