'Tanz unter Sternen' - Seiten 097 - 172

  • Durch den zweiten Abschnitt bin ich nur so durchgerauscht.
    Nicht nur die "Titanic" läuft aus und nimmt an Fahrt auf, sondern auch die Handlung.
    Tatsächlich haben sie alle eine Passage gebucht, Familie Singvogel sowie Nele und auch der Agent, Lyman Tundale, befinden sich an Bord.
    Nele hat von dem Artisten aus Paris wohl Geld erhalten und scheint auf eine Karriere in Amerika zu hoffen.
    Die "Verführungen" lauern auf der Titanic. Cäcilie lässt sich auf eine Affäre mit dem geheimnisvollen Lyman ein. Samuel freundet sich mit einem Dieb an, der ihn wahrnimmt und für den er nützlich ist. Matheus fühlt sich zu Nele hingezogen, verbietet sich aber zugleich diese aufkeimenden Gefühle. Und Lyman hat irgendwelche Geschäfte am Laufen. Irgendwie scheinen sich die Geschichten der einzelnen Protagonisten miteinander zu verweben.


    Nele stiehlt eine Armbanduhr und Matheus zeigt sie an, hat aber deswegen ein schlechtes Gewissen. Sein in eindeutige Kategorien unterteiltes Weltbild schwankt. Da bin ich sehr gespannt wie er sich weiterentwickelt.
    Obwohl ich sein hypochondrisches Verhalten gar nicht leiden kann.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Verführung ist dieser Abschnitt überschrieben. Cäcilie lässt sich von Lyman verführen, der sie jetzt damit erpressen kann. Das Foto ist bestimmt nicht zufällig entstanden. Aber so weit hat sie wohl nicht gedacht. Ich zerbreche mir aber immer noch den Kopf, was er von ihr will er von ihr?
    Adam und Nele lassen sich verführen, denen etwas wegzunehmen, die sich angeblich ohne Probleme alles neu kaufen können. Mal ganz abgesehen davon, dass das nicht stimmen muss, manchmal ist ja auch der Schein schöner als das Sein, ist es keine Rechtfertigung. Stehlen ist nicht richtig. Punkt. Noch dazu greift man in die Privatsphäre ein, macht den anderen verletzlich und erwischt vielleicht auch mal was, wo der ideelle Wert den materiellen Wert weit übersteigt.
    Auch Samuel lässt sich verführen, von der Freundschaft, die Adam ihm schenkt. Einzig Matheaus ist zu diesem Zeitpunkt noch Prinzipientreu und zeigt den Diebstahl von nele an, obwohl sie ihm gefällt.

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Mir geht es da ähnlich wie Dir Nachtgedanken, was will Lyman von Cäcilie? Das Foto ist meiner Meinung nach auch nicht zufällig entstanden. Auch seine rührselige Geschichte kauf ich ihm nicht ab, die hat er nur erzählt um sie einzulullen. Scheint gelungen.
    Auch wenn sie sich jetzt auf ihre Familie besinnt. Cäcilie ist für mich derzeit die authentischste Person....
    Samuel läßt sich aus Sehnsucht nach einem Freund von Adam einlullen, obwohl dieser ihn vor sich warnt. Ich verstehe nicht, wie das Kind seine ganze Erziehung vergessen kann - gerade sein Vater ist ihm doch einleuchtendes Beispiel was Recht und Unrecht anbelangt.
    Für mich ist der sonst so ernste Samuel, der für sein Alter reifer schien, hier eher unglaubwürdig. Sein Verhalten passt für mich nicht zu seinem sonstigen Charakter.
    Matheus gibt sich seiner Hypochondrie hin und starrt Nele nach. Für mich ist Nele nach wie vor ein rotes Tuch - die Frau kann ich nicht ab. Stiehlt, und zickt dann noch rum. Ein furchtbares Weib, keinen Sinn für die Realität und Recht oder Gerechtigkeit...
    Naja, sie und Matheus würden ein hübsches Pärchen abgeben. :rolleyes
    Ich dagegen würde Cäcilie ihr Glück gönnen, aber ich befürchte, sie wird beim Untergang draufgehen...
    Nun aber weiter!

  • Darf man den Reichen und Wohlhabenden ein klitzekleines Stück ihres Vermögens unerlaubt wegnehmen? :gruebel Die Figur Robin Hood der die Reichen bestiehlt und es den Bedürftigen gibt mögen 99 Prozent aller Menschen bzw. beurteilen ihn positiv. Okay, Adam und Nele stehlen um sich selbst zu bereichern aber es tut den Bestohlenen doch nicht wirklich weh, oder doch? Kann man gewisse Straftaten ein Stück weit mit Armut entschuldigen?


    Ich persönlich finde Matheus hat hier richtig gehandelt und Nele angezeigt.

  • Ich finde auch, das er richtig gehandelt hat.
    Wo kämen wir denn da hin, wenn jeder die Reichen bestehlen würde weil es ihnen ja nicht weh tut?
    Diebstahl ist ein Verbrechen und gehört geahndet.

  • Jetzt sind sie also alle auf der Titanic gelandet und die Geschichte nimmt ihren Lauf.............
    Ich finde es erstaunlich, wie schnell Cäcilie sich verführen liess. Flirten, Berührungen etc - alles ok. Aber dass sie so schnell mit Lyman ins Bett hüpft hätte ich nicht gedacht.

    Nele scheint nun vollends auf Diebstahl umzuschwenken, ohne jegliches Reuegefühl. Auch dass sie das Geld für die Überfahrt von dem alten Artisten ( ich hatte eher den Eindruck, auch er sei arm ) genommen hat, ist typisch für sie. Hauptsache, ihre Wünsche werden erfüllt.
    Sie ist sehr schnippisch und selbstgefällig - und Matheus wird von ihr angezogen.
    Trotz allem zeigt er sie an, was ich auch richtig fand.


    Samuel mag ich sehr. Auch wenn er sich ebenfalls für Diebereien einspannen lässt, werden sein Handeln und Denken sehr verständlich beschrieben und er tut mir einfach irgendwie leid.


    Zwischenzeitlich wünsche ich mir, dass das Schriftbild kleiner wäre und du dafür mindestens 1/3 mehr Geschichte hättest erzählen können, Titus. ;-)
    Das fehlt mir nämlich irgendwie. Und ich meine damit keine Beschreibungen wie es auf der Titanic aussah - sondern einfach mehr Erklärungen zu den Personen und Geschehnissen.

  • Zitat

    Original von Rosenstolz
    Zwischenzeitlich wünsche ich mir, dass das Schriftbild kleiner wäre und du dafür mindestens 1/3 mehr Geschichte hättest erzählen können, Titus. ;-)
    Das fehlt mir nämlich irgendwie. Und ich meine damit keine Beschreibungen wie es auf der Titanic aussah - sondern einfach mehr Erklärungen zu den Personen und Geschehnissen.


    Sehr gut formuliert Rosenstolz! Wirklich genau diesen Gedanken hatte ich auch während des Lesens. Titus hat einen sehr angenehmen Erzählstil aber etliche Passagen hätten umfangreicher gestaltet werden können. Schwer zu sagen was, aber einfach ein bisschen mehr von dem, was ich jetzt nicht konkret beschreiben kann, wäre gut gewesen. :lache :rolleyes


    Edit: Titus wird wahrscheinlich :pille und dann :bonk machen ab meinem Beitrag. :lache

  • Zitat

    Original von sapperlot
    Titus hat einen sehr angenehmen Erzählstil aber etliche Passagen hätten umfangreicher gestaltet werden können. Schwer zu sagen was, aber einfach ein bisschen mehr von dem, was ich jetzt nicht konkret beschreiben kann, wäre gut gewesen. :lache :rolleyes


    Edit: Titus wird wahrscheinlich :pille und dann :bonk machen ab meinem Beitrag. :lache


    Nein-nein, das ist alles wichtig für mich, und ich denke ernsthaft darüber nach!


    Wenn euch in den nächsten Tagen noch etwas einfällt, eine Szene, ein bestimmter Dialog, die euch zu "mager" waren, schreibt ihr mir das dann? Vielleicht setze ich Anfang und Ende der Szenen zu harsch, steige erst mitten in der Spannung ein und hacke das Ende dann auf dem Höhepunkt ab, und ihr wünschtet euch sanftere Übergänge? Oder würdet ihr gern mehr Gedanken der Figuren lesen?


    Echt klasse, diese Leserunde. Etwas besseres könnte ich mir nicht wünschen.


    Titus

  • Die Art, wie Cäcilie, Nele, Adam, Samuel und sogar Matheus mit den Verführungen umgehen, fand ich nachvollziehbar. Cäcilie sehnt sich einfach nach einem aufregenderen Leben, das ihr Lyman scheinbar bietet. Der Knabe ist für mich aber durch und durch verlogen und verfolgt einfach nur seine Interessen. Vermutlich will er mit irgendetwas ein Vermögen machen, das mit Krieg zusammenhängt.


    Während Adam offenbar ein Profidieb ist, stieht Nele nur aus Gelegenheit. Ihr Verhalten auf die Anzeige fand ich persönlich auch ganz schön dreist, aber andersherum aus ihrer Sicht auch verständlich. Sie hat Angst um ihre Existenz. In ihrer Heimat erwartet sie ja auch nichts mehr, außer Ärger.


    Samuel ist noch ein Kind. Wie soll er so schnell der Verlockung Freundschaft widerstehen? Sein Bedürfnis ist es, anerkannt zu werden. Das Zögern zeigt ja, dass er eigentlich weiß, dass er etwas verbotenes tut.


    Die Geschichte läuft inzwischen auch auf Volldampf. Die Personen wurden gut eingeführt und haben eine Seele bekommen. Schön finde ich es, wenn etwas erwähnt wird, was auch sonst in den Berichten über die Titanic steht. Nicht nur James Cameron kann sich Schicksale ausdenken. ;-)

  • Leider bin ich in den letzten Tagen nicht zum Lesen gekommen, heute morgen habe ich es dann endlich geschafft den zweiten Teil zu beenden.


    Matheus erinnert mich irgendwie an Mendel Singer aus dem Roman "Hiob" von Joseph Roth. Ist das Absicht, oder habe nur ich diese Assoziation?


    Die Gedankenwelt von Nele bleibt mir leider vollkommen verschlossen, ich habe keine Ahnung was sie vor hat und würde gerne mehr über ihr Gefühlsleben erfahren.


    Samuel tut mir einfach nur leid. Der Dieb "missbraucht" ihn einfach für seine Zwecke, aber eine wirkliche Freundschaft wird das wohl nicht werden.


    Was Cäcilie und ihren "Liebhaber" angeht blicke ich auch nicht so ganz durch. Das ER ein doppeltes Spiel spielt ist klar, aber wofür braucht er SIE??
    Cäcilie ist von ihrer Ehe mir Matheus enttäuscht und sie erliegt dem Charme und der Aufmerksamkeit die man ihr entgegenbringt, aber die Bettszene fand ich irgendwie überflüssig.


    Hoffe nun, dass es im dritten Teil etwas schneller geht mit dem :lesend ;-)

  • Ich melde mich noch Mal zu Wort. Ich blättere gerade im Buch und ich wünsche mir das das Varieté "Wintergarten" als solches besser und umfangreicher beschrieben wäre. Ich kann mir nämlich im Moment so gar keine Bild von diesem Gebäude machen. Von der Bühne schon aber vom drumherum und allem was dieses Varieté auszeichnet nicht. Von der Stimmung kriege ich nur die Anspannung der auftretenden Künstler mit aber das Publikum, die bestimmt illustren Gäste die Vorfreude auf die gleich beginnende Show und welche Erwartungen sie an den "Wintergarten" haben, das fehlt mir.


    Dann ist die ganze Szene in Paris deutlich zu kurz geraten. Das Paris und speziell die Boheme hätten enorm viel Potential die Geschichte irgendwie "geschmeidiger" zu machen. Ausserdem hätte Nele hier beim Leser Pluspunkte sammeln können.


    Die Titanic muss dagegen nicht näher beschrieben werden. Seit dem Film von James Cameron den eh jeder mindestens drei Mal gesehen hat, hat jeder die Titanic vor seinem inneren Auge.

  • Zitat

    Original von sapperlot
    ...
    Die Titanic muss dagegen nicht näher beschrieben werden. Seit dem Film von James Cameron den eh jeder mindestens drei Mal gesehen hat, hat jeder die Titanic vor seinem inneren Auge.


    Das finde ich gar nicht. O.k., ich habe den Film nicht gesehen, war dafür aber schon mindestens 5mal in Paris. :rofl

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Warum muß Nele beim Leser Pluspunkte machen- reicht es nicht, dass das vorher vermisste schlechte Gewissen jetzt auftaucht? Reicht es nicht klarzumachen, dass ihr für Paris etwas wichtiges fehlt, nämlich die Möglichkeit der Kommunikation um zu zeigen wie irre es ist jetzt in die USA zu fahren, Englisch wird sie schliesslich auch nicht können.

  • Ich spreche nur für mich: Mir reicht es eben nicht, das sie jetzt "nur" ein schlechtes Gewissen hat. Ihr unmögliches Verhalten Matheus gegenüber, als er den Diebstahl angezeigt hat, war einfach der Gipfel - null Bewusstsein was Recht oder Unrecht betrifft. :rolleyes
    Mir kommt sie mit ihrem schlechten Gewissen nicht ehrlich genug rüber.


    Was Paris betrifft, mir fehlte da nichts.

  • Ich finde Nele nach wie vor sympathisch, auch wenn der Diebstahl natürlich nicht richtig war.
    Wie einige andere fand ich manche Szenen zu kurz - sie wirkten etwas abgehackt - die Szenen zwischen Nele und Matheus gehören für mich dazu. Die wirkten auf mich nicht so lebendig, wie z.B. die Szenen von Cäcilie (die ich recht gut verstehen kann, auch wenn ich vermute, dass da noch was Böses nachkommen wird). Was will bloß dieser dubiose Lyman von ihr?
    Das ist in jedem Fall sehr spannend :-)


    Matheus ist mir inzwischen mehr als nur ein bisschen lästig. Er denkt irgendwie nur an sich und tarnt es als Sorge um andere Menschen. Aber das könnte mein generelles Problem mit "Gutmenschen" sein. Ich mag ihn nicht besonders.
    Vielleicht kann ich es deshalb recht gut verstehen, dass Cäcilie fremdgeht ... so ein Mann ist auch nicht auszuhalten, und Scheidung war zu der Zeit eben noch eine andere Hausnummer als heute.


    Nichts desto trotz mag ich das Buch im Moment sehr und ich genieße es, dass die Figuren nicht gefällig sind, sondern wie wahre Menschen mit größeren und kleineren Fehlern und kratzigen Reibungspunkten.
    Irgendwie hatte ich in diesem Abschnitt ein paar Dejá-vùs, den Film betreffend. Gerade als es um die prominenten Fahrgäste ging, hatte ich gleich die Filmbesetzung vor Augen. Aber gut, daran lässt sich kaum etwas ändern, oder? ;-) Die Passagierlisten hat es vermutlich wirklich gegeben, Titus?

  • Ich glaube, das damals das Unrechtsempfinden wirklich nicht das war, das ihr heute unterstellt. Die Uhr könnte der reiche Mann sich ja wieder neu kaufen, er war ja reich. Der reiche Mann hatte kein Verständnis für die Armen, die Armen keines für den Reichen. Nele hätte sicher keinen Kanten Brot in der dritten Klasse einem Mitpassagier gestohlen, das wäre verwerflich, aber einem reichen Sack die Uhr wegzunehmen ist nichts, was Alpträume verschafft, eben ganz anders als der Diebstahl bei der Mutter.

  • Zitat

    Original von Eliza08
    Matheus erinnert mich irgendwie an Mendel Singer aus dem Roman "Hiob" von Joseph Roth. Ist das Absicht, oder habe nur ich diese Assoziation?


    Hallo Eliza08,


    das ist keine Absicht. Aber vielleicht hat er mich unbewusst inspiriert? Ich habe das Buch vor zehn Jahren gelesen, im Studium. Kann mich nur noch entfernt daran erinnern. Andererseits, wer weiß, was im Unterbewusstsein passiert ...


    Herzlich,


    Titus