Christoph Marzi - Memory, Stadt der Träume

  • Inhalt:


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    Jude Finney hat eine besondere Fähigkeit: Er kann die Träume der Toten sehen. Auf dem Highgate Cemetery, in einer Welt zwischen Realität und Traum, begegnet er der geheimnisvollen Story, einem Mädchen, das tausend Geschichten kennt, aber sich an seine eigene nicht erinnern kann. Jude ahnt, dass Story noch lebt, irgendwo in den Straßen von London. Und dass es höchste Zeit wird, sie zu finden.



    Meine Meinung:


    Jude Finney, dessen Vater beruflich viel unterwegs ist und dessen Mutter Jude unbekannt ist, verbringt am liebsten die meiste Zeit auf dem Highgate Cemetery, einem der ältesten Friedhöfe Londons. Dort fühlt er sich am wohlsten und seine wahren Freunde sind ebenfalls dort zu Hause. Jude ist nämlich kein normaler Junge, er kann Geister sehen und sogar mit ihnen reden.
    Als er dann eines Nachts auf einer Party seines Geisterfreundes und Rocksängers Quentin Gaskell auf dem Friedhof einem geheimnisvollen und namenlosen Mädchen begegnet, scheint er der Einzige zu sein, der ihr helfen kann.
    Denn Story, so wie sie von nun an genannt wird, ist nicht wie die anderen Geister auf den Friedhöfen. Im Gegensatz zu diesen leuchtet ihre Haut und sie fühlt sich auch nicht kalt an, so wie es für Geister normal wäre.
    Sie scheint auch nicht nur ihr Gedächtnis verloren zu haben, sondern auch noch in großer Gefahr zu schweben. Denn mit Storys Auftauchen ist auch das Erscheinen von mystischen und düsteren Gestalten verbunden, deren Geheimnis aufgeklärt werden muss um Storys Leben noch rechtzeitig retten zu können.
    Damit beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, bei dem nicht nur Storys Leben in Gefahr ist und bei dem jede Sekunde zählt.
    In seinem neuen Buch „Memory – Stadt der Träume“ nimmt Christoph Marzi seine Leser mit auf die Reise durchs herbstliche London und damit in ein Abenteuer mit, das einen gewohnt von Anfang an in seinen Bann zieht und lebhaft an der Geschichte teilnehmen lässt.
    In diesem Buch stimmt einfach wieder alles. Von Anfang an herrscht eine schöne und dichte Atmosphäre, da der Schauplatz London nicht nur eine wunderschöne Stadt ist, sondern Marzi hier auch wieder die Umgebung detailliert beschreibt.
    Mit seinem gewohnt wunderschönen und bildreichen Schreibstil schildert Marzi die abenteuerliche Geschichte von Jude und Story auf der Jagd nach Storys Erinnerungen durch London, wobei die beiden von einer gefährlichen Situation in die nächste rutschen und bald merken, dass mehr hinter der ganzen Geschichte steckt als nur verlorene Erinnerungen und sich die beiden Jugendlichen in größter Gefahr befinden.
    Mit Jude und Story hat „Memory – Stadt der Träume“ zwei sehr sympathische und normale und somit glaubwürdige Protagonisten gefunden, mit denen man bangt und leidet und sich so ganz in der Geschichte fallen lassen kann. Man wird regelrecht ein Teil der Geschichte und durchlebt das Abenteuer der beiden mit ihnen.
    Die Idee zur Handlung ist wieder sehr gelungen mit vielen phantastischen Elementen. Die Spannung ist von Anfang an Vorhanden und steigert sich bis zum Ende hin noch einmal enorm, so dass ich das Buch in wenigen Stunden ausgelesen habe. Überhaupt lässt sich die Geschichte schnell lesen.
    Das Buch enthält viele Überraschungen und Wendungen, die immer wieder neue Aspekte liefern und so die Geschichte abwechslungsreich machen.
    Der Grusel und die Mystik kommen aufgrund der düsteren Friedhofsatmosphäre auch nicht zu kurz und ließen mir des Öfteren einen angenehmen kalten Schauer über den Rücken laufen.
    Trotz der überwiegend düsteren und geheimnisvollen Stimmung wird die Geschichte durch Witz gespickt aufgelockert, da vor allem die Geister viel Humor zeigen.
    „Memory – Stadt der Träume“ war wieder einmal ein wunderschönes Buch eines unglaublich talentierten Autors, das einem zum Träumen brachte und einfach nur schön zu lesen war.
    Nur wenigen Autoren gelingt es so intensiv, dass man sich als Teil einer Geschichte fühlt und bei Marzi weiß ich einfach, dass ich eine schöne Geschichte bekomme, die für jedes Alter geeignet ist und nicht nur Jugendliche anspricht.
    Ich freue mich immer wieder auf neue Bücher des Autors und lese sie mit großem Vergnügen.
    „Memory“ kann ich wie alle anderen Bücher von Marzi nur empfehlen.


    5 von 5 Sternen! :anbet :anbet :anbet :anbet :anbet

  • Nicht nur äußerlich gleicht „Memory – Stadt der Träume“ seinem Vorgänger beim Arena- Verlag, auch das Grundgerüst der Geschichte erinnert sehr an „Heaven – Stadt der Feen“. Ein Junge findet ein Mädchen, das ein übersinnliches Problem hat, eine wilde Jagd durch London beginnt und endet in einem Showdown. Das war es dann aber auch schon mit den Ähnlichkeiten. In „Memory“ wagt sich Christoph Marzi in die Zwischenwelt zwischen Leben und Tod, die Welt der Geister, die an ihrem sterblichen Leben festhalten. Hauptschauplatz des Buches ist daher der Highgate Cemetery, der wohl bekannteste von sieben viktorianischen Friedhöfen rund um den Londoner Stadtkern, auch die Glorreichen Sieben (Magnificent Seven) genannt. Dorthin zieht es Jude Finney, den Jungen, der Geister sehen kann, immer wieder, und er erlebt allerlei Abenteuer mit den Geistern berühmter und weniger berühmter Verstorbener.


    Man erfährt viel Interessantes über Highgate und die anderen Friedhöfe, aber auch über Geister. Damit hält sich die Geschichte phasenweise über Wasser, denn die eigentliche Handlung um Jude und Story, das Mädchen ohne Erinnerungen, hat durchaus ihre Längen. Auch sind die beiden keine Charaktere, mit denen man ohne Probleme warm wird. Lediglich Miss Rathbone ist eine Figur, die man vom ersten Augenblick ins Herz schließt.


    Neben den spannenden Informationen über die Friedhöfe Londons kann „Memory“ vor Allem durch den wundervollen, beinahe schon poetischen Schreibstil des Autors überzeugen. Er verpackt das, was er sagen will, in schöne Worte, ohne dabei ins Lächerliche oder Übertriebene abzugleiten.


    „Story und Jude lauschten gebannt den Worten, die ihnen geschenkt wurden. Denn das gehörte sich so, wenn jemand auf dem Friedhof eine alte verstaubte Geschichte mit jemandem teilte. Geschichten, das wusste Jude, waren wertvoll, denn sie halfen einem, die Welt zu verstehen.“ (S. 93)


    Mit „Memory“ erfindet Christoph Marzi das Rad sicherlich nicht neu, aber es gelingt ihm, den Leser permanent bei der Stange zu halten – wenn nicht mit der Geschichte, dann mit interessanten Informationen oder schönen Worten. Wer „Heaven“ mochte und ein wenig Interesse für die Geschichte der Londoner Friedhöfe aufbringen kann, wird an diesem Buch sicherlich Gefallen finden, ebenso wie alle anderen Leser, die sich für Urban Fantasy begeistern können.

  • Vor einem halben Jahr hielt sich der 17-jährige Jude Finney noch für einen ganz normalen, durchschnittlichen Jungen. Das änderte sich als er eines Tages an einer Unfallstelle vorbei kam und einen Mann auf der Straße liegen sah, den niemand sonst zu bemerken schien, und der sich kurze Zeit später in Luft auflöste. So entdeckte Jude zufällig, dass er Geister sehen kann. An diesem Tag lernte er auch Miss Rathbone kennen, die ihn schließlich mit den Geistern auf dem Highgate Cemetery bekannt machte.


    Jude verbringt von da an viel Zeit mit den verschiedenen Geistern und Miss Rathbone auf dem Friedhof, vor allem wenn sein Vater mal wieder auf Geschäftsreise ist. Dabei entdeckt er eines Nachts ein ihm unbekanntes Mädchen auf dem Friedhof. Sie ist weder ein Geist, noch ein Mensch, sondern irgendetwas dazwischen. Sie hat keinerlei Erinnerungen mehr, weiß nicht einmal ihren Namen oder wie sie auf den Friedhof gelangt ist. Die anderen Geister geben ihr den Namen Story und gemeinsam mit Jude wollen sie ihr dabei helfen herauszufinden, wer sie ist oder war bzw. ob sie tot oder noch am Leben ist …



    Memory ist ein toller, liebenswerter Fantasyroman, mit dem Christoph Marzi sein Können unter Beweis stellt und sogar den von Grimm enttäuschten Leser wieder für sich gewinnen kann.


    Genau wie schon mit Heaven entführt er den Leser nach London und verleiht der Stadt und vor allem ihren Friedhöfen, insbesondere dem Highgate Cemetery, etwas Magisches. Er beschreibt das herbstliche London so malerisch, dass man die Stadt mit ihren tollen Schauplätzen und den von der Jahreszeit bunt gefärbten Blättern genau vor Augen hat. Dabei ist sein toller Schreibstil nicht nur sehr bildlich, sondern an einigen Stellen schon richtig poetisch, mit wundervollen Vergleichen und Beschreibungen, die man sich einfach mehrfach auf der Zunge zergehen lassen muss.


    Doch nicht nur das fantastische Setting und Marzis Art zu Schreiben machen dieses Jugendbuch zu etwas besonderem, sondern vor allem die einzigartigen Charaktere, die man einfach ins Herz schließen muss. Das gilt in diesem Fall nicht nur für die sympathischen Protagonisten Jude und Story, sondern auch für die ganzen liebenswürdigen Nebenfiguren. Die Füchsin Miss Rathbone, die ebenfalls Geister sehen kann und über deren wahres Wesen man eine ganze Weile im Dunkeln gelassen wird, ist eine Figur, auf die man auf keinen Fall verzichten möchte. Sie steht Jude und Story immer zur Seite und begeistert nicht nur die Beiden mit ihren Geschichten, sondern auch den Leser.
    Aber auch die zahlreichen Friedhofsgeister aus den verschiedensten Epochen sind unheimlich interessant. Hinter jedem von ihnen verbirgt sich eine eigene Geschichte und durch ihre unterschiedlichen Charaktere unterscheiden sie sich stark voneinander. Man fängt nach einer Weile fast schon an Jude um seine Fähigkeit zu beneiden, weil man am liebsten selbst auf den Friedhöfen Londons umherwandern und die Geister verschiedener, historischer Persönlichkeiten kennen lernen möchte, denn über die meisten von ihnen erfährt man nur recht wenig.


    Die Handlung dreht sich natürlich vor allem um die rätselhafte Story, die am Anfang niemand so richtig einzuordnen vermag. Im Gegensatz zu allen anderen Geistern, die ihre sterblichen Gebrechen verlieren und alles über ihr vergangenes Leben, einschließlich ihres Todes, wissen, hinkt sie und weiß nichts über sich oder wie sie zu dem wurde, was sie jetzt ist. Während sich alle anderen Geister für Jude kalt anfühlen und er durch sie hindurch fassen kann, ist Story warm und ihre Haut gibt nur leicht nach. Trotzdem wirkt sie nicht wie ein Mensch, sondern so nebelig wie ein Geist. Schnell kommt bei Miss Rathbone und den anderen Geistern die Vermutung auf, dass Story zwar noch nicht tot ist, aber eben auch nicht mehr ganz lebendig, sondern sich irgendwo dazwischen befindet. Das bedeutet allerdings auch, dass Story wahrscheinlich nicht mehr allzu viel Zeit bleibt und sie ihren Körper schnell finden müssen.
    Damit beginnt eine schwierige Suche nach Storys wahrer Identität, die vor allem im letzten Drittel für viel Spannung sorgt. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr Erinnerungen kehren zu ihr zurück, was sie aber auch dem Tode näher bringt. Verzweifelt bangt man mit Jude und Story, ob es ihnen noch rechtzeitig gelingen wird Storys Körper zu finden und ihr Leben zu retten.


    Bei ihrer Suche stoßen sie auf eine alte, beängstigende Legende, die die Existenz aller Geister in London bedroht und eng mit dem Schicksal von Story verbunden ist. Beide müssen sich in große Gefahr begeben um das Geheimnis zu lüften und somit nicht nur Story, sondern auch die Geister von Highgate zu retten.
    Außerdem gilt es auch noch eine Antwort auf die Frage zu finden, warum Jude Geister sehen kann. Dabei wird auch Judes relativ schwierige Beziehung zu seinem Vater näher beleuchtet. Leider wird die Erklärung für Judes Fähigkeit ziemlich kurz abgehandelt, dafür ist sie allerdings umso interessanter und außergewöhnlicher.


    Der einzige Kritikpunkt an dem Buch, falls man ihn denn als solchen bezeichnen kann, ist die Ähnlichkeit zu Heaven, denn die Parallelen sind für jeden der beide Bücher kennt deutlich sichtbar. Das ist nicht zwingend negativ, da beide Romane für sich wirklich toll sind. Man sollte sie aber wohl besser nicht unbedingt direkt hintereinander lesen, damit sich einem die Gemeinsamkeiten nicht zu sehr aufdrängen.


    Ferner hat Christoph Marzi zahlreiche Anspielungen auf Musiker sowie Songs eingebaut, deren Bedeutungen sich einem Laien, für den die meisten davon vermutlich unbekannt sind, leider nicht erschließen. Den Lesefluss stören sie aber nicht im Geringsten.



    FAZIT
    Memory ist ein wirklich fesselnder Fantasyroman mit einer spannenden Handlung und einer zarten, aber sehr schönen Liebesgeschichte. Die verschiedenen Figuren sind interessant und vielseitig, insbesondere die unterschiedlichen Geister, aber vor allem sehr liebenswert.
    Leider lassen sich die Parallelen zu Heaven nicht leugnen, sodass man die Bücher besser mit etwas zeitlichem Abstand lesen sollte, sofern man denn beide lesen möchte. Ansonsten kann man das Buch aber uneingeschränkt all jenen empfehlen, die auf der Suche nach einer wundervoll geschriebenen, packenden Geschichte mit einer Prise Romantik sind.

  • Die Zutaten für diese Story scheinen perfekt zu sein: London, diesmal in herbstlicher Stimmung; viktorianische Friedhöfe, mal mit, mal ohne Geister; durchweg sympathische Protagonisten und das Ganze unterlegt mit dem wunderbar bildhaften Schreibstil des Autors. Ein „typischer Marzi“, könnte man also meinen. Stimmt aber nur bedingt.


    Nicht, dass jetzt ein falscher Eindruck entsteht. Mir hat das Buch gut gefallen! Jedoch war es mir im direkten Vergleich mit Marzis Serie der „uralten Metropolen“ etwas dünn und … ja, für seine Verhältnisse …. nicht tiefgängig genug.


    Ich mag es, wenn Christoph Marzi sich in erzählten Geschichten in der eigentlichen Geschichte auslebt und dadurch eine wunderbar verschachtelte, farbenprächtige Welt entstehen lässt. In Memory ~ Stadt der Träume war dies leider nicht der Fall. Und genau das habe ich schmerzlich vermisst.
    Vielleicht hätte so etwas aber auch nur sehr schwer, wenn überhaupt, in ein solch dünnes Buch von 328 Seiten gepasst. Vielleicht kann sich Christoph Marzi nur in einer mehrbändigen Serie ausleben und richtig zur Geltung kommen? Mag sein. Dennoch hat mir dieses Buch, wie gesagt, gut gefallen und erhält lediglich auf Grund seiner Kürze und relativen Knappheit einen Punktabzug.


    Fazit: Durchaus ein Wohlfühlbuch, welches man … nicht nur als Fan von Christoph Marzi und seiner Art des Schreibens … gelesen haben sollte, sondern auch für alle anderen Leser eine schöne Reise ins mystische London, die mir persönlich 8 Sterne wert ist.