Yrsa Sigurdardottir: Geisterfjord

Ich habe Geisterfjord schon vor einiger Zeit gelesen. Weil ich schon mehrere "Nordschreiberlinge" versucht- und mit ihnen so meine Schwierigkeiten habe (Sjöwall/Wahlöö habe ich allerdings geliebt), war Geisterfjord für mich quasi ein neuer Versuch, mit den so gehypten Nordländern.

Was soll ich sagen? Ich war begeistert und habe das ganze Buch innerhalb 24h durchgelesen. Es war spannend vom Anfang bis zum Ende und gerade diese von vielen als langatmig empfundenen Beschreibungen, von Landschaft und einzelnen Situationen, fand ich Klasse.

Auch das zusammenfügen der beiden Erzählstränge fand ich sehr gelungen und auch wenn am Ende ein paar kleine Fragen offen bleiben, für mich war das sicher nicht das letzte Buch von Yrsa Sigurdardóttir.

Leider hatte ich mir etwas ganz anderes erwartet. Das Buch ist als Thriller geführt, und ich habe ja auch schon Thriller dieser Autorin gelesen, die ich mochte.
Das ist weniger ein Thriller als eine Geistergeschichte. Obwohl der Roman irgendwie dazwischen liegt. Yrsa Sigurdardóttir konnte sich anscheinend nicht entscheiden, was sie denn nun schreiben wollte.

Gegen Geistergeschichten habe ich nichts, wenn sie gut geschrieben sind und eine schlüssige oder zumindest befriedigende Auflösung bieten. Und Thriller mag ich auch, wenn sie dieselben Kriterien erfüllen.

Ich mag es allerdings gar nicht, wenn zwischen den beides Genres nach Belieben gewechselt wird. Wenn sich die Charaktere in unmögliche Situationen manövrieren, muss halt eine übersinnliche Erklärung her - und wenn die mysteriöse Seite in der Sackgasse ist, wird auf Krimiebene weiterspekuliert.
Das Ganze ergibt ein unausgegorenes Werk, das nicht Fisch und nicht Fleisch ist.
Ein weiterer Minuspunkt sind die Charaktere. Sie agieren völlig sinn- und planlos, um nicht zu sagen dämlich.

Aber der Hund ist wirklich süß. Putti ist der einzige Lichtblick in diesem Wirrwarr.