Zitat«Es war eine weitere unsterbliche Melodie von Albert. Und doch war sie sterblich, denn mit ihm würde auch sie die Welt auf immer verlassen. Es war Alberts Todesmelodie, sein Requiem. Es war gut. Teuflisch gut.»Albert Leblanc führt ein trostloses Leben als Koch in der verrauchten Dorfbeiz von Rechthalten. Ständig wird er vom Wirt erniedrigt und von betrunkenen Gästen verhöhnt, Anerkennung erhält er kaum. Die einzigen Freuden in seinem Alltag sind das Gitarrenspiel, der Absinth – und die Serviertochter Mona, die ihm als ein-zige etwas Sympathie entgegenbringt. In einsamen Momenten hängt er immer öfter morbiden Gedanken nach. Er beschliesst, in vier Tagen all den Bosheiten ein Ende zu setzen. Albert macht sich an sein schauriges Werk ...Ob sich heute in Rechthalten noch jemand an Albert Leblanc zu erinnern vermag? Wer seinerzeit regel¬mässig in die Wirtschaft pilgerte, wird sich womöglich noch ein Bild seiner schmächtigen Gestalt machen können. Es würde allerdings nicht erstaunen, wenn er vollends in Vergessenheit geraten wäre. Dies ist seine so verwegene wie tragische Geschichte.
Viele junge Autoren versuchen bekannten Kollegen nachzueifern, oder sich einem Genre anzuschließen, welches gerade besonders angesagt ist. Der 27jährige David Bielmann ist hier eine Ausnahme. Das soll aber nicht heißen, dass man sich seinen Namen nicht merken muss. Im Gegenteil – Sein etwas anderer Roman gewann 2010 einen Literaturwettbewerb. Damit zeigt er, dass es sich lohnt eigene Wege zu beschreiten.
Der Leser wird an die Seite von Albert Leblanc geführt. Sein Leben ist nicht unbedingt das, was man als Traumleben bezeichnen würde. Als Koch in einer kleinen Dorflokalität wird er ständig von seinem Chef tyrannisiert, die Gäste sind auch nicht gerade liebenswert. Anerkennung oder freundliche Worte gibt es nur selten. Aus diesem Grund verzieht er sich in eine Welt von Gitarrenspiel und Absinth. Trotz einiger Freuden mit der Serviertochter Mona kommen ihm irgendwann immer mehr Selbstmordgedanken, die er auch in die Tat umsetzt. Doch selbst da verhöhnt ihn das Schicksal. Der Selbstmord misslingt, aber zu seinem Glück wird er für tot erklärt. Damit beginnt ein ganz neues Leben für ihn.
Von Menschen die versehentlich für tot erklärt wurden, hat man schon öfters was in den Medien gelesen. Warum diese ungewöhnliche, aber realistische Situation nicht für einen Roman aufgreifen. Mich konnte der Autor mit dieser Idee von Anfang an begeistern.
Eine gute Idee allein reicht jedoch nicht. Die Umsetzung eines Werkes muss genauso stimmig sein. Meine anfänglichen Bedenken, ob ein so junger Autor, es schafft dieses heikle Thema gut umzusetzen, waren allerdings unbegründet. David Bielmann versteht mit Worten umzugehen. Von Anfang an achtet er auf eine abgerundete und logische Zusammensetzung der Zusammenhänge. Die Welt von Albert Leblanc ist so authentisch gestaltet, dass man selbst in eine depressive Grundstimmung entführt wird. Dabei achtet er jedoch stets darauf nicht zu dramatisch zu werden, sondern auch genügend Spannung und eine gewisse Portion Humor mit einzubauen. Diese gelungene Kombination, die den Leser mit genügend Abwechslung versorgt, um ihn durchgehend zu beschäftigen, ist alleine schon preisverdächtig.
Nichtsdestotrotz benötigt der Leser trotzdem einige Zeit, um wirklich in die Handlung hineinzukommen. Zum einen sorgt dafür der gewöhnungsbedürftige Stil des Autors, und auf der anderen Seite der Protagonist selbst. Die Hauptfigur wird zwar authentisch und farbenfroh gestaltet, aber es benötigt etwas Zeit um seine Gedanken, seine Situation und somit seine Handlungen gänzlich zu begreifen. An den beschreibenden und doch sachlichen Stil gewöhnt sich der Leser genauso schnell, wie an das Leben der Figur. Er ist eben etwas gehobener als viele bei einem Roman erwarten würden. Nach 30 Seiten merkt man nichts mehr, außer der Tatsache, dass auf einmal die Geschichte aufhört.
Bis zum Schluss schafft es David Bielmann zu fesseln und zu überzeugen. Bei einem solchen Thema ist dies nicht selbstverständlich und genau aus diesem Grund ist der 1. Platz für dieses Werk nur nachvollziehbar.
Das Leben nach dem vermeintlichen Tod ist so konstruktiv und bemerkenswert, dass ich vor einer solchen Idee für einen Verlauf wirklich meinen Hut ziehe. Sie ist einmalig.
Abgerundet wird dieses vielversprechende Werk durch das ansprechende Cover, welches einen Baum von seiner Kahlheit zur vollen Pracht mit eingebauter Gitarre zeigt. Kreativität, wie man sie im Buch wiederfinden kann.