'Der dunkle Thron' - Seiten 099 - 193

  • Das ist der Grund warum ich sie nur für eine gute Autorin halte und den Hype nicht verstehen kann, dennoch gerade bei diesem Buch glaube ich muß gegen ein hartes (Vor?)Urteil auf mal ein grober Keil gestattet sein.

  • Ich bin beeindruckt, wie sehr Nick nach dem Tod seines Vaters Verantwortungsbewusstsein zeigt. Er macht sich wirklich Gedanken wie er das Erbe erhalten und wieder ausbauen kann. Er will den Turm renovieren, das Gestüt wiederbeleben und die Einnahmen strenger kontrollieren, als sein Vater es tat. Man bekommt den Eindruck von einem jungen Mann der viel zu tun hat aber nicht vor dieser Aufgabe zurückschreckt sondern sich ihr ganz im Gegenteil mit hochgekrempelten Ärmeln stellt. Wirkt auf mich sehr sympathisch. Umso besser, dass er dann natürlich auch noch von Jerome der doch etwas älter ist Unterstützung erhält. Ich mag Jerome übrigens auch sehr, hat eine etwas rüdere Art aber offenbar nen weichen Kern.


    Dass Nick in den Burgfried gezogen ist fand ich auch erst mal besser. Ruhe um sich zu konzentrieren, selber um Dienstboten und dergleichen kümmern und im Kleinen ein Gefühl dafür bekommen wie das mit der Verwaltung so funktioniert. Mein Lieblingssatz in diesem Abschnitt war übrigens: „Sei gegrüßt Spinne, ich bin der Earl of Waringham.“ Das hatte was. *g*


    Aber es wird auch Zeit, dass er langsam auch seiner Stiefmutter klarmacht, wer der Herr im Hause ist. Nach den Prügeln durch ihren Bruder hab ich erst mal gedacht jetzt ist alles aus, aber zum Glück gibt es ja da noch den guten Paten Charles der im Hintergrund ein Auge auf die Sache hat.
    Kurz dachte ich ja, Louise ist ja gar nicht so schlecht, als sie mit Raymond über die gefährlichen Bücher spricht, aber gegenüber Nick ist sie nach wie vor ein Giftgewächs. Richtig schlimm fand ich, als sie einfach so zugelassen hat, dass Raymond zusehen musste wie Nick von Edmund Howard halb totgeschlagen wurde. Ich frage mich zwar immer noch, was Nick und seine Schwester ihr wohl all die Jahre über angetan haben, was ja sicher auch zu einem gewissen Grad Rachegelüste hinterlässt, aber zumindest bei ihrem kleinen Bruder dachte ich, wäre die Zuneigung stärker.


    In London auf dem Pferdemarkt merkt Nick schnell, dass er als Makler gutes Geld verdienen kann. Zumindest (noch) mehr, als wenn er selbst versucht zu verkaufen. Er knüpft durch Mundpropaganda erste Geschäftsbeziehungen und hat wieder Kontakt zu seiner Schwester und ihrem Mann. Dass die beiden jetzt auf der Seite der Reformer stehen ist natürlich auch nicht unproblematisch.


    Königin Catalina wirkte mitfühlend und freundlich, auch wenn man das bei so hochgestellten Personen wohl immer schlecht sagen kann. Ihre Tochter Mary wurde völlig anders dargestellt, als ich sie bisher aus anderen Büchern kenne. Da bin ich noch sehr gespannt, was mit diesem Charakter passiert. Nick hatte nicht wirklich eine Möglichkeit die Bitte der Königin abzulehnen. Vor allem nicht, nachdem er Mary schon vor der Ohrfeige ihres Vaters gerettet hat.


    Cromwell, diese schmierige Gestalt, versucht Nick mit ganz fadenscheinigen Gründen in eine Falle zu locken. Zum Glück ist der Junge nicht blöd und durchschaut den Plan. Aber der Kerl wird ihm sicher noch mehr Scherereien bereiten.


    Der erste Zeitabschnitt im Buch ist vorbei. Mir gefällt die Art wie die Figuren ausgearbeitet sind und man kommt wirklich ganz leicht in die Geschichte rein. Ich les dann gleich weiter. ^^

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Zitat

    Original von beowulf


    Tritt aber oft auch bei Linkshändern auf, g und b desgleichen.


    :gruebel Das wäre mir neu. Legasthenie ist eine audi-visuelle Wahrnehmungsstörung, die man mit einigen Tricks und Übung zumindest teilweise kompensieren kann.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Das Lesetempo ist bei miin diesem Buch ein vollkommen entschleunigtes- ich kann das Buch nur langsam lesen, sonst habe ich das Gefühl, dass mir ganz viel entgeht.


    Ihr habt schon ganz viel geschrieben- meine Ergänzungen:
    "Reeve" war mir neu, es ist eine Art "Vogt", ein Gebietsverwalter und der Begriff "Sheriff" geht darau zurück.
    "Steward" ist ein Hausverwalter, zu deutsch "Hausmeier".


    Ich mache mir beim Lesen keine Gedanken über Nicks Alter, vielmehr bin ich erleichtert, dass er in Edmund einen verlässlichen Freund zu haben scheint. Das gilt ebenso für seine Schwester und und Philipp.



    SubstantiaNigra : Mir geht es so, dass ich einfach nur erstaunt war, dass Legasthenie hier ein Thema ist, wenn es auch nur am Rande auftritt. Wenn man bedenkt, dass sich die Kultusministerkonferenz erst 2003 mit dem Thema beschäftigt hat und den betroffenen Kinder erst seitdem ein Nachteilsausgleich zusteht, finde ich das ganz schön erstaunlich und bemerkenswert. Dabei werte ich das gar nicht und sehe es auch nicht als Krankheit an. More scheint ein aufmerksamer Lehrer gewesen zu sein und es geschafft zu haben, das Nick sogar Freude am Lesen hat. Ich kenne genug Leute, die als "dumm" abgestuft wurden und nie eine Förderung bekamen, nur weil sie diese Teilleistungsschwäche hatten. Das ist heute zum Glück anders. Fördermaßnahmen ab dem Schriftspracherwerb gehören heute zum Standard in jeder Schule und damit ist das Problem gut in den Griff zu kriegen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    von Beowulf: Das ist der Grund warum ich sie nur für eine gute Autorin halte und den Hype nicht verstehen kann, dennoch gerade bei diesem Buch glaube ich muß gegen ein hartes (Vor?)Urteil auf mal ein grober Keil gestattet sein.


    Aber klar doch - schließlich wird man sonst nicht aufgerüttelt um genau auf soetwas auch bei anderen Romanen zu achten - ich finde solche Hinweise insbesondere dort, wo ich mich nicht auskenne - immer hilfreich und bin dankbar dafür.

    Binchen
    :write
    Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält. (William Somerset Maugham) ;-)

  • Zitat

    Original von Regenfisch


    Das leuchtet mir ein. :licht


    Nicht nur bei den umerzogenen, zwei Beispiele:
    - meine große Tochter ist Linkshänderin und ich habe in dem Zusammenhang bemerkt, dass viele Linkshänder erstmal (noch im Kindergarten, wenn sie am Üben und Ausprobieren sind) spiegelverkehrt schreiben. Sie hat z-B immer ANIN statt NINA geschrieben und die N-Striche auch spiegelverkehrt. Da wird ein d mal schnell zum b, wenn es eben dann doch nicht gespiegelt wird. Seit sie zur Schule geht und es richtig gelernt hat, war es allerdings kein Problem mehr. Bei den damaligen Lehrmethoden war es das vielleicht schon eher...


    - eine frühere Klassenkameradin (auch Linkshänderin) hat noch in der 5. o. 6. Klasse auf einem Plakat das Wort "Katzen" mit spiegelverkehrtem Z geschrieben.


    Aber es steht hier ja auch nirgends eindeutig, dass Nick ein Linkshänder ist :gruebel

    Liebe Grüße :wave


    Waldmeisterin


    Every day I give my family two choices for dinner: take it or leave it!


    Nulla unda tam profunda quam vis amoris furibunda


  • Das machen viele Kinder zu Beginn des Schriftspracherwerbs- auch unabhängig von ihrer Händigkeit und ist eine normale Entwicklungssache. Ich habe anteilig genauso viele Links- wie Rechtshänder in der Klasse, die Buchstaben oder Zahlen spiegelverkehrt schreiben.


    Edit ergänzt ein vergessenes Wort.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

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    Original von Bouquineur
    Ich meine, Hilary Mantel beschreibt ihn nicht als klein, untersetzt und Knollennasig. Ich frage mich gerade, ob sie ihn überhaupt beschrieben hat, aber er wirkt zumindest völlig anders als hier. Vielleicht liegt das aber auch an seiner starken Persönlichkeit, dass er bei Mantel einfach größer erscheint.


    Bei Mantel ist er auch kein Sympathie-Träger, ganz im Gegenteil, aber ganz so durchtrieben wie hier wird er nicht dargestellt.


    :grin Zumindest bis Seite 200 beschreibt sie ihn nicht, was danach kommt, kann ich noch nicht sagen. Allerdings ist es aufgrund der Erzählperspektive eher unwahrscheinlich, daß Mantel ihn beschreibt.


    Daß Cromwell bei Mantel kein Sympathieträger ist, würde ich so nicht unterstreichen. Er ist ein Mensch, dem man in manchen Lebenssituationen Sympathien entgegen bringen kann, in anderen eher weniger.

  • Zitat

    Original von beowulf
    Das ist der Grund warum ich sie nur für eine gute Autorin halte und den Hype nicht verstehen kann, dennoch gerade bei diesem Buch glaube ich muß gegen ein hartes (Vor?)Urteil auf mal ein grober Keil gestattet sein.


    @ beo
    Ich glaube der Hype um einen Autor/in von Historienschmöker wird immer größer sein als der um einen Autor, der erfolgreich um Charakter-, Zeitstudien oder Sittengemälden bemüht ist.

  • Zitat

    Original von Pelican
    :grin Zumindest bis Seite 200 beschreibt sie ihn nicht, was danach kommt, kann ich noch nicht sagen. Allerdings ist es aufgrund der Erzählperspektive eher unwahrscheinlich, daß Mantel ihn beschreibt.


    Ich muß mich korrigieren: Cromwell sagt bei Mantel von sich selber, daß er ein wenig zu klein für den Langbogen sei. (S. 195)

  • Was mir in diesem Abschnitt irgendwie negativ aufgefallen ist, dass viele Kraftausdrücke vorkommen. Mich stören nicht die Ausdrücke an sich, sondern für mich passen sie einfach nicht in das historische Bild. Wie z.B.: Verfluchter Drecksack oder Halt die Fresse. Ich kann mir irgendwie nicht so ganz vorstellen, dass die Menschen früher so geredet haben.


    Nick kommt mir fast zu erwachsen für sein Alter vor. Seinen Auszug weg von der Stiefmutter finde ich gut.
    Den Wunsch der Königin sich um Mary zu kümmern konnte er wirklich schlecht ablehnen.
    Das verspricht interessant zu werden.

  • Zitat

    Original von Dona Carlotta
    Was mir in diesem Abschnitt irgendwie negativ aufgefallen ist, dass viele Kraftausdrücke vorkommen. Mich stören nicht die Ausdrücke an sich, sondern für mich passen sie einfach nicht in das historische Bild. Wie z.B.: Verfluchter Drecksack oder Halt die Fresse. Ich kann mir irgendwie nicht so ganz vorstellen, dass die Menschen früher so geredet haben.


    Lies mal historische Briefe- wie wir heute "wohlerzogen" daherreden ist sicher keine Erfindung des 16 und 17. Jahrhunderts.

  • Zitat

    Original von Dona Carlotta
    Was mir in diesem Abschnitt irgendwie negativ aufgefallen ist, dass viele Kraftausdrücke vorkommen. Mich stören nicht die Ausdrücke an sich, sondern für mich passen sie einfach nicht in das historische Bild. Wie z.B.: Verfluchter Drecksack oder Halt die Fresse. Ich kann mir irgendwie nicht so ganz vorstellen, dass die Menschen früher so geredet haben.
    .



    Lustig, ich finde eigentlich das das die Geschichte doch gleich viel authentischer macht - daher hab ich mich über Jerome Dudleys kernige Ausdrucksweise eher gefreut ^^. Ich kenne das eigentlich aus vielen historischen Romanen, diese kommen mir immer besonders detailgetreu vor.

  • Zitat

    Was mir in diesem Abschnitt irgendwie negativ aufgefallen ist, dass viele Kraftausdrücke vorkommen. Mich stören nicht die Ausdrücke an sich, sondern für mich passen sie einfach nicht in das historische Bild. Wie z.B.: Verfluchter Drecksack oder Halt die Fresse. Ich kann mir irgendwie nicht so ganz vorstellen, dass die Menschen früher so geredet haben.


    Also welche unflätigen Ausdrücke sie genau verwendet haben, weiß man natürlich nicht immer. Aber gegeben hat es mit Sicherheit welche. Leider gibt es außer Briefen und Gedichten nicht viele Möglichkeiten, dies zu recherchieren. Aber als die ersten Romane und Erzählungen aufkamen, gab es auch dort sofort solchen Schmutzkram. Der wurde sicher nicht da erst erfunden.
    Schade, dass man nicht genau weiß, was die Hieroglyphen wörtlich bedeuten. Vielleicht gab es da ja auch schon passende Zeichen und wir wissen es bloß nicht. :lache So ähnlich wie unsere Smilies. :rofl

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Das ich mir nicht vorstellen kann, dass die Menschen früher so geredet haben bedeutet ja nicht, dass es nicht wirklich so war.
    Ganz bestimmt haben sich die Leute früher auch beschimpft, aber ich hab mir das irgendwie immer altmodischer vorgestellt und nicht mit so "modernen" Ausdrücken.
    So wie, Lasse er kein Wort mehr über seine Lippen gleiten, statt Halt die Fresse. :-D