Junkgirl - Anna Kuschnarowa (14 - 16 Jahre)

  • Empfohlenes Alter: 14 - 16 Jahre

    Über den Autor
    Anna Kuschnarowa, geboren 1975 in Würzburg, studierte Ägyptologie, Prähistorische Archäologie und Germanistik in Leipzig, Halle/Saale und Bremen. Sie unterrichtet Mittelägyptisch an der Universität Leipzig, seilt sich aber regelmäßigaus dem Elfenbeinturm ab und arbeitet dann als freiberufliche Autorin und Fotografin.


    Kurzbeschreibung
    "Die Zeit mit Tara war die großartigste Zeit meines Lebens. Und die beschissenste."
    Alles begann mit Tara. Der schillernden, wilden, außergewöhnlichen Tara, in die sich die unscheinbare Alissa Hals über Kopf verliebt. Um mit Tara zusammen zu sein, beginnt Alissa heimlich ein Doppelleben, irrlichtert zwischen Sein und Schein, belügt ihre Eltern und nimmt Drogen. Sie erlebt ungeahnte Höhenflüge, ist verzaubert, berauscht, fühlt sich unsterblich. Es scheint, als sei Alissas Sehn-Sucht endlich gestillt. Da zeigen sich tiefe Risse in Taras schillernder Welt ...
    Ein überwältigender und rasanter Roman, der mit ungeheurer Wucht vom Rausch der Liebe, der Drogen und dem Erwachsenwerden erzählt.


    Meine Rezension
    Alissa ist das Nesthäkchen der Familie Johansson. Sie wächst in einem christlich-konservativen Elternhaus extrem behütet auf, doch als die ungewöhnliche Tara an ihre Schule kommt, ändert sich alles. Alissa freundet sich mit der drei Jahre älteren Tara an und beginnt, ihr Elternhaus in Frage zu stellen und zu revoltieren: heimlich kleidet sie sich anders und zieht sich auf dem Weg von und zur Schule um und ebenso heimlich trifft sie sich mit Tara und deren lockeren, freakigen Freunden. Ihre Eltern wollen dies verhindern, doch als die Situation zuhause eskaliert, haut Alissa einfach ab und zieht zu Taras Freunden.


    Doch damit besiegelt sie nur ihren Abstieg, denn was Alissa – das behütete Kind - bis dahin noch nicht wusste ist, daß diese Clique die unterschiedlichsten Drogen nimmt. Und bald ist Alissa auch eine von ihnen.


    Das Buch beschreibt ziemlich deutlich und drastisch die Abwärtsspirale, in die man gerät, wenn man sich von Drogen verführen lässt. Erst sind die Freunde locker und cool drauf, alles ist super und man fühlt sich wie der King. Doch bald verblasst das anfängliche Hochgefühl und man braucht die Droge, um sich irgendwie durch den Tag zu bringen… und damit beginnt der Run aufs Geld und man versucht alles Mögliche und Unmögliche, um seine Sucht jeden Tag aufs neue zu finanzieren.


    Ich fand das Buch interessant, berührend und schockierend und würde es durchaus in eine Reihe stellen mit Christiane F. oder Fragt mal Alice.

    Als empfohlenes Lesealter wird hier 14-16 Jahre angegeben – ich weiß nicht so recht, ob ich das gut finden soll, denn es gibt da einige Sezen (z.B. auf dem Autostrich) da weiß ich nicht, ob ich wollte, daß 14-jährige das lesen. Auf der anderen Seite habe ich damals Christiane F. auch schon mit 13 gelesen und das war mindestens ebenso starker Tobak…


    Ich fand auch den Gedanken der „falschen Freunde“ sehr interessant, da wohl die meisten von uns irgendwann in ihrem Leben Freunde hatten, mit denen die Eltern nicht einverstanden waren und mit denen sie uns am liebsten den Umgang verboten hätten (oder vielleicht sogar auch haben). Ich habe mir damals nie einen Kopf darüber gemacht, wieso meine Eltern es lieber sahen, wenn ich mit X abhing anstatt mit Y. Wobei sicher nicht alle „falschen Freunde“ einen auf die Drogenbahn runterziehen…


    Was mir an diesem Buch auch gefallen hat ist,

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Als Tara in das leben von Alissa tritt verändert sich für diese alles.
    Alissa, eine schüchterne 16-Jährige, ist sofort fasziniert von der huskyblauäugigen, wilden, aufregenden Tara, in die sie sich Hals über Kopf verliebt ohne an die Konsequenzen zu denken – Alissas Eltern, erzkonservativ, können Alissas rebellisches Verhalten nicht dulden und wollen sie in ein Internat in Brandenburg stecken.
    Alissa, deren Liebe zu Tara sich zu einer regelrechten Obsession entwickelt hat, nimmt Reißaus von zu Hause und taucht mit ihrer Geliebten in Berlin unter.
    Von nun an können beide tun und lassen was sie wollen und versinken immer weiter im Drogensumpf, in dem Tara schon vor langer Zeit gelandet ist.
    Eine Party jagt die nächste und die schillernde Welt der beiden Teenager zerbröckelt nach und nach immer mehr. Die finale Katastrophe rückt immer näher.
    Mit „Junkgirl“ hat Anna Kuschnarowa ein unglaublich aufwühlendes Buch geschrieben, das einen guten und glaubwürdigen Einblick in eine Welt gibt, die erschütternd ist, vor der man aber nicht die Augen verschließen darf.
    Alissa wird immer mehr in diese Welt voll von harten Drogen, Prostitution und Gewalt gezogen, bei der es um das eigene Überleben geht und vor allem darum, wie man sich möglichst schnell den nächsten Stoff besorgen kann.
    „Junkgirl“ erinnert sehr an Christiane F.s „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“, was vor allem am Schauplatz Berlin und der Thematik Drogenabhängigkeit liegt.
    Es ist erschütternd, beklemmend und auch nachdenklich machend und lässt sich gut und zügig lesen.
    Das ernste und brisante Thema wurde gelungen und glaubwürdig umgesetzt, wenn auch ich einige Handlungen was das Verhalten von Tara und Alissa betrifft nicht ganz nachvollziehen konnte. Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht ihre Probleme habe, aber manches war mir einfach nicht ganz schlüssig.
    Der Wandel war aber dann wieder nachvollziehbarer, den Alissa durchlebte, da ihre Unterdrückung und Intoleranz durch die Eltern gut dargestellt wird und ihr Freiheitsdrang nur verständlich war.
    Leider fand ich aber keinen großen Draht zu den beiden Hauptprotagonisten. Anstatt mit ihnen zu fühlen, hatte ich eher Mitleid mit Alissas Schwester Pia und Taras Oma, die für mich die wahren Leidtragenden der Geschichte und der Abstürze der beiden Jugendlichen waren. Ihr Schicksal war zwar hart, detailliert und erschütternd beschrieben, aber dennoch ließen mich die beiden als Protagonisten kalt.
    „Junkgirl“ ist ein gutes Buch, dessen Geschichte wie eine Spirale ist, die immer mehr ihren Höhepunkt zusteuert und dann im großen Fall endet.
    Das Ende ist tragisch aber passend und hat dadurch Authentizität und Glaubwürdigkeit.
    Ich kann dieses Buch nur empfehlen, da es glaubhaft den Wandel und Fall eines jungen Mädchens zeigt, das unterdrückt von der eigenen Familie sich in eine Liebe zu einer älteren Drogenabhängigen stürzt für die sie nicht unsichtbar, sondern lebendig ist und damit ihr eigenes Schicksal besiegelt.


    4 von 5 Sternen!

  • KLAPPENTEXT:


    Alles begann mit Tara. Der wilden, huskyblauäugigen, verlockenden Tara, in die sich die unscheinbare Alissa Hals über Kopf verliebt. Um mit Tara zusammen zu sein, beginnt Alissa heimlich ein Doppelleben, irrlichtert zwischen Sein und Schein, belügt ihre Eltern und – nimmt Drogen. Sie erlebt ungeahnte Höhenflüge, ist verzaubert, berauscht, fühlt sich unsterblich. Es scheint, als sei Alissas Sehnsucht endlich gestillt. Da zeigen sich tiefe Risse in Taras schillernder Welt...


    ZUR AUTORIN:
    ( Quelle: Beltz&Gelberg )
    Anna Kuschnarowa, geboren 1975 in Würzburg, studierte Ägyptologie, Prähistorische Archäologie und Germanistik in Leipzig. Sie unterrichtet Mittelägyptisch an der Universität Leipzig, seilt sich aber regelmäßig aus dem Elfenbeinturm ab und arbeitet dann als freiberufliche Autorin und Fotografin.
    Bei Beltz&Gelberg erschienen von ihr bereits die Romane „Spielverderber“ und „Schattensommer“.



    EIGENE MEINUNG:


    Zieht euch warm an, denn wenn ihr „Junkgirl“ lest, denn euch wird eine Eiseskälte den Rücken herauf kriechen. So traurig und bedrückend ist die Geschichte von Alissas Wandlung zu Alice und ihrem Pitchblack Angel Tara.


    Alissa kommt aus einer sehr christlichen Familie. Eine Familie, die versucht ihre Kinder zu behüten und vor den Boshaftigkeiten der Welt zu beschützen. Alissa hat sich in dieser Familie immer als das schwarze Schaf gesehen. Sie ist anders. Nicht so nett und großherzig wie ihre Schwester Pia, und auch nicht so glatt. Sie ist eine Rebellin. Außerdem hat sie andere Ansichten davon, was für sie schlecht ist, als ihre Eltern, so dass eine Menge Reibungspunkte entstehen. Als Alissa dann Tara kennen lernt, die ihr nicht immer vorschreibt was sie tun soll, sondern zeigt was Spaß ist und wie toll es ist anders und vor allem nicht langweilig zu sein, ändert sich Alissas Leben schlagartig. Aus der braven Alissa wird Alice. Alice, die nicht mehr zur Schule geht und Drogen nimmt...


    „Junkgirl“ ist ein sehr bewegendes und berührendes Buch. Es beschreibt sehr authentisch den Zerfall eines jungen Mädchens, dass aus seiner Rolle, seinem Umfeld ausbricht, um ...ja um was überhaupt? Um anders zu sein? Um einen Kick zu erleben? Um endlich mal Spaß zu haben? Was davon ist im Leben eines Teenagers so wichtig, dass er / sie zu Drogen greift und sein Leben damit den Hunden zum Fraß vorwirft?
    Fragen, die mich während des Lesens sehr beschäftigt haben. Eine davon ist auch: Wer ist schuld daran? Wer ist schuld, dass ein Jugendlicher zu Drogen greift? Er/sie selbst aus oben genannten Gründen? Oder das Umfeld? Eltern, die Kinder in eine Schublade stecken wollen? Eltern, die Kindern ihren Lebensweg vorgeben wollen? Eltern, die nur das Beste für ihre Kinder wollen?
    Die Frage des Warums und die Frage des Schuld werden im Buch aus unterschiedlichen Blickwinkeln angeschnitten. Anna Kuschnarowa lässt die Antwort darauf aber offen, so dass ihre Leser sich selbst Gedanken darüber machen können, machen müssen. Ein dickes Plus für diese Art Leser nachdenklich zu stimmen darüber, warum Junkies zu Drogen greifen. Denn ich finde es ganz schlimm, dass viele Drogensüchtige einfach damit abgestempelt werden: „Der / Die nimmt Drogen. Selbst schuld!“


    Die Sprache in der Geschichte ist sehr jugendlich slanghaft. Oft wirkt das in Jugendbüchern, die von Erwachsenen geschrieben werden aufgesetzt, was hier aber gar nicht der Fall ist. Die Autorin versetzt sich sehr gut in die jugendlichen Darsteller ihres dramatischen Romans, so dass Ausdruck und Umgangsformen der Charaktere sehr authentisch wirken. Immer wieder gibt es kleine fettgedruckte Einwürfe von Alissa bzw. ihrem Drogen-Ich Alice - die Geschichte ist so erzählt, als ob Alissa sie Revue passieren ließe - , mit denen sie ihr Leben im Drogensumpf kommentiert. Dabei wird deutlich wie stark sich der Charakter verändert und zu welchen psychischen Abgründen und Tiefen ein Leben als Junkie führt.


    Anna Kuschnarowa ist es sehr gut gelungen rüber zu bringen wie gefühlskalt Konsumenten von Drogen werden, wie sehr sie irgendwann von den Drogen beherrscht werden, wie sehr ihre Gefühlswelt darunter leidet bis es irgendwann so weit ist, dass sie das Gefühl haben innerlich schon längst gestorben zu sein... Dies wirkt im Buch so echt, so nah, so eindringlich, dass ich ganz traurig wurde und Alissa, Tara und ihre Freunde am liebsten gepackt und aufgerüttelt hätte.


    FAZIT:


    „Junkgirl“ ist ein Buch, das berührt, das bewegt, das traurig macht, das Gänsehaut verursacht und unseren schwarzen-weißen Horizont so weit öffnet, dass wir ein bisschen farbiger sehen, ein bisschen mehr hinter die Fassade blicken und das uns vielleicht auch ein bisschen verständnisvoller macht.
    Eine absolute Leseempfehlung für Jung und Alt und all diejenigen die vom Thema Drogen direkt oder indirekt betroffen sind.