Droemer Verlag 2011, 427 S.
Über den Inhalt:
Dr. Suker ist einer der besten Augenchirurgen der Welt. Und Psychopath. Tagsüber führt er die kompliziertesten Operationen am menschlichen Auge durch. Nachts widmet er sich besonderen Patientinnen: Frauen, denen er im wahrsten Sinne des Wortes die Augen öffnet. Denn bevor er sie vergewaltigt, entfernt er ihnen sorgfältig die Augenlider. Bisher haben alle Opfer kurz danach Selbstmord begangen. Aus Mangel an Zeugen und Beweisen bittet die Polizei Alina Gregoriev um Mithilfe. Die blinde Physiotherapeutin, die seit dem Fall des Augensammlers als Medium gilt, soll Hinweise auf Sukers nächste „Patientin“ geben. Zögernd lässt sich Alina darauf ein - und wird von dieser Sekunde an in einen Strudel aus Wahn und Gewalt gerissen ...
Über den Autor:
Sebastian Fitzek wurde 1971 in Berlin geboren. Gleich sein erster Psychothriller "Die Therapie" eroberte die Taschenbuch-Bestsellerliste, wurde als bestes Debüt für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert und begeisterte Kritiker wie Leser gleichermaßen. Mit den darauf folgenden Bestsellern "Amokspiel", "Das Kind", "Der Seelenbrecher", "Splitter" und "Der Augensammler" festigte er seinen Ruf als DER deutsche Star des Psychothrillers. Seine Bücher werden in vierundzwanzig Sprachen übersetzt. Als einer der wenigen deutschen Thrillerautoren erscheint Sebastian Fitzek auch in den USA und England, der Heimat des Spannungsromans.
Meine Meinung:
Sebastian Fitzeks freundliche Warnung zu Beginn des Buches sagt es deutlich: man muss den Vorgänger „Der Augensammler“ nicht bereits gelesen haben, aber es empfiehlt sich sehr, denn [Zitat Fitzek:] „natürlich nimmt der zweite Band häufig und intensiv auf den ersten Bezug“. In meinen Augen ist es ein schweres und nicht wieder gutzumachendes Versäumnis ;-), den Augensammler nicht vorher gelesen zu haben.
In Fitzeks Romanen kommt es häufig vor, dass man der einen oder anderen Person wieder begegnet. Diesmal handelt ist sich um eine echte Fortsetzung der im „Augensammler“ begonnenen und mit einem heftigen Cliffhanger endenden Geschichte. Der „Augenjäger“ schließt zeitlich unmittelbar daran an. Der Journalist Alexander Zorbach versucht in einem Wettrennen gegen die Zeit verzweifelt, das Leben seines vom Augensammler entführten Sohnes Julian zu retten. Die Berliner Polizei bekommt es mit dem grausamen Serientäter Dr. Zarin Suker, dem „Augenjäger“ zu tun, der bereits fünf Frauen gefoltert und vergewaltigt hat. Um zu vermeiden, dass er aus der Untersuchungshaft entlassen werden muss, bittet Hauptkommissar Stoya die blinde Physiotherapeutin Alina Gregoriev, ihre medialen Fähigkeiten bei Suker einzusetzen.
Ich habe schon wieder diesen Fehler gemacht! Ich wollte nur mal ganz kurz reingucken in den neuen Fitzek. Dabei hätte ich doch aus Erfahrung wissen müssen, dass das nicht geht. Nachdem ich das Buch dann zur Hälfte durch hatte, war klar: ich werde es an einem Tag zu Ende lesen. Kurze Kapitel, von denen viele mit einem Cliffhanger enden, fesselten mich derart ans Buch, dass an eine Lesepause nicht zu denken war.
Fitzek erzeugt eine derartige Spannung und treibt sein übliches Verwirrspiel mit dem Leser, dass keine Zeit bleibt darüber nachzudenken, ob das alles einer Realitätsprüfung standhalten würde oder ob der Zufall seine Hand gelegentlich im Spiel hat. „Der Augenjäger“ steht seinem Vorgänger auch an Grausamkeit in nichts nach. Ebenso Fitzeks Vorliebe für morbide Schauplätze kommt hier wieder zum Ausdruck.
Dass die Identität des Augenjägers gleich von Anfang an bekannt ist, stört das Lesevergnügen nicht. Vielmehr fieberte ich dem Augenblick entgegen, in dem erkennbar wird, ob und wie die beiden Handlungsstränge ineinandergreifen. Fitzek lässt den Leser nie das ganze Bild sehen, sondern bietet ihm immer nur Ausschnitte an, so dass das Spekulieren und Rätselraten kein Ende nimmt. Das macht er sehr geschickt, so dass ich nie das Gefühl hatte, er hielte absichtlich Informationen zurück, um die Leser zu verwirren oder zu täuschen.
Die Auflösung hat es wirklich in sich und hat mich völlig verblüfft. Wie zum Schluss alles schlüssig zusammenpasst und die Fragezeichen in meinem Kopf erloschen, die sich im Laufe des Lesens gebildet hatten, das ist bewundernswert und genial gemacht.
Am Ende war klar, ich muss den „Augensammler“ unbedingt noch mal lesen, um nachzuprüfen, ob das alles wirklich so gewesen sein kann …
Ach ja: In einem aktuellen Interview verrät Sebastian, dass er vorerst nicht an eine Fortsetzung denkt. So bleibt es spannend, ob wir den Protagonisten in einer Haupt- oder Nebenrolle noch einmal wiederbegegnen werden.