Wundert mich, dass es zu diesem schönen Liebesroman noch keinen Thread gibt! Nun, hier ist einer ...
Rezi
Von der optischen Ähnlichkeit zu „Flügelschlag“ darf man sich bei „Wind der Zeiten“ nicht täuschen lassen, denn dieses Mal wagt sich Jeanine Krock an einen eher historischen Roman. Gänzlich frei von phantastischen Elementen ist dieser allerdings nicht: Johanna möchte einige Wochen, wenn nicht Monate bei ihrer Freundin verbringen, um ihren scheußlichen Exfreund und die unliebsame Familie hinter sich zu lassen. In der schottischen Einöde blüht sie wieder auf und verbringt täglich viel Zeit mit einem stürmischen Pferd, das sie eigenhändig zähmt. Dabei fällt ihr auch der geheimnisvolle Alan auf, der sie bei einem ihrer Ausritte aus einem eiskalten Bach zieht. Auch in zukünftigen Begegnungen landet die tollpatschige Johanna des Öfteren in seinen Armen und schließlich sogar im 18. Jahrhundert, in dem sie Alan als Clanchief von Gleann Grianach neu kennenlernt. Doch Alan erinnert sich nicht plötzlich nicht mehr an sie …
Die Geschichte wird aus Johannas Sicht erzählt, wodurch man gezwungenermaßen sie besonders intensiv kennenlernt. Sie ist eine typische Heldin für die Romane von Jeanine Krock: temperament- und humorvoll, eigensinnig, stolz und im Grunde ihres Herzens sanft und zerbrechlich. Bei ihr kommt es leicht zu Missverständnissen, auf die sie mit regelrechten Gefühlsausbrüchen reagiert, die die emotionale Spannung der Storyline auf den Höhepunkt treiben. Alan gibt sich ebenfalls leidenschaftlich, als Clanchief kann er jedoch auch eiskalt sein. Sein stark ausgeprägtes Pflichtbewusstsein beeindruckt Johanna, vor allem, da ihm von seinem Clan oftmals Ablehnung entgegenschlägt. Ein Wechselbalg soll er sein und mit den Feen in Kontakt stehen. Doch die Bewohner von Gleann Grianach erkennen seine Autorität an und sehen auch, dass er sich gut um seine Leute kümmert. Dennoch: beim kleinsten Zwischenfall keimen die bösen Gerüchte wieder auf.
Eigentlich kennt man von Jeanine Krock eher düster angehauchte, paranormale Liebesromane, doch „Wind der Zeiten“ strahlt geradezu vor Farben und grünen Landschaften. Hier und da schleicht sich zwar ebenfalls Dunkelheit in die Geschichte, doch meist vermittelt Gleann Grianach ein warmes, sonniges Bild einer urtümlichen, schottischen Landschaft. Das versteckte Tal lädt die Leserschaft zum Träumen ein und so wird auch der Alltag im Dorf niemals langweilig. Auf jeder Seite spürt man die Liebe der Autorin zu der Schönheit der schottischen Highlands und so kommt man in den Genuss eines atemberaubenden Detailreichtums – der einen immer wieder vergessen lässt, dass phasenweise recht wenig passiert. Konflikte gibt es immer wieder und auch die Hintergrundgeschichte um die Zeitreise spinnt sich gemächlich weiter, doch meist gestaltete sich die Story an für sich recht unspektakulär. Dafür bekommt der geneigte Leser das damalige Leben hautnah präsentiert und erlebt ein wunderbares Kopfkino.
Doch die Idylle ist durchaus trügerisch, denn die Annäherung zwischen Johanna und Alan gestaltet sich nur wegen ihrer hitzigen Gemüter turbulent. Die beiden müssen sich Intrigen entgegenstellen und sich im Konflikt zwischen England und Schottland beweisen. Zwar bekommen die Bewohner des gut versteckten Tals wenig von den politischen Machtkämpfen mit, doch die Angst vor einem Übergriff der englischen Armee ist allgegenwärtig. Dagegen gestaltet sich Johannas Alltag erfrischend amüsant, denn die damaligen Sanitäranlagen sind geradezu abenteuerlich. Auch die üppigen Kleider mit Korsett und vielen Röcken machen Johanna zu schaffen und bescheren ihr den ein oder anderen peinlichen Moment, über den sich die Leser köstlich amüsieren können. Alles in allem meistert sie jedoch das Leben in der Vergangenheit ganz gut und knüpft unter anderem eine intensive Freundschaft zu dem Dienstmädchen Morag. Mit ihr kann sie lachen und weinen und sich über den ihrer Meinung nach manchmal leider etwas begriffsstutzigen Alan auslassen.
Abschließend sollte nochmals betont werden, dass sich „Wind der Zeiten“ deutlich von anderen Werken der Autorin abhebt. Das historische Setting ist ungewohnt, jedoch traumhaft umgesetzt. Liebe und Leidenschaft kommen dabei jedoch nicht zu kurz und kommt die Leserschaft in den Genuss gewohnt romantischer Kost – eben dieses Mal in einem altertümlichen und grün leuchtenden Gewand. Und mir wesentlich mehr Charakteren. Am Ende hat man das Gefühl, das komplette Dorf kennengelernt zu haben, was in Anbetracht der vielseitigen Charaktere für jede Menge Lesespaß sorgt. Trotz untypischen, histortische Settings Jeanine Krocks bisher bester Roman!
Fazit
„Wind der Zeiten“ ist ein Buch zum Träumen. Jeanine Krock fängt die atemberaubende Schönheit der schottischen Highlands geradezu meisterhaft ein und garniert ihr Kunstwerk mit einer kaum auszuhaltenden emotionalen Spannung. Erfrischend humorvoll und voller Leidenschaft!
Achja, ab November gibt es einen Lesekreis zu "Wind der Zeiten" mit Jeanine Krock, wo man auch ein signiertes Exemplar gewinnen kann! (Anmeldung dazu bis Ende Oktober, damit der Gewinner sein Buch rechtzeitig zur Leserunde bekommt)