Inhalt:
John Rain, Eislers legendärer amerikanisch-japanischer Meisterassassine und Spezialist für natürlich aussehende Todesfälle, hat sich aus dem Geschäft zurückgezogen, doch wirklich Ruhe findet er nicht.
In Tokio spüren ihn zwei Männer auf, Ben Treven, ein SpecialOPS Killer in Diensten des US Militärs, und Daniel Larison, ein zutiefst getriebener, von Rachegelüsten zerfressener Mann, der einmal der gleichen Einheit angehörte, aber mit einer kolossalen Erpressung versucht hat, aus dem Leben auszusteigen. Vergeblich - Treven war der Mann, der ihn jagte, und nun spielen sie gezwungenermaßen im gleichen Team.
Treven und Larison überbringen Rain ein Angebot von Colonel Hort, dem Mann, der sie beide trainierte: Er soll gemeinsam mit ihnen gegen exorbitant gute Bezahlung mehrere Männer töten, die Teil einer gigantischen Verschwörung sind, mit dem Ziel, über gefakte Terroranschläge in den US die Bevölkerung so sehr zu verunsichern, dass sie einer faktischen Außer-Kraft-Setzung der Verfassung und Beschneidung ihrer Grundrechte zugunsten eines Überwachungsstaates zustimmen würden.
Rain soll außerdem noch einen vierten Mann in die Operation einbringen: Den Scharfschützen Dox, seinen besten Freund und Kampfgefährten.
Nach den ersten zwei Anschlägen läuft das Vierer-Team in eine Falle und ist fortan auf der Flucht: Eine Gruppe hochgefährlicher Männer mit den unterschiedlichsten Motivationen, die sich einander zutiefst misstrauen und kurz davor stehen, sich gegenseitig umzubringen, obwohl sie nur überleben können, wenn sie zusammenarbeiten.
Und auch die Verschwörung, von der Hort sprach, stellt sich ganz anders dar ... plötzlich sind sie mit der Möglichkeit konfrontiert, für den Tod tausender Menschen verantwortlich zu sein ...
Meine Meinung:
In diesem Buch führt Eisler seine zwei Romanreihen zusammen: Das Buch ist in gewisser Weise eine Fortsetzung der neuen Serie um Ben Treven (der hier zugunsten Larison jedoch etwas in den Hintergrund rückt), doch die liebgewonnenen Helden Rain und Dox aus seiner ersten, hochspannenden Assassinen-Serie werden nun in die Geschichte integriert.
Die Vierergruppe bildet ein explosives Team. Die pure Interaktion dieser so unterschiedlichen Charaktere ist in sich schon eine faszinierende Psychostudie und zudem so fesselnd, dass man das Buch nicht weglegen kann. John Rain übernimmt die Führung im Team, ein kühl kalkulierender, pragmatischer, beunruhigend kalter, doch dennoch an seinen Prinzipien festhaltender Killer, der sich plötzlich fragt, ob er nicht für die vielen Leben, die er genommen hat, etwas zurückgeben müsste, indem er etwas tut, das im Gegenzug noch mehr Leben rettet. Und der abgeklärt und erfahren genug ist, um nicht nur die eigenen Emotionen unter Kontrolle zu haben, sondern auch die der anderen Männer einzubremsen. Dox, dem er blind vertraut, verbirgt hinter der poltrigen Fassade ein weiches Herz und gleichzeitig die brillianten Fähigkeiten eines Meisterscharfschützen. Dox ist in der Lage, eine zum Sieden angespannte Lage durch einen bescheuerten Witz aufzulösen. Was nicht heißt, dass er weniger gefährlich ist als die anderen. Larison schließlich ist der Psychopath, der mit den wenigsten Skrupeln, der höchsten emotionalen Motivation und der am stärksten Getriebene in der Gruppe. Der, bei dem man bis zum Ende nicht weiß, ob er nicht alle anderen erschießen wird, wenn die Geschichte zu Ende ist. Und Ben Treven - weiß nicht, ob seine Loyalität zu ihrem Auftraggeber Hort nicht fehlgeleitet ist und sie alle den Kopf kosten wird.
Die Story ist wie immer gut recherchiert, logisch erzählt und wartet mit einigen Überraschungen auf. Geschickt ist politische Brisanz in persönliche Konflikte verwoben, so dass das Buch brisant und aktuell erscheint, aber trotzdem nicht ins staubtrockene Politdrama abdriftet.
Die besondere Stärke des Romans liegt wie immer bei Eisler in seiner Erzählkunst (die das Lesen zu reiner Freude werden lässt) und seinen phantastisch-vielschichtigen Protagonisten. Action, atemlose Spannung und beklemmende Momente herbeigefürchteter Entscheidungen wechseln sich ab mit überraschenden Ausbrüchen von Humor und warmer Menschlichkeit.
Dennoch erreicht 'The Detachment' nicht ganz das hohe Niveau des Vorgängerromans, Inside Out, der aber auch zu einem der besten Thriller zählt, die ich je gelesen habe. Ich vermute, das liegt daran, dass die Aufmerksamkeit des Lesers sich hier auf vier mehr oder minder gleichrangige Protagonisten verteilt, was dazu führt, dass der einzelne mit weniger Tiefe als üblich beleuchtet werden kann.
'The Detachment' ist aber auf jeden Fall ein toller neuer Thriller aus Barry Eislers Feder, der auf höchsten Niveau unterhält, großen Spaß macht und daneben auch noch den Kitzel politischer Brisanz mitschwingen lässt.
Ein Muss für Fans und eine warme Empfehlung für alle anderen, die heldenzentrierte Thriller mögen.