Die Galerie der Nachtigallen - Paul Harding

  • Zum Autor (frei nach der Homepage des Autors):
    Paul Harding ist eines der Pseudonyme von Paul Doherty, der 1946 in Middlesbrough (Nordostengland) geboren wurde. Der als Lehrer und Schulleiter tätige Paul Doherty studierte Geschichte an der Liverpool University. Unter dem Namen Paul Harding erschienen die ersten sieben Bände der historischen Krimireihe um den Coroner John Cranston und den Ordensbruder Athelstan aus dem 14. Jahrhundert. Weitere historische Romane veröffentlichte Paul Doherty unter den Pseudonymen Celia L. Grace, Ann Dukthas, Anna Apostolou. Heute veröffentlicht Paul Doherty ausschließlich unter seinem Namen.


    Homepage des Autors (englisch)


    Meine Meinung:
    Als ich auf der Suche nach einem historischen Krimi mit Humor war, bin ich auf den Roman „Die Galerie der Nachtigallen“ von Paul Harding gestoßen und bin, um es voraus zu schicken, nicht enttäuscht worden. Paul Harding führt seine Leser ins Jahr 1377 in England. Edward III. ist tot und sein Enkel, Richard II. noch ein Kind. John of Gaunt, zweitältester Sohn von Edward III. führt als Regent das Land, in dem ein Kampf um Macht und Einfluss entbrannt ist.


    Als in London Sir Thomas Springall, ein reicher Kaufmann und Vorsitzender einer Geheimgesellschaft vergiftet aufgefunden wird, beauftragt der Oberrichter Fortescue den Coroner des Königs, John Cranston, die Ermittlungen aufzunehmen und den Fall zu untersuchen. Der sentimentale John Cranston spricht allen Genüssen des Lebens gerne zu, was seiner Arbeit zumeist nicht gerade förderlich ist. Unterstützt wird Cranston durch seinen Schreiber Bruder Athelstan, einem Ordensbruder der Dominikaner, der zur Buße eine kleine Gemeinde in St. Erconwald in Southwark, einem der schlimmsten Stadtteile Londons, mit höchst eigenwilligen Gemeindemitgliedern, als Priester übernommen hat. Der von Schuld und Selbstzweifel geplagte Athelstan hat seine liebe Müh und Not mit dem fetten Cranston, den es ständig nach einer Erfrischung drängt, und der in Folge dessen die meiste Zeit betrunken ist. Dennoch überrascht Cranston den gewitzten Athelstan in einigen Situationen sowohl mit seiner Tatkraft als auch mit seinem messerscharfen Verstand, und so ist das ungleiche Paar eine schlagkräftige Einheit auf der Suche nach dem Mörder von Sir Thomas Springall. Nach außen erscheint der Mord an Sir Thomas Springall geklärt. Der reiche Kaufmann wurde vergiftet in seinem Bett aufgefunden, neben ihm ein Becher vergifteten Weins, den er am Abend zuvor von seinem Majordomus Brampton gebracht bekommen hatte. Brampton selbst wurde am gleichen Morgen erhängt in der Dachkammer gefunden. Schnell erkennen Cranston und Athelstan, dass hinter dem scheinbar klaren Fall mehr steckt, doch sie können nicht verhindern, dass weitere Morde im Zusammenhang mit dem ersten Geschehen. Doch die gefundenen Indizien bringen sie Schritt für Schritt der Auflösung näher, was sie zunehmend in Gefahr bringt...


    Strukturell ist „Die Galerie der Nachtigallen“ wie ein klassischer Who - dunnit aufgebaut und Paul Harding konzentriert sich in seiner Erzählung auf Entwicklung und Auflösung des Kriminalfalls. Dennoch werden nur Krimifans, die auch Spaß an historischen Romanen haben, Zugang zu Paul Hardings Geschichte finden, da die eigentliche Stärke des Romans neben dem amüsanten Ermittlerpaar in der unabdingbaren Verknüpfung von Historie und Kriminalfall liegt. Paul Harding zeigt dabei nicht nur das farbenprächtige, wohlhabende London sondern auch das schmutzige, arme und stinkende London des Mittelalters. Den Kriminalfall erzählt Paul Harding solide und es gelingt ihm Vorhersehbarkeiten weitestgehend auszuschalten und die Spannung bis zur Auflösung im letzten Kapitel zu halten. Selbst wenn der Leser früh eine Ahnung haben sollte, wie die Lösung sein könnte, stört dies nur wenig, da es einfach Spaß macht, dem Ermittlerpaar in seinen Schritten zur Klärung des Falles zu folgen. Schön ist, dass das ungleiche Ermittlerpaar ähnlich wie die klassischen Vorbilder den Fall im Wesentlichen durch Anwendung von Beobachtungsgabe und Logik löst.


    Paul Hardings historischer Krimi „Die Galerie der Nachtigallen“ ist „all jenen ungleichen detektivischen Duos gewidmet, die mit spannenden, amüsanten Abenteuern die Kriminalliteratur bereichert haben“. Mit dem Coroner Sir John Cranston und dem Ordensbruder Athelstan ist Paul Harding genau das gelungen, ein ungleiches detektivisches Duo einzuführen, das uns authentisch und unterhaltsam das mittelalterliche England näher bringt und die Kriminalliteratur und ihre Leser bereichert. Mir hat der Ausflug mit Paul Harding, Cranston und Athelstan so viel Spaß gemacht, dass ich mir den nächsten Band der Krimireihe, „Das Haus des roten Schlächters“, bereits besorgt habe.


    9 von 10 Punkten