Robert Jackson Bennett - Mr. Shivers

  • Für Michael Conelly ist seit dem Tod seiner Tochter nichts mehr, wie es einmal war. Diese wurde brutal ermordet und in all der Trauer hat Michael Conelly nur einen Wunsch: Rache! Besessen von diesem Wunsch verlässt er seine Frau und irrt als Landstreicher durchs Land, um den Mörder, den alle nur Mr. Shivers nennen, zu finden und zu töten. Während seiner Tour durchs Land lernt er immer mehr Menschen kennen, die ebenfalls Rache an Mr. Shivers üben wollen, denn der Mord an Conellys Tochter ist nicht der Einzige.
    Aber können die Männer ihn tatsächlich finden und es mit dem Serienkiller aufnehmen?


    „Mr. Shivers“ ist das Erstlingswerk von Robert Jackson Bennett.
    Der Schreibstil ist flüssig, direkt und schonungslos, so sollte ein Thriller geschrieben sein. Perfekt. Obwohl der Inhalt selbst mich nicht ganz von sich überzeugen konnte, so konnte es der Autor auf jeden Fall. Seine Ideen wurden gut umgesetzt und die Thrillerelemente wurden sehr gut verpackt. Da kann man noch Großes erwarten.


    Die Geschichte bleibt bis zum Schluss spannungsgeladen, allerdings gibt es auch hier seine Höhen und Tiefen. Einige Sachen waren vorhersehbar, andere haben mich dagegen absolut überrascht.


    Unverständlich ist jedoch für mich, dass dieser Roman allen Stephen King Lesern empfohlen wird. Sicherlich, „Mr. Shivers“ ist ein Thriller, aber die gewisse Portion Horror, die man bei King erwarten darf, wird einem hier nicht geboten. Da wäre eine Empfehlung in Richtung Dan Wells passender gewesen, da man so nicht in die Irre geführt wird und etwas anderes erwartet.


    Die Gefühlswelt von Michael Conelly, der hier als Progragonist durch die Geschichte führt, ist erschreckend und nachvollziehbar zugleich. Seine Rache- und Mordgelüste gegenüber Mr. Shivers werden authentisch dargestellt und ich habe als Leserin ein gutes Bild darüber bekommen, was passieren kann, wenn man einen Menschen zu sehr hasst.


    Besonders gelungen ist das Cover und die Buchgestaltung. Die verschiedenen Grüntöne und die verlassene Landschaft passen perfekt zur düsteren Stimmung. Gleichzeitig ist die Straße ein gutes Bild für den langen Weg, den Michael Conelly hier zu gehen hat.
    Das Taschenbuch hat den „Rough Cut“-Look erhalten, den der Verlag besonders gerne bei seinen Thrillern anbringt (siehe auch die Serienkiller-Reihe von Dan Wells). Die durchgezackten Seitenränder kann man mögen, muss man aber nicht. Ich für meinen Teil mag diese sehr gerne.


    Robert Jackson Bennett hat mit „Mr. Shivers“ einen soliden Debutroman geschrieben, der für ein paar entspannte Lesestunden gesorgt hat, aber nicht lange in Erinnerung bleibt. Der Autor ist jedoch so talentiert und ideenreich, dass ich auf viele weitere Bücher von ihm gespannt bin.


    :lesend :lesend :lesend

  • Der Autor: ... hat echt was los! :anbet


    Das Buch: Die große Depression hat Amerika fest im Griff, tausende Arbeitssuchende reisen als Hobos durch den Westen. Auch Michael Connelly reist auf diese Art, doch er ist nicht wie alle anderen auf der Suche nach Arbeit - er ist auf der Suche nach einem Mann mit vernarbten Gesicht, dem Mörder seiner kleinen Tochter.
    Doch obwohl der Mörder auf die selbe Art reist wie Connelly und tausende Andere will ihn niemand gesehen haben, seine bloße Beschreibung ruft allerdings Ablehnung und Angst hervor, und Connelly weis, er ist der Erfüllung seiner Rachegedanken nahe.


    Da trifft er auf eine Gruppe von Hobos, die wie er jemanden - und damit etwas - an den Mann mit den Narben im Gesicht verloren haben und jetzt ebenfalls darauf auf sind die Bestie zur Strecke zu bringen. Doch je näher sie dem Narbenmann kommen desto mehr werden sie davon überzeugt, das das was sie jagen mehr ist als ein normaler Mensch - und das es alles andere als leicht sein wird "Mister Shivers" zur strecke zu bringen und zu töten.


    Meine Rezension: Vieles was heute als "Thriller" verkauft wird wäre noch vor gar nicht langer Zeit eher als Horror-Roman - wenn überhaupt - veröffentlicht worden. Beide Genre scheinen sich in der Schilderung von immer härteren und grausameren Scenen übertreffen zu wollen, die Grenze wird nur noch durch das Element des Phantastischen in der Horror-Literatur gezogen - an Gewaltdarstellungen stehen sich beide Genre in nichts nach!


    Robert Jackson Bennett ist da zum Glück eine wohltuende Ausnahme! Er schreibt seine Geschichte nieder, als gäbe es keine Mystery- und Horrrorthriller, als hätte er sie irgendwo gehört und beschlossen, sie für die interessierte Nachwelt festzuhalten, ohne sie durch unnützen, reißerischen Firlefanz "aufzuwerten"!
    Dadurch verschafft er seinem Debutroman eine frische, die vielen routinierten Autoren abgeht, er scheint auf den Fortgang der Geschichte ebenso neugierig zu sein wie der Leser, beide verfolgen den Narbenmann mit derselben Spannung - und diese reißt bis zum Ende nicht ab.


    Die Geschichte beginnt als eine Art Hobo-Roadmovie, das Element des Phantastischen wird erst relativ spät und sehr behutsam eingeführt. Erst gegen Ende wird aus der Verfolgungs- und Rachegeschichte ein phantastischer Gruselroman. Auch hält sich der Autor mit der Beschreibung von brutalen Gewaltscenen sehr zurück, und sollte er dennoch etwas Derartiges schildern dient es immer der Geschichte und verkommt nie zum reinen Selbstzweck.


    Es ist ein Erstlingswerk und es ist als solches natürlich auch mit dramaturgischen und erzählerischen Schwächen behaftet, welche allerdings vor der Kraft des Buches insgesamt verblassen - wer sie finden will dem wird dieses sicherlich gelingen, aber warum sollte man überhaupt danach suchen und sich so das Vergnügen an dem Roman zerstören?
    Dieser Erstling lässt auf jeden fall viele andere Autoren des Genres jetzt schon weit hinter sich, und - da bin ich sicher - Robert Jackson Bennett ist auf dem besten Wege dereinst als ganz Großer der Phantastischen Literatur angesehen zu werden. Er hat wahrhaftig das Zeug dazu.

  • Meine Meinung


    Dieser Roman spielt zur Zeit der "Große Depression" in den USA, womit die Wirtschaftskrise in den 1920er Jahren gemeint ist. Genau genannt wird keine Jahreszahl oder ein Zeitraum, aber es lässt sich an der fehlenden Technik (Telefone und Handys, Computer, kaum Autos) und der dargestellten Gesellschaft erahnen. Besondere Bedeutung kommt der Eisenbahn, die erst seit kurzer Zeit die West- mit der Ostküste des Kontinents verbindet. Auch die Wortwahl ist oft altmodisch.
    Über die Hauptfigur Michael Connelly erfährt man zunächst nur, dass er sich auf der Suche nach einem bestimmten Mann befindet um Rache zu üben. Dabei begegnet er immer mehr Menschen, die das gleiche Planen wie er, und es wird immer deutlicher, dass es eine Reise ohne Wiederkehr für viele von ihnen sein kann.


    Der Verlag bezeichnet diesen Roman als Thriller, jedoch ist, außer im Mittelteil für ein paar Seiten, keine Spannung vorhanden. Als Leser begleitet man Connelly und seine Begleiter auf ihrer Suche nach den Mann, der jeden Einzelnen von ihnen so viel Leid gebracht hat. Es gibt wenig unerwartetes, die fantastischen Elemente sind selten und eher gegen Ende zu finden.
    Durch die in meinen Augen falsche Bezeichnung fehlt das Buch seine Leser und diejenigen, die einen spannenden Thriller erwarten werden enttäuscht. Es ist ein Buch, welches ich fast abgebrochen hätte und was mir nicht lange in Erinnerung verbleiben wird. Ebenso wenig wie der Autor, der im Original schon zwei weitere Bücher veröffentlicht hat.