Der Schwur der Sünderin - Deana Zinßmeister

  • Erschienen 09/2011
    480 Seiten
    ISBN-13: 978-3-442-47249-9


    Kurzbeschreibung:


    Das Schicksal einer jungen Frau, die in einer Welt aus Angst und Aberglauben um ihre große Liebe kämpfen muss


    Als die junge Anna Maria nach einer gefahrvollen Reise in ihr Heimatdorf Mehlbach zurückkehrt, wird ihr ein kühler Empfang bereitet. Denn mit Veit befindet sich ein geheimnisvoller Fremder an der Seite der jungen Frau, den die Mehlbacher misstrauisch beäugen. Als Veit kurz darauf mit Wölfen im Wald gesehen wird, hängt ihm bald der Ruf an, selbst ein Wolf zu sein. So schlägt das Misstrauen im Dorf in Angst um, und Anna Maria, die nun für alle die „Wolfsbraut“ ist, setzt alles daran, den Mann, den sie liebt, vor einem grausamen Schicksal zu retten …


    Über den Autor:


    Deana Zinßmeister widmet sich seit einigen Jahren ganz dem Schreiben historischer Romane. Bei ihren Recherchen wird sie von führenden Fachleuten unterstützt, und für ihren Bestseller »Das Hexenmal« ist sie sogar den Fluchtweg ihrer Protagonisten selbst abgewandert. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern im Saarland.


    Meine Meinung:


    Ein Buch auf das ich mich schon lange gefreut habe- eine Fortsetzung der „Gabe der Jungfrau“, einer Familiengeschichte aus der Zeit der Bauernaufstände zu Beginn des 16. Jahrhundertes. Ein Buch an das ich deshalb hohe Erwartungen hatte- und das dieses Erwartungen nicht enttäuscht hat. Alles was Herr Palomar dort, inbesondere über die Zeichnung der Figuren gesagt hat, trifft auch auf diese Fortsetzung zu.


    Der große Charme der Romane von Deana Zinßmeister liegt darin, dass sie die Geschichte der Ahnen ihrer Leser beschreibt. Die Herren von und zu, die Pfeffersäcke oder die Künstler, die noch heute die Geschichtsbücher bestimmen kommen bei ihr, wenn überhaupt, höchstens als Randfiguren vor. Ihre Protagonisten sind einfache Leute, Bauern, Bader, Landsknechte. Da wird gehungert, weil die Ernte nun mal vom Wetter abhängig ist, da wird gelitten und gestritten, da geht es um Vorurteile, Ängste und Aberglauben- ach ja, weil das Marketing so großen Wert darauf legt und weil der Klappentext das suggeriert und schon gar das Lesezeichen- es geht auch um Liebe. Aber „eine junge Frau kämpft um den Mann, den sie liebt“- wer so ein Buch lesen will sollte nicht zu diesem Titel greifen- oder doch er sollte und sich dann an einem hervorragenden historischen Roman erfreuen und nicht enttäuscht sein, wenn die Liebesgeschichte darin zwar ein Handlungsstrang bildet, aber keinesfalls ein hochromantisches Liebesdrama vor ihm ausgebreitet wird.


    Deana Zinßmeister setzt die Geschichte um die Familie des freien Bauern Daniel Hofmeister fort- der Mann der sich von seinem Hof entfernt hat, angeblich auf Pilgerfahrt begeben hat und doch ein gefährliches Doppelleben führt, ist er doch in seinem zweiten Eben als Joß Fritz, als Anführer der Bundschuhbewegung bekannt. Seine Tochter Anna Maria hat im ersten Teil ihre Brüder gesucht, die in den Bauernkrieg gezogen sind und sich Thomas Müntzer bei Frankenhausen angeschlossen haben und jetzt kehrt sie nach Hause zurück, mit ihrem Freund und mit ihren Brüdern. Veit, ihr Freund ist ein Wolfsbanner- einer der mit Wölfen gelebt und gejagt hat und der diese Tiere nicht als Bestien, sondern als achtenswerte Geschöpfe ansieht. Das macht ihn in den Augen seiner Mitmenschen zum Werwolf, zum Gestaltwandler, selbst zur Bestie, die gejagt, gefoltert und verbrannt werden muss. Dabei ist selbstverständlich, dass der Leser sich nicht mit den Verfolgern und Folterern identifiziert, aber gar nicht so selbstverständlich, dass die Autorin auch diese Figuren so zeichnet, dass man sie und ihre Motive zumindestens nachvollziehen, verstehen kann.


    Ich will hier kein Buch über ein Buch schreiben, in meiner Begeisterung fielen mir noch viele Aspekte ein, das Buch regt auch zum Nachdenken über das eine oder andere Verhalten an, es regt dazu an sich weiter mit der Geschichte der Bauernaufstände und d er handelnden Figuren zu beschäftigen, es ist kurz gesagt ein ganz hervorragender historischer Roman, den jeder, der dieses Genre mag gelesen haben sollte.

  • Der Schwur der Sünderin - Deana Zinßmeister


    Mein Eindruck:
    Warum es eine Fortsetzung des Romans "Die Gabe der Jungfrau" bedurfte, zeigt sich schnell an der Komplexität und Tiefe der Handlung und Figuren und wie sie sich in diesem neuen Roman noch weiterentwickeln.


    Die Zeit der ausgehenden Bauernaufstände ca. 1525 wird über zahlreiche Details des Lebens und der Arbeit der Leute genauso gut portraitiert wie über ihr gesellschaftliches Verhalten und Moralempfinden. Das gilt insbesondere für die einfachen Menschen.


    Besonders interessant ist wiederum der Handlungsstrang um Anna Marias Freund Veit und die Wölfe, deren Rudel er zeitweise begleitet, sogar mit ihnen jagt. Ich teile Veits Meinung, dass Wölfe faszinierende Tiere sind, auch wenn ich außerhalb vom Zoo noch nie welche gesehen habe. In der Literatur haben sie aber eine Tradition und diese beiden Romane gehören jetzt dazu.


    In gewisser Hinsicht ist Veit die wichtigste Figur im Roman, da sich an seinem Schicksal auch der Verlauf der Handlung und der anderen Figuren abzeichnet. Kurioserweise ist Veit von Razdorf dabei die einzige adlige Hauptfigur.
    Aber auch eine andere historisch belegte Figur, der ehemalige Bundschuh-Aufstand-Anführer Joß Fritz spielt wieder eine wichtige Rolle.
    Von den neuen Figuren gefällt mir persönlich der Quacksalber Adam Fleischhauer, ein ehemaliger Arzt, am besten.


    Deana Zinßmeister hat wieder einen intelligenten, anscheinend gut recherchierten historischen Roman geschrieben, der sich zudem ganz hervorragend und gut lesen lässt.

  • Anfang des 16. Jahrhunderts kehrt Anna Maria in ihr Heimatdorf Mehlbach zurück. Nebst dem gefundenen Bruder, bringt sie auch einen Fremden mit. Veit, der mit den Wölfen spricht, versucht, in dem kleinen Dörfchen an Anna Marias Seite Fuß zu fassen. Die Bewohner sind mehr als mißtrauisch. Als Wölfe im Wald um das Dorf erscheinen und Veit mit ihnen gesehen wird, wird nicht nur Jagd auf die Wölfe gemacht ...


    Dieser Roman ist die Fortsetzung zu "Die Gabe der Jungfrau". Auch wenn man den ersten Band nicht gelesen hat, kann man dieses Buch ohne Probleme lesen. Auf den ersten Seiten gibt die Autorin spielerisch einen Rückblick in Form von Dialogen zwischen den Geschwistern wieder.


    Deana Zinßmeister hat mit diesem neuen Buch eine Fortsetzung geschaffen, die in meinen Augen dem ersten Band in nichts nachsteht. Im Gegenteil. Mir persönlich hat dieser Band sogar noch besser gefallen.


    Dabei legt die Autorin Wert auf historische Genauigkeit und auch beim Verhalten und der Lebensweise der Wölfe hat sie tiefgreifende Recherchen betrieben.
    Im Buch selbst findet man dieses Wissen wieder und es wird glaubhaft an den Leser vermittelt.


    Deana Zinßmeister nimmt bei der Geschichte den Leser an die Hand und entführt ihn in die ganz normale Welt des 16. Jahrhunderts. Man erlebt als Leser die Ängste und Nöten der einfachen Leute, das Aufbegehren der Bauern gegen die Pfeffersäcke und natürlich die Liebe zu denen, die einem nahestehen.


    Das Buch ist sowohl lehrreich, spannend und rührend, ohne dabei schmalzig zu werden. Man kann einige Stunden damit im 16. Jahrhundert versinken und noch lange im 21. Jahrhundert darüber nachdenken.


    Fazit: Eine sehr gelungene Fortsetzung des ersten Bandes, den man einfach nur weiterempfehlen kann.