Zoe von Clay Carmichael

  • Clay Carmichael
    Zoe
    Carl Hanser Verlag
    Jugendbuch ab 12
    ISBN: 3446237836
    Taschenbuch 13,90 Euro


    „Zoe“ von Clay Carmichael ist wirklich ein besonderes Jugendbuch. Als Zoe zu ihrem Onkel Henry zieht, fällt es ihr sehr schwer Menschen zu vertrauen. Zu oft ist sie enttäuscht worden: von ihrer Mutter, die an schweren Depressionen litt und sich das Leben nahm, und von deren diversen Männern, um die sie sich merh kümmern mußte als umgekehrt. Tiere stehen ihr sehr viel näher, für diese hat sie ein fast magisches Gespür. So freundet sie sich mit einem wilden Kater an und streift mit ihm durch die Gegend. Nur langsam öffnet sich Zoe, von ihrem Onkel, der ihr Zuneigung gibt, ohne sie zu bedrängen, und seinen Freunden ermutigt. Aber Zoe muss auch lernen, dass es neue Verletzungen mit sich bringen kann, zu vertrauen und zu lieben.


    Auf ihren Streifzügen durch die Natur begegnet Zoe ein merkwürdiges Paar: ein weißes Reh und ein verwilderter Junge. Die beiden sind jedoch in Gefahr und Zoe muss ihnen helfen.
    Clay Carmichael hat in „Zoe“ eine besondere Sprache geschaffen, die jugendgerecht ist ohne banal zu sein, die nie ungelenk, sondern sehr genau und von schlichter Poetik ist. Besonders aufgefallen sind mir die präzisen Nauturbeschreibungen. Da hat jemand genau gewußt, worüber er schreibt. Birgitt Kohlmann hat das Buch sehr einfühlsam und genau übersetzt.


    Die Hauptfiguren Henry und Zoe sind sehr tief ausgelotet und Charaktere, die sich dem Leser einprägen. Die Beziehung von Zoe und Henry ist einfühlsam aber auch komisch beschrieben. Zoe ist nicht auf den Mund gefallen und ihre Dialoge mit Henry bringen viel Humor in die Geschichte. Einige Nebenfiguren sind ein wenig eindimensional geratet, was an der Fülle des Personals schwer zu vermeiden war. Die Menge an Figuren angesichts eines relativ kurzen Romans ist mein einziger Kritikpunkt, wobei einige Figuren doch noch Überraschungen bieten, neue Perspektiven schaffen und das Veränderungspotential von Menschen verdeutlichen.


    Das Ende ist trotz oder gerade wegen seiner Bittersüße ein wenig kitschig. Das lässt sich vielleicht über das ganze Buch sagen – aber es ist Kitsch vom allerfeinsten!

    :lesend Walter Kempowski "Das Echolot"

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  • Was direkt am Anfang beim Lesen des Buches auffällt ist, dass einige Kapitel aus der Sicht einer Katze geschrieben sind, die im weiteren Verlauf der Geschichte eine tragende Rolle übernimmt. Die Protagonistin Zoe wirkt auf den ersten Eindruck sehr erwachsen und reif, doch in manchen Zwistigkeiten, die sie mit ihrem Onkel Henry hegt, fällt auf, dass sie eigentlich doch noch ein Kind von 11 Jahren ist. Dann verfällt sie sehr ins Kindliche, was Kindische. Die Autorin hat eine sehr angenehme Erzählweise und auch das Switchen zwischen Menschen- und Tiersicht hat mir sehr gut gefallen. Nur das Ende kam für mich ein wenig aprupt und ich hätte mir gewünscht, dass das ein bisschen mehr ausgeschmückt werden würde.

    "Katzen achten nicht drauf, welche Namen wir ihnen geben. Sie haben ihre eigenen Namen und brauchen unsre nicht. Darum schaut einen eine Katze auch immer so mitleidig an, wenn man sie beim Namen ruft, den man ihr gegeben hat, als ob man es nie lernt.