Manchmal verbergen sich in den Büchern, die aussortiert werden sollten, noch richtige Schätzchen....
Anmerkung: Die Geschichte spielt zwar im 14. Jahrhundert, deshalb habe ich die Rezension zu den historischen Romane gepackt, doch die Zeit ist nicht das Wesentliche, sie könnte auch an einem anderen Ort zu einer anderen Zeit spielen.
OT: Simple Prayers
Kurzbeschreibung:
Italien im 14. Jahrhunderts, eine kleine Insel in der Lagune von Venedig. Eine Welt, die geprägt ist von Liebe und Tod, Magie und Aberglauben. In die auf den ersten Blick friedliche Dorfidylle bricht jäh das Unheil herein: Ein Leichnam, von schwarzen Beulen übersäht, wird ans Ufer gespült und begraben. Noch ahnen die Bewohner nicht, daß der Tote der Pest zum Opfer gefallen ist.
Über den Autor:
Michael Golding schlug sich als Schauspieler und Kellner in New York durch, bis er schließlich nach Europa übersiedelte, um sich ganz dem Schreiben zu widmen. Er entdeckte Venedig, heiratete dort, wurde Vater eines Sohnes und begann mit der Arbeit an seinem ersten Roman, dessen Filmrechte umgehend verkauft wurden. Golding lebt heute in Nordkalifornien.
Meine Rezension:
Auf der kleinen Insel Riva di Pignoli, versteckt in der Lagune von Venedig gelegen, gehen die Menschen der kleinen Dorfgemeinschaft ihren alltäglichen Geschäften nach. Ihr Leben ist bestimmt von den Jahreszeiten, doch als eines Tages der Frühling ausbleibt, gerät ihr Alltag ins Wanken und sie versuchen, den Frühling mit Aberglaube und Mystik auf ihre Insel zu locken. Das mag gelingen, doch sie ahnen nicht, dass nicht nur der Frühling ihre Insel findet, sondern dass ein grausames Unheil ihre Heimat schon längst heimgesucht hat. "Das Licht der Lagune" ist eine zart gesponnene Geschichte um eine verträumte Insel und ihre Bewohner, einfache Menschen, die im Zyklus der Jahreszeiten leben und die alle ihr Schicksal zu meistern suchen. Es geht um Liebe, Verlangen, Sehnsucht und den Schmerz, das nahe Geliebte nicht zu bekommen. Michael Golding erzählt eine leise und doch eindringliche Geschichte, es gelingt ihm, dem Leser seine so unterschiedlichen Figuren ohne explizite Beschreibungen so nahezubringen, dass man das Gefühl bekommt, sie schon lange zu kennen. Von der dicken Ermenegilda über die stumme Piarina mit ihren Heilkräften, von dem leidenschaftlichen Gianluca bis zum frommen Piero, die sich beide in die schöne Miriam verlieben - sie alle tragen die Geschichte, die den Leser in eine Welt mitnimmt, der ein ganz besonderer Zauber innewohnt und ihn so schnell nicht wieder loslässt. Wer leise Töne, eine leichtfüßige und zugleich tiefgründige Sprache schätzt, in der sich bei näherem Hinsehen des öfteren ein Augenzwinkern versteckt, dem wird dieses Buch ebenso gefallen wie mir!
Glatte 8 Punkte!