Kurzbeschreibung (amazon)
A team of archaeologists, investigating coastal erosion on the north
Norfolk coast, unearth six bodies buried at the foot of a cliff. How
long have they been there? What could have happened to them? Forensics
expert Ruth Galloway and DCI Nelson are drawn together again to unravel
the past. Tests reveal that the bodies have lain, preserved in the sand,
for sixty years. The mystery of their deaths stretches back to the
Second World War, a time when Great Britain was threatened by invasion.
But someone wants the truth of the past to stay buried, and will go to
any lengths to keep it that way...even murder.
Eigene Beurteilung
"The House at Sea´s End" ist bereits der dritte Band um die forensische Archäologin Dr. Ruth Galloway nach "Totenpfad " ("The crossing places") und "The Janus stone". Ich habe vorher nur "Totenpfad" gelesen. Da die Handlung auf die jeweils vorhergehenden Romane Bezug nimmt, tat sich für mich eine Lücke auf, jedoch konnte ich dem Inhalt des dritten Bandes trotzdem folgen.
Ruth Galloway hat inzwischen von DCI Harry Nelson, den sie im ersten Band kennengelernt hatte, ein uneheliches Kind bekommen, das sie allein aufziehen will, da Nelson verheiratet ist. Offiziell weiß niemand, wer der Vater ihrer Tochter Kate ist, ihre Freunde hegen aber einen Verdacht.
Eine Gruppe Wissenschaftler findet am Strand von Broughton bei Grabungen sechs Skelette. Ruth wird wegen der Altersbestimmung der Knochen zu Rate gezogen und stellt fest, dass die Skelette seit mindestens fünf Jahrzehnten im Sand gelegen haben. Aufgrund von Fesseln an den Händen und Einschussöffnungen in den Schädeln beginnt sie Polizei zu ernmitteln. Ihre Befragungen führen sie ins "House at Sea`s End", einen alten Herrensitz direkt an den Klippen, der im Zweiten Weltkrieg Stützpunkt der "National Home Guard" gewesen war. Der Vater des derzeitigen Besitzers Jack Hastings hatte mit seinen Männern die Küste bewacht, da Gerüchte im Umlauf waren, dass die Deutschen eine Invasion an diesem "unauffälligen" Ort planten. Als Ruth Galloway anhand der Knochenanalyse herausfindet, dass die Ermordeten tatsächlich aus Deutschland stammten, werden die Ermittlungen intensiviert und ehemalige Mitglieder der National Home Guard verhört, die jetzt hochbetagt in Altersheimen der Umgebung leben. Seltsamerweise versterben diese alten Männer, bevor die Kriminalbeamten sie erneut vernehmen wollen.
Schließlich wird auch noch ein junger deutscher Journalist erstochen, der ein Buch über die Geschichte des Zweiten Weltkriegs schreiben will. Wer kann nach knapp 70 Jahren noch ein so reges Interesse an der Vertuschung der damaligen Ereignisse haben, dass er dafür morden würde?
Entgegen der Inhaltszusammenfassung handelt es sich meines Erachtens eher um eine Erzählung als um einen Krimi, da die Spannungskurve eher eine Gerade bleibt und selbst der Showdown gegen Ende nicht wirklich mitreissend spannend ist. Dies bedeutet jedoch nicht, dass das Buch nicht lesenswert wäre. Die Geschichte um die Vorgänge an der britischen Küste im Jahre 1940 und die Nachwirkungen bis in die Gegenwart ist durchaus interessant. Ruth Galloway ist wieder erfrischend nichtperfekt und humorvoll. Sie kämpft die ganze Zeit mit ihrem schlechten Gewissen, weil sie ihre Arbeit spannender findet als die Rolle der Säuglingsmutter. Zwar liebt sie ihre Tochter sehr, fühlt sich aber durch die Mutterrrolle nicht ausgefüllt und muss allerhand Kritik einstecken, weil sie das Baby viel fremdbetreuen lässt.
Der Roman ist flüssig und gut lesbar, aber nicht immer geradlinig geschrieben, es kommen mittendrin immer wieder Rückblenden in die Neunziger Jahre vor, als Ruth mit ihrer Freundin und Kollegen Tatjana, die jetzt bei ihr zu Besuch ist, die Gräuel (Freilegung von Massengräbern) in Bosnien miterlebte. Diese Szenen wären meiner Meinung nach verzichtbar gewesen.
Als angenehm empfand ich es, dass man nicht mit gerichtsmedizinischen Details überlastet wird wie in anderen Forensikkrimis, hier werden die Untersuchungsmethoden und -ergebnisse kurz dargestellt.
Hilfreich ist auch eine Straßenkarte der Coast Road in Broughton, anhand derer man eine bessere Vorstellung vom Ort des Geschehens hat.
Fazit: "The House at Sea´s Ende" ist ein ruhiger unblutiger Krimi mit Rückblenden in die Zeit und Ängste des Zweiten Weltkriegs. Wer keinen superspannenden Thriller erwartet, ist damit gut beraten.
7 Punkte
Edit: Dt. Titel und ISBN eingefügt, damit die Ausgabe auch im Verzeichnis auftaucht. LG JaneDoe