'Tanz unter Sternen' - Seiten 001 - 096

  • Dann fange ich mal an.
    Es ist mein erstes Buch von Titus Müller und dass ich jetzt schon den ersten Abschnitt gelesen habe, zeigt, wie sehr mich das Buch fesselt. Ich konnte es nicht aus der Hand legen bis mir die Augen zu fielen.
    Im ersten Teil, "Lüge", werden uns vier Personen vorgestellt, die jede auf seine Weise unzufrieden und unglücklich über ihr Leben sind.
    Da ist Nele, die Tänzerin, die gleich an ihrem ersten Abend im "Wintergarten" am Publikum scheitert.
    Matheus, der Pfarrer, der mit sich hadert, weil er seiner Gemeinde vom Ewigen Leben predigt, selbst aber Panik vor dem Tod hat. Er kann seiner Frau nur ein einfaches Leben bieten und dafür schämt er sich.
    Cäcilie, seine Frau, stammt aus einem betuchten Elternhaus. Ihr Vater ist kaiserlicher Hofbankier. Des einfache Leben an der Seite Matheus' faszinierte sie zu Beginn der Ehe. Jetzt empfindet sie kaum noch etwas für ihren Ehemann. Sie sehnt sich danach, etwas von der Weltbzu sehen und aus der Enge des Pfarrhauses auszubrechen.
    Sie wird umgarnt von einem englischen Agenten, was ihr schmeichelt.
    Samuel, der Sohn, wünscht sich nichts sehnlicher als einen Freund, auch er ist einsam.
    Fesselnd und in einer wunderbaren Sprache gewinnen die Figuren an Kontur. Die STimmung in Berlin ist greifbar, die Faszination des Militärs ist spürbar. Armut und Hoffnungslosigkeit bereiten den Boden für den bevorstehenden Krieg.
    Demgegenüber die Hoffnung, auf der Titanic einen Neuanfang zu beginnen.
    Leider muss ich jetzt arbeiten, später mehr.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich habe so ca. die ersten 50 Seiten gelesen und bin wunderbar in das Buch reingekommen. :-)
    Das Schriftbild ist ja sehr angenehm und von daher fliegen die Seiten nur so an einem vorbei. ;-)


    Mir war gar nicht mehr bewusst, dass es die Biene Maja schon so lange gibt. :grin http://de.wikipedia.org/wiki/Biene_Maja


    Titus, irgendwie hat mich das Wort "Shawl" irritiert. :gruebel
    War das damals so üblich? Shawl anstatt Schal?

  • Auch ich bin heute nur so durch den ersten Teil geflogen :-)


    Man spürt förmlich das Knistern im Witnergarten, wenn die Akteure auf dem Bühne stehen. Eine wahnsinnige Atmosphäre *daumen hoch*


    Ich bin sehr gespannt was Matheus und seine Frau noch so alles erleben werden und vor allen Dingen, ob ihre Liebe / Ehe noch eine Chance hat.


    Spannend ist aber auch, die Geschichte um Nele. Wird sie in Paris als Tänzerin Fuss fassen können? Oder wird sie in Paris genau so scheitern wie zuvor in Berlin?

  • Das Cover gefällt mir auch sehr gut.
    Auch ich habe den ersten Teil gelesen und bin, was die Figuren anbelangt noch etwas zwiegespalten. Mit Nele kann ich überhaupt nichts anfangen. Eien Traum haben ist das eine. Aber dafür seine Mutter bestehlen und sie im Stich lassen? Unmöglich! Ihre Mutter hat in meinen Augen schon recht - sie soll was vernünftiges arbeiten damit sie über die Runden kommt. Man kann seinen Traum schon versuchen zu verwirklichen, aber dabei sein Umfeld und seine Lebensverhältnisse völlig ausblenden.


    Matheus scheint mir der klassische Gutmensch zu sein, welcher es jedem recht machen will. Er und Cäcilie scheinen mir so gar nicht zueinander zu passen...Das zeigt sich ja, als sich Cäcilie von einem anderen Mann umgarnen lässt - irgendwie auch nachvollziehbar... Sie hat sich mit Matheus meiner Meinung nach in ein neues aufregendes Abenteuer namens Ehe eingelassen und sich den Verlauf auf dauer wohl etwas anders vorgestellt.


    Ich bin vielleicht jetzt gemein, aber ich hoffe irgendwie, das Nele in Paris auf die Schnauze fällt...Ich mag sie irgendwie nicht...


    Die gesamte Stimmung des Buches gefällt mir bisher sehr gut.


    Und ich frage mich gerade, ob Cäcilies Verehrer den Journalisten am Anfang erschossen hat...

  • Mir geht es genau so wie dir, nofret.
    Ich finde bis jetzt eigentlich keine Figur uneingeschränkt sympathisch, aber ich empfinde sie dadurch als um so menschlicher.
    Alle habe in ihrer Persönlichkeit einen Bruch. Am meisten schmerzt es mich bei Samuel, der einsam ist und keinen Freund hat. Am liebsten würde ich ihm zurufen, dass es richtig ist, sich so zu verhalten, wie man empfindet, wie mutig er ist, nicht gegen sein Wesen mit den Kampfspielern mitzuhalten.
    Nele handelt eigensüchtig. Ich finde auch, sie hätte sich das Geld für die Bahnfahrt verdienen müssen. Und trotzdem bewundere ich auch bei ihr, dass sie dem Manager des Varietés die Stirn bietet.
    Matheus reibt sich förmlich auf, im wahrsten Sinne des Wortes. Er hat Selbstzweifel, fühlt sich nicht gut genug für seine Frau. Auf der anderen Seite ist er für Menschen da und kann sich in sie hineniversetzten. Das zeigt die Szene mit der Nachbarin. Und gleich auf S. 13 wird die Frage aller Fragen gestellt:
    "Warum hast du solche Angst vor dem Tod?" - fragt Cäcilie ihren Mann, eine lebensentscheidende Frage. Mal gespannt, wie sich diese Fragestellung noch entwickelt.
    Ich mag es sehr, wenn ich mich mit den Protagonisten eines Buches auseinandersetzen kann und nicht alles schwarz oder weiß ist.


    Ein Wort noch zur Sprache: Sie gefällt mir ausgesprochen gut, die Szenen erscheinen vor dem inneren Auge und die Atmosphäre ist greifbar.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ihr Lieben,


    ich freue mich sehr, dass euch das Cover und die Sprache gut gefallen. Wenn es bei den Figuren noch etwas knistert, ist das in Ordnung -- ich mag solche Figuren, die man nicht sofort zu packen kriegt. Klappt es dann irgendwann doch mit der Gewöhnung aneinander, liegen sie mir meist besonders am Herzen.


    "Shawl" ist die alte Schreibweise, Rosenstolz. Vielleicht hätte ich es aber doch beim Schal lassen sollen ... Das "Telephon" war mir wichtig, um unterschwellig deutlich zu machen, dass es sich nicht um ein Ding mit Tasten handelt wie heute. Aber der Schal hat sich kaum verändert, da ist es eine Spielerei, ihn altertümlich zu schreiben.


    Zur Biene Maja: Ich war im Münchner Literaturhaus in einem Vortrag, in dessen Anschluss sich die Wissenschaftler darüber gestritten haben, ob "Die Biene Maja und ihre Abenteuer" kriegsverherrlichend sei, und am Ende der Diskussion musste ich den Vertretern dieser Position recht geben. Passt natürlich in die Zeit damals, kurz vor dem Ersten Weltkrieg.


    Viel Vergnügen euch allen beim Weiterlesen!


    Herzlich,


    Titus

  • Zitat

    Original von nofret78
    Und ich frage mich gerade, ob Cäcilies Verehrer den Journalisten am Anfang erschossen hat...


    Davon bin ich eigentlich überzeugt.


    Die Personen wurden bis jetzt wirklich sehr menschlich, wenn auch nicht immer sympathisch beschrieben.
    Nele handelt sehr egoistisch, das sehe ich auch so. Dadurch, dass sie ihre Mutter bestohlen hat ( auch wenn sie ihr Kleid zurück gelassen hat ), hat sie bei mir auch einige Punkte verloren.........Ich denke mal, sie muss noch viel lernen.
    Samuel wird wirklich sehr "lieb" dargestellt. Ein kleiner Pazifist, der sehr viel denkt und grübelt. :-)
    Bei Cäcilie kann ich verstehen, dass sie Abenteuer jeglicher Art verlockend findet. Ihr Leben verläuft ja gänzlich anders, als von ihr gewünscht.
    Und Matheus werden die Augen wohl schon noch geöffnet werden. ;-)


    Danke Titus für deine Erläuterungen zur Biene Maja. :wave
    Da denkt man nur an die Zeichentrickserie - und es steckt soviel mehr dahinter.......

  • Dass die Biene Maja so alt ist, wusste ich, schließlich lebe ich an dem Ort, an dem sie geschrieben wurde, aber dass dieser Roman kriegsverherrlichend ist, war mir neu. Manchmal frage ich mich auch, ob man nicht im Nachhinein etwas hineininterpretiert, dass der Autor so gar nicht gemeint hat. Fragen kann man ihn ja nicht mehr.
    Doch, ich mag Nele. Sie tut fast alles für ihren großen Traum, als sie das Geld ihrer Mutter stiehlt, handelt sie irrational. Ich finde gut, dass sie sich um des Erfolges willen nicht verbiegt. Und dass sie sich keine andere Beschäftigung sucht, kann ich verstehen, Tanzen muss man ständig üben, sonst verliert man das Erreichte ganz schnell.
    Ja, ich gehe auch davon aus, dass Lyman oder einer seiner Helfershelfer den Journalisten im Prolog erschossen hat. Doch was verspricht er sich von Cäcilie? Wenn er sie so genau beobachtet hat, müsste er doch wissen, dass sie sich von ihrem Vater entfremdet hat.
    Matheus tut mir ein bisschen leid. Er versucht es allen recht zu machen, aber das geht halt nicht. Echt süß fand ich die Szene, wo er mit Samuel und dem Mehl spielt. Irgendwie kommt er mir wie ein großes Kind vor, in manchen Szenen erscheint mir Samuel erwachsener.
    Cäcilie mag ich nicht. Ich finde sie ziemlich egoistisch. Als Lyman sie anspricht, denkt sie nur daran, was Samuel daheim erzählen könnte und nicht, was es ihrem Kind antut, wenn sie ihren Mann betrügt.


    PS: Das "Shawl" nervt mich ein bisschen, weil ich es immer als englische Schreibweise interpretiere.

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Nachtgedanken ()

  • Heroin wurde als Schmerz und Hustenmittel verabreicht, 1898 ging es in "Produktion" (Bayer) und nach diversen Debatten ( 1910 wurde dann mal festgestellt dass das Zeug abhängig macht ) wurde schließlich erst 1931 die Produktion eingestellt.
    Da Opium und Morphium damals auch "frei" erhältlich war, nehme ich an das Heroin auf Rezept zumindest erhältlich war. Das BTM-gesetz trat laut Tante Wiki erst im August 1981 in D in Kraft :wow


    Zu den Schreibweisen: Mir gefällt das Telephon! Ich mag "alte" Schreibweisen eh gern, und hier passt es sehr gut zum Buch.


    Edit: Meint mit "frei" eben auf Rezept.

  • Zitat

    Original von nofret78
    Mit Nele kann ich überhaupt nichts anfangen. Einen Traum haben ist das eine. Aber dafür seine Mutter bestehlen und sie im Stich lassen? Unmöglich! Ihre Mutter hat in meinen Augen schon recht - sie soll was vernünftiges arbeiten damit sie über die Runden kommt. Man kann seinen Traum schon versuchen zu verwirklichen, aber dabei sein Umfeld und seine Lebensverhältnisse völlig ausblenden.


    Ich bin vielleicht jetzt gemein, aber ich hoffe irgendwie, das Nele in Paris auf die Schnauze fällt...Ich mag sie irgendwie nicht...


    :write


    Ich habe den Roman schon zu Ende gelesen und weiss wie die Geschichte endet, aus Gefahr zu viel zu verraten schreibe ich nicht all zu viel. Ich muss nofret hier vollumfänglich recht geben. Die Figur Nele wird durch ihren Egoismus arg beschädigt. Ich bin mir aber nicht sicher wie dieses Szene von einer 18-jährigen Leserin aufgefasst wird. :gruebel


    Mit ist das Alter der Figuren jetzt nicht bewusst. Ich glaube das wurde nicht wirklich gennant und falls doch habe ich es überlesen. Für mich ist Nele ein 18-20 jährige Mädchen und Matheus so Mitte bis Ende zwanzig. Zumindest ist für mich ein Altersunterschied von 5 - 10 Jahren zwischen Nele und Matheus spürbar.


  • Nele ist sicher älter, sie hat sechs Jahre lang Unterricht genommen, aber auch Matheus ist älter, ich meine, dass irgendwo erwähnt war, dass er 10 Jahre älter als Cäcilie ist.

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Zitat

    Original von nofret78
    Heroin wurde als Schmerz und Hustenmittel verabreicht, 1898 ging es in "Produktion" (Bayer) und nach diversen Debatten ( 1910 wurde dann mal festgestellt dass das Zeug abhängig macht ) wurde schließlich erst 1931 die Produktion eingestellt.
    Da Opium und Morphium damals auch "frei" erhältlich war, nehme ich an das Heroin auf Rezept zumindest erhältlich war. Das BTM-gesetz trat laut Tante Wiki erst im August 1981 in D in Kraft :wow


    Zu den Schreibweisen: Mir gefällt das Telephon! Ich mag "alte" Schreibweisen eh gern, und hier passt es sehr gut zum Buch.


    Edit: Meint mit "frei" eben auf Rezept.


    Also das das Gesetz früher Opiumgesetz hieß machte die Sache nicht anders, man brauchte in der Apotheke einen Tresor für die hochdosierten Opiate und die niedriger dosierten mussten in einem separat verschlossenen Raum aufbewahrt werden (Separanda) und waren rot etikettiert. Das Rezept musste vom Arzt mit vollem Namen unterzeichnet sein, das BTM - Rezept wie heute ist allerdings erst in den Siebzigern eingeführt worden. Anfang der siebziger gab es einige Apotheker die von Drogensüchtigen getötet wurden bei der Suche nach Drogen, das lohnt sich heute nicht mehr, niemand hat entsprechende Vorräte bei den kurzen Lieferzeiten von heute.

  • Viel gibt es zu euren Kommentaren nicht mehr hinzuzufügen, so beschränke ich mich mal auf die Charakterstudie der Hauptpersonen.


    Nele hat mich auch geschockt, dass sie ihrer Mutter das Ersparte wegnimmt und sie obendrein in ihrer (Neles) Wohnung sitzen lässt. Die Mutter ist doch auf Neles Wunsch nach dem Tod des Vaters zu ihr gezogen, zumal da finanzielle Probleme waren. Nach dem Versuch, mich mal in Nele einzufühlen, kann ich zwar den Diebstahl immer noch nichzt gut finden, verstehe jedoch, dass sie nichts anderes will als tanzen. Sie würde als Kellnerin immer diesen inneren Drang unterdrücken müssen, aus ihrem Leben auszubrechen. Insofern glaube ich, dass der Versuch in Paris vielleicht auch notwendig ist.


    Matheus ist für mich nicht so ganz verständlich mit seinem Drang, es jedem recht zu machen, der Bedürfnisse an ihn stellt. Sicher bringt sein Beruf eine gewisse Voraussetzung für dieses Verhalten mit, aber so hörig muss er sich doch nicht machen. Cäcilie nutzt das für sich natürlich voll aus. Ihre ungestillten Bedürfnisse treiben sie auch an, sich mit dem Journalisten zu treffen.


    Der Journalist ist hier die kriminelle Note. Ich bin gespannt, welches Ziel er überhaupt verfolgt. Politisch zieht er offenbar ein paar Fäden, um bestimmt daraus Profit zu machen.


    Insgesamt ist der Titel des Abschnitts optimal gewählt. Jeder lügt sich selber etwas in die Tasche.

  • So, ich konnte auch endlich den ersten Abschnitt lesen.
    Meine Lieblingsfigur ist eindeutig Nele! Sie ist dynamisch, hat Power, ein Ziel und stürmt voran - ohne Rücksicht auf Verluste. Das ist sicher nicht uneingeschränkt sympathisch, aber Figuren mit Kanten hab ich viel lieber, als die abgeschliffenen Herzchen, an denen sich keiner stößt.
    Neles Abschnitte verfolge ich am liebsten, ich verstehe sie am besten.
    Da sie "Barfußtänzerin" ist, lassen sich bei mir leider keine Assoziationen zum Titanic-Film vermeiden, in dem Rose ja in der dritten Klasse barfuß tanzt. Sorry, aber Nele ist für mich jetzt Kate Winslet - das Bild geht nicht aus dem Kopf. Nix zu machen.


    Matheus zählt zum Typ Mensch, der mich eher langweilt und schnell nervt, zu ihm konnte ich leider noch gar keinen Bezug aufbauen, er und Samuel blieben mir bisher ziemlich egal.
    Cäcilie fand ich zu Anfang sehr unsympathisch, zum Ende des Abschnitts aber nicht mehr. Offenbar hatte sie sich von ihrem Leben etwas völlig anderes erträumt, da ist es nachvollziehbar, dass sie mürrisch wird. Wobei mir auch im Rückblick überhaupt nicht klargeworden ist, was sie jemals an Matheus fand, offenbar war er ja immer schon ein ziemlicher Waschlappen, und was sie sich erwartet hatte vom Leben?
    Offenbar ist da irgendwann ein Traum gestorben, aber welcher, das bleibt mir noch ein Rätsel.


    Und Lyman? Der ist natürlich sehr mysteriös und geht über Leichen. Aber was will er von Cäcilie? Sehr starke Figur in jedem Fall und spannender Strang!


    Soweit bin ich also gut ins Buch reingekommen, es liest sich wie erwartet prima weg. Mir persönlich ist nur Zeit- und Lokarkolorit streckenweise zu dick aufgetragen. Manche Punkte wirken auf mich zu "informativ", als hätte Titus versucht, möglichst viel Information aus der damaligen Zeit ins Buch zu packen, ob es für die Handlung nun wichtig ist, oder nicht. Welche Straßen die Bahn entlangfährt, fand ich z.B. vollkommen uninteressant (wobei mir klar ist, dass die Berliner das vielleicht spannend finden). Auch im "Wintergarten" ist mir das aufgefallen: Es gab viele sachliche Informationen über dieses Theater, aber ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, wie es dort aussieht, wie die Atmosphäre ist ...


    Ich freu mich aus Weiterlesen.

  • Zitat

    Original von Mulle
    Welche Straßen die Bahn entlangfährt, fand ich z.B. vollkommen uninteressant (wobei mir klar ist, dass die Berliner das vielleicht spannend finden).


    Da ist wohl die Begeisterung mit mir durchgegangen ... Ich habe mir bei den Recherchen einen Baedeker-Reiseführer über Berlin gekauft -- von 1910! Bin so fasziniert davon, er enthält einfach alles: Die Fahrpläne der Straßenbahnen, Cafés, Flussbäder, Postämter, Polizeistellen ... Allein die Preise für Pferdedroschken sind ein Genuss! Für 1-2 Personen kosteten 800 Meter Fahrt mit der Pferdedroschke 70 Pfennig, jede weiteren angefangenen 400 Meter kosteten 10 Pfennig. Nachts waren die Preise verdoppelt. Wartezeit kostete 1/2 Mark bis 8 Minuten, danach 10 Pfennig je 4 Minuten. Hach! Und die Automobildroschken, und die Paketfahrgesellschaft, und die Rohrpost, die Gesandschaften ...


    Ich liebe es, so in die Zeit damals einzutauchen.


    Aber du hast natürlich recht, Mulle, es muss gut dosiert werden, so, dass man mir den Überschwang nicht anmerkt, sondern leise und kaum merklich angesteckt wird.


    Übrigens gab es den Wassereinbruch in den U-Bahn-Tunnel auch wirklich, genau zu dieser Zeit. Und so viele Produkte, die wir heute noch kennen! Mein Lektor hat mir einige davon rausgestrichen. Auch er fand, es war zuviel.


    Ach Mönsch. Hätte ich doch Historiker werden sollen? Nee, noch besser, Zeitreisender! :grin


    Liebe Grüße in die Runde,


    Titus