Der Audio Verlag, Dav, 4 CDs, 2011
Laufzeit: 4 Stunden 58 Minuten
Gelesen von Dagmar Manzel
Kurzbeschreibung:
Anpassung ist alles, weiß Inge Lohmark. Schließlich unterrichtet die schrullige Lehrerin seit mehr als dreißig Jahren Biologie. Dass ihre Schule in vier Jahren geschlossen werden soll, ist nicht zu ändern in der schrumpfenden Kreisstadt im vorpommerschen Hinterland fehlt es an Kindern. Lohmarks Mann, der zu DDR-Zeiten Kühe besamt hatte, züchtet nun Strauße, ihre Tochter Claudia ist vor Jahren in die USA gegangen und hat nicht vor, Kinder in die Welt zu setzen. Alle verweigern sich dem Lauf der Natur. Als die Lehrerin beginnt, Gefühle für eine Schülerin zu entwickeln, gerät ihr biologistisches Weltbild ins Wanken.
Über die Autorin:
Judith Schalansky, geboren 1980 in Greifswald, studierte Kunstgeschichte und Kommunikationsdesign und lebt heute als freie Schriftstellerin und Buchgestalterin in Berlin und Frankfurt am Main.
Über die Sprecherin:
Dagmar Manzel, geboren 1958, spielte nach ihrer Ausbildung an der Berliner Schauspielschule zunächst vorwiegend in Theaterstücken wie Maria Stuart, Der Kaufmann von Venedig und Die Fliegen. In Film und Fernsehen ist sie u.a. in Leben wäre schön, Freischwimmer und Klemperer – Ein Leben in Deutschland zu sehen. Ihr wurde bereits zweimal der Deutsche Fernsehpreis verliehen. Die bekannte Charakterdarstellerin setzt ihre Stimme gekonnt in Klassikerlesungen ein.
Mein Eindruck:
Der Hals der Giraffe von der jungen Autorin Judith Schalansky um eine Lehrerin in Vorpommern in Ostdeutschland schaffte es auf die Long List des Deutschen Buchpreises 2011.
Die Hauptfigur Inge Lohmark ist eine unbarmherzige Lehrerin mit grauenvollen Ansichten. Sie urteilt zynisch, wenn auch meist nur gedanklich, über Schüler und Kollegen gleichermaßen. Dabei sieht sie aber nur, was sie sehen will. Ihr Blick ist mehr als eingeschränkt. Drei Schultage werden geschildert.
Dagmar Manzel liest so eindringlich, dass der Zuhörer fast in den Kopf dieser Frau schlüpft. Es ist unmöglich, Inge Lohmark zu mögen, aber fast gegen den Willen beginnt man irgendwann sie etwas zu verstehen. Es gibt Gründe, warum in der Entwicklung nach der Wende viele auf der Strecke blieben, in Inge Lohmarks Fall handelte es sich abgesehen von der beruflichen Bedrohung durch schließende Schulen vor allen um ein emotionales zurückbleiben. Vom Mann verlassen, von der Tochter entfremdet, verhärtete sie innerlich. Hinzu kommt, dass die Bildungspolitik älteren Lehrern offenbar auch nicht viel Raum zur Weiterentwicklung gibt. So ist Inge Lohmark Zustand vielleicht doch nur ein folgelogisches Abbild einer fehlgeleiteten Gesellschaft.
Gut, dass die Autorin es schafft, auch ein wenig Witz in die Geschichte hereinzubringen.
Abgesehen von wenigen, streng wissenschaftlich geschilderten Passagen, die langweilig werden können, ist die Lesung fesselnd und kann empfohlen werden.