Verlag: Diogenes
Taschenbuch: 436 Seiten
Kurzbeschreibung:
›Blösch‹ handelt vom Leben eines Spaniers, der als Knecht auf einen Bauernhof kommt, von seinem friedlichen Leben mit den Kühen und von den nicht so friedlichen Dorfbewohnern.
Über den Autor:
Beat Sterchi, 1949 in Bern geboren, ging 1970 nach Kanada und studierte Anglistik. Von 1975 bis 1977 war er Sprachlehrer in Tegucigalpa (Honduras) und beschäftigte sich mit lateinamerikanischer Literatur. Bis 1982 betrieb er weitere Studien in Kanada und war Deutsch- und Englischlehrer in Montreal. Heute lebt Beat Sterchi als freier Schriftsteller in Bern.
Mein Eindruck:
Blösch ist ein nicht zu unterschätzendes Buch mit ungewöhnlichen Stilmitteln, der zwischen Heimat- und Antiheimatroman schwankt, in erster Linie aber zur Emigrantenliteratur der Schweiz gehört. Der Roman ist 1983 zum ersten Mal erschienen und dieses Jahr neu von Diogenes aufgelegt.
Es geht um den Spanier Ambrosio, der in die Schweiz geht um dort auf einem Bauernhof als Melker und Knecht Geld zu verdienen. Später wird er im Schlachthof arbeiten.
Die Beschreibungen der Tätigkeiten wird sehr detailliert gezeigt, vom Vorgang des Melkens bis zum Pfahle setzen.
Wie Ambrosio die Welt auf dem Hof beim Knuchelbauern wahrnimmt, ist ziemlich eindrucksvoll beschrieben. Das Buch ist voller Schweizer Ausdrücke, die der durchschnittliche deutsche Leser kaum kennt. Deswegen sind die Worterklärungen am Ende des Buches hilfreich, obwohl man auch dort nicht alle verwendeten Begriffe findet.
Eine wichtige Figur im Buch ist die titelgebende Kuh Blösch, die geliebte Leitkuh, der man jeden Wunsch von den Glotzaugen abliest.
Während der Roman anfangs idyllisch wirkt, setzen später zeitlich versetzte Szenen aus dem Schlachthof ein.
Auch hier wird sehr detailliert die Arbeit des Schlachtens gezeigt. Um das Grauen dabei zu verdeutlichen wendet Beat Sterchi stilistisch ungewöhnliche Mittel ein, er wird mit einer musikalisch wirkenden Erzählweise fast experimentell und zeigt die inneren Gedanken und Emotionen genau.
Einblicke ins Leben des Protagonisten hingegen, der sich meistens schicksalsergeben und gelassen gibt, erfährt man letztlich nur durch einen Frage-Antwortbogen, in dem Sterchi Wendungen im Lebensverlauf des Fremdarbeiters diskutiert.
Trotz der vielen guten Ansätze kann man als Leser an dem ambitionierten Roman aber auch leicht scheitern, da er auf 437 Seiten so ausführlich und manchmal mühsam ist.
Ein bemerkenswertes Buch, wie es nicht viele gibt!
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ASIN/ISBN: 3257213417 |