Gebrauchsanweisung für Vietnam, Laos und Kambodscha - Benjamin Prüfer

  • Gebrauchsanweisung für Vietnam, Laos und Kambodscha von Benjamin Prüfer


    ISBN: 3492276024


    Verlag: Piper Taschenbuch


    Erscheinungstermin: 2011


    Seitenzahl: 240


    Über den Autor:
    Benjamin Prüfer, Jahrgang 1979, ist einem großen Publikum durch Detlev Bucks Film "Same same but different" bekannt geworden, der - wenn auch verfremdet - die Geschichte Prüfers, seiner mit HIV-infizierten kambodschanischen Ehefrau Sreykeo und ihren gemeinsamen Kindern erzählt.
    Prüfer, der als Journalist für große deutsche Zeitungen schreibt, lebt mit seiner Familie in Phnom Penh.


    Über den Inhalt:
    Vietnam, Laos und Kambodscha - das frühere Indochina bildet den Gegenstand dieser Reisebeschreibung und hat es sich zum Ziel gesetzt, etwas von buddhistischen Tempeln und Bratnudeln, von halsbrecherischen Fahrten mit dem Mofa durch Phnom Penh oder wenig vertrauenswürdigen Bootstouren auf dem Mekong zu erzählen.
    Prüfer berichtet von den Orten, an denen das alte Kolonialreich noch zu finden ist und davon, wie rasch sich der westliche Konsum in diesen Ländern ausbreitet, warum Kinder das Leben von Erwachsenen in Asien enorm erleichtern und welchen Stellenwert die Literatur in Vietnam einnimmt.


    Meine Meinung:
    Als Benjamin Prüfer sich auf das Projekt "Gebrauchsanweisung für Vietnam, Laos und Kambodscha" stürzte und auf 240 Seiten drei Ländern gerecht werden wollte, nahm er sich viel vor.
    Zuviel, wie er selbst erkennt und diesen Umstand in seinem Nachwort damit begründet, dass das frühere Indochina von Nichtasiaten als Einheit empfunden wird und die Unterschiede kaum spürbar sind und Prüfer selbst als in Kambodscha lebender Autor noch immer nicht alles verstanden hat.


    Auf der Suche nach dem alten Indochina beginnt Benjamin Prüfers abenteuerliche Reiseerzählung mit einer Slowboat-Tour auf dem Mekong, die ihn zwar nicht das alte Kolonialreich finden, aber dafür Bekanntschaft mit zahlreichen Backpackern schließen lässt, die nur eines im Sinn haben: Nach Luang Prabang zu kommen, um auf aufgeblasenen Schläuchen einen Fluss
    hinunterzugleiten.


    Nachdem Prüfer auf den Boden der touristischen Realität zurückgeholt wurde, finden er und der Leser ein Stück laotischer Authentizität im Kapitel Magic Bus.
    Hierin beschreibt der Autor schlaglochgenau und recht unterhaltsam, womit der unerfahrene Reisende während einer Bustour zu rechnen hat und wie er fern vom deutschen Bahnentschädigungsdenken die Langsamkeit entdecken wird.


    Wenn von Indochina die Rede ist, dann kann der Gedanke an Armut und Opium nicht weit sein. Auch die unangenehmen Seiten abseits von Stränden und prächtigen Pagoden nimmt der junge Journalist unter die Lupe und berichtet kenntnisreich von seinen misslungenen Erfahrungen mit Drogen und dem ärmlichen Leben auf der Straße. Dass die höchstpersönlichen
    Erfahrungen Prüfers nicht bei Fremden enden, ahnt der Leser, dem der Film "Same same but different" bekannt ist, in dem die Geschichte des Autors und seiner mit HIV-infizierten kambodschanischen Ehefrau erzählt wird. Prüfer gewährt höchstpersönliche Einblicke in seine Wohn- und Lebensverhältnisse, erklärt, wie der Buddhismus im Alltag funktioniert und warum er
    äußerst ungern in Phnom Penh Mofa fährt. Dass diese Alltagsschilderungen nicht nur äußerst aufschlussreich und unterhaltsam sind, liegt zum einen an der humorvollen, unkonventionellen und lässigen Art wie Prüfer Situationen beschreibt als auch an seinem großem Respekt gegenüber Einheimischen, deren Handeln er nicht völlig begreift.
    So lesenswert die privaten Momente Prüfers auch sind, so manches Mal hält der Leser inne und fragt sich, ob das ein oder andere Kapitel dieser Gebrauchsanweisung nicht bereits für einen Artikel einer großen deutschen Tageszeitung herhalten musste, wenn der Schreibstil weniger locker ausfällt und es mit der Rechtschreibung im Gegensatz zu anderen Kapiteln etwas
    genauer genommen wird.


    Im Gegensatz zu Laos und Kambodscha nähert sich Prüfer dem Nachbarland Vietnam über seine Kultur an. Was böte sich besser an, als einen literarischen Einstieg über Graham Greene's "Der stille Amerikaner" zu wählen, anhand dessen man die weitere Entwicklung dieses kriegsgeschüttelten Landes nachverfolgen kann. Doch Prüfer belässt es nicht bei diesem Buch, sondern
    stellt mit großem Enthusiasmus vietnamesische Literatur vor, die ein Spiegelbild des heutigen Vietnams bietet und eine Übersetzung ins Deutsche, Französische oder Amerikanische geschafft hat und damit eine kleine und feine Literaturszene in Hanoi überleben lässt.
    Neben diesen kulturellen Einblicken nutzt Prüfer die Gelegenheit, auf einer Zugfahrt von Ho-Chi-Minh-Stadt nach Hanoi darüber nachzudenken, was den Süden vom Norden und ihre Einwohner unterscheidet, um zu der Erkenntnis zu kommen, dass er immer noch nicht alles verstanden hat.


    Mein Fazit:
    Viel Kambodscha, wenig Laos und ein wenig mehr Vietnam - wer mit diesem Wissen an Prüfers sehr persönliche Erzählungen herangeht, wird in der vorliegenden Gebrauchsanweisung eine authentische Liebeserklärung an das frühere Indochina vorfinden.

  • Vielen Dank für die Rezi, Salonlöwin. :-)


    Obwohl mir nicht klar ist, wie man gleich drei so unterschiedlichen und kulturell reichen Ländern auf läppischen 240 Seiten auch nur annähernd gerecht werden soll, muss ich unbedingt mal hineinschauen. Bisher habe ich das unterlassen, weil ich bei dem Titel "Gebrauchsanleitung" davon ausging, dass mir hiermit erklärt werden soll, wie ich diese Länder zu bereisen, was ich zu tun und was zu unterlassen habe. Das mag ich nicht. Nun scheint es aber so, als hätte ich mir ein falsches Bild vom Konzept dieser Reihe gemacht. :gruebel


    LG harimau :wave


    P.S. Du bekommst eine PN

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Über den Autor (Amazon):
    1979 geboren, ist Journalist und Autor. Als 23-Jähriger verliebte er sich in die HIV-infizierte Prostituierte Sreykeo, 2006 heirateten die beiden, 2007 veröffentlichte Prüfer ihre gemeinsame Geschichte (»Wohin du auch gehst«). Sie wurde von Detlev Buck unter dem Titel »Same same but different« verfilmt. Prüfer lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Phnom Penh.


    Meine Meinung:
    Wer nach Vietnam, Laos oder Kambodscha reist und wissen will...
    ... warum man als erstes gefragt wird, ob man verheiratet wird, Kinder hat und wie viel man verdient,
    ... was es mit den Schreinen zur Ahnenverehrung auf sich hat,
    ... wie kommunistisch Vietnam denn nun eigentlich ist,
    ... ob man sich von der Regenzeit abschrecken lassen sollte,
    ... wie man sich gegen die allgegenwärtigen Mopeds durchsetzt,
    dem kann man das Buch nur ans Herz legen.


    Ich habe das Buch während meines Vietnamurlaubs gelesen und das war genau richtig, weil man so viele Dinge wiedererkennt und weil man plötzlich wenigstens ein bisschen von dem, was man so erlebt, versteht. Da der Autor in Kambodscha mit seiner Familie lebt, hat er natürlich teife Einblicke in das reale Leben der Bevölerung und teilt die mit seinen Lesern. Der Humor kommt dabei nicht zu kurz. Benjamin Prüfer hat eine tolle Schreibe, sehr locker, zum Teil lakonisch über die Dinge, die ihn selbst immer wieder irritieren und überraschen. Die einzelnen Stories lassen sich unabhängig voneinander lesen.


    Ich hatte mir die Kindle-Edition runtergeladen und auf dem Kindle gelesen. Mir sind dabei keinerlei Formatierungsprobleme aufgefallen, das war alles sehr ordentlich umgesetzt, das Inhaltsverzeichnis lässt sich aufrufen und von dort in die einzelnen Kapitel springen.

  • Hört sich echt interessant an. Auch wenn ich absolut nicht der "Reise-Typ" bin, so werde ich dieses Buch einfach mal in meinem Hinterkopf behalten. In jedem Falle aber herzlichen Dank für diese Buchvorstellung.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.