Titel: Herkunft
Autor: Oskar Roehler
Verlag: Ullstein
Erschienen: September 2011
Seitenzahl: 582
ISBN-10: 3550088442
ISBN-13: 978-3550088445
Preis: 19.99 EUR
Das sagt der Klappentext:
Eine Familie, drei Generationen, die Geschichte der Bundesrepublik: Robert Freytags Großvater Erich, der Kriegsheimkehrer, der seine Frau an eine andere Frau verliert. Roberts Eltern, die Schriftsteller Nora und Rolf, die sich in einer Amour Fou zerfleischen und über ihrem Streben nach Selbstverwirklichung und freier Liebe zugrunde gehen. Robert selbst, der zwischen der Geborgenheit im Haus seiner Großeltern und dem enthemmten Leben der 68er aufwächst, immer auf der Suche nach dem eigenen Glück, das so schwer zu finden ist. Oskar Roehlers Roman ist die Geschichte einer Familie und zugleich ein sehr persönliches Zeitdokument von großer poetischer Kraft.
Der Autor:
Oskar Roehler (* 21. Januar 1959 in Starnberg) ist ein deutscher Filmregisseur, Journalist und Autor. Roehler ist der Sohn der Schriftstellerin Gisela Elsner und des Schriftstellers Klaus Roehler. Er wuchs ab dem vierten Lebensjahr bei seinen Großeltern und dann wieder bei seinem Vater in Darmstadt auf, wo er auch sein Abitur machte.
Meine Meinung:
War dieses Buch jetzt ein gutes Buch? Eine Frage die sehr schwer beantwortet werden kann - gerade dann, wenn es eben passiert, so wie es mir passiert ist, dass man die Geschichte, die erzählt wird, zu nah an sich herankommen lässt. Der Beginn wohl ein wenig schleppend, fast wie suchend nach dem richtigen Erzählstil - entwickelt sich das Ganze dann aber zu einer Geschichte, die mich mehr als berührt hat. Ob es anderen Lesern ähnlich geht? Keine Ahnung.
Viele der eigenen Erinnerungen wurden durch das Erzählte plötzlich wieder gegenwärtig, kamen zurück aus dem Vorzimmer des "Fast-Vergessenen".
Es war aber auch die in meinen Augen unglaubliche Intensität der erzählten Geschichte und ohne Frage hat Oskar Roehler hier sehr viel Autobiographisches verarbeitet. Immer wieder ertappte ich mich dabei einige Sätze, sogar einige Seiten mehrmals zu lesen - Passagen, die mir fast die Luft zum Atmen nahmen. Wenn der Begriff der "großen Gefühle" irgendwann oder irgendwo eine Berechtigung hatte - dann in jeder Beziehung hier bei diesem Buch von Oskar Roehler. Roehler vermeidet billige Sentimentalitäten, drückt auch auf keine Tränendrüse - er schafft es stattdessen eine fast schon erdrückende Realitätsnähe in seinen Roman zu legen - und ich bin mir sicher, dass auch andere Leserinnen und Leser Fixpunkte des eigenen Lebens erkennen oder sogar wiedererkennen. Oskar Roehler schafft es auf erstaunliche Art und Weise dass man als Leserin und als Leser die Gefühle der handelnden Personen sehr gut nachempfinden kann. Er erzählt ohne Scheu und nennt die Dinge bei den Namen, die man ihnen zugedacht hat. Beschönigt oder verklausuliert wird nichts. Direkt und geradeaus - eben auch dann wenn es ggf. vielleicht sogar wehtut. Oskar Roehler ist ein Autor der seine Leser bei der Hand nimmt und sie mit ins Boot zieht. Allerdings wird man es wohl kaum schaffen, dass Boot während dieser gemeinsamen Fahrt einfach zu verlassen.
War es denn nun ein gutes Buch? Es war ein intensives Buch; ein Buch das für mich persönlich einfach mehr war als eine erzählte Geschichte. Vielleicht finden andere Leser es lediglich banal oder stilistisch schlecht, vielleicht wird es auch schon nach wenigen gelesenen Seiten beiseite gelegt, vielleicht langweilt es - alles ist möglich - für mich aber war es ein außergewöhnliches Leseerlebnis.
Vielleicht war es aber auch nicht gut, dass ich diesen Roman zu dicht an mich herangelassen habe...... Das Buch, die erzählte Geschichte ist in meinem Kopf vor Anker gegangen und so wie es aussieht wird der Anker in absehbarer Zeit wohl auch nicht gelichtet werden.