Der schien sich aber, zumindest zeitweise, zur Kirche hingezogen zu fühlen.

Isenhart - Holger Karsten Schmidt
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Ja, aber er war auch äußerst vielseitig interessiert. Wie Isenhart studierte er vorurteilsfrei die Schriften arabischer Gelehrter.
Und sein Verhältnis zur Kirche/zu seinem Orden, bzw. zu Obrigkeiten allgemein hat im Laufe seines Lebens wohl sehr gelitten. -
Zitat
Original von €nigma
Ich habe gar nicht an Leonardo gedacht, sondern mir kam gleich Roger Bacon in den Sinn. Mit dem hätte Isenhart zeitlich auch gar nicht sooo weit daneben gelegen...Stimmt. An ihn hatte ich widerum gar nicht gedacht. Wahrscheinlich hat mich das Motiv des Fliegens und das Thema anatomische Zeichnungen so schnell zu da Vinci geführt.
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Mit Isenhart hat Holger Karsten Schmidt einen außergewöhnlichen Protagonisten geschaffen! Von geheimnisumwobener Herkunft verlebt er eine relativ glückliche Kindheit auf Burg Laurin. Ihm wird das für damalige Zeiten sehr seltene Privileg einer umfassenden Bildung zuteil und er verblüfft sein Umfeld mit ungewöhnlicher Intelligenz und außerordentlichem Wissensdurst. In einer Zeit, in welcher auch der „gebildete“ Teil der Menschen die meisten Dinge mehr oder weniger als gottgegeben hinnimmt hinterfragt Isenhart einfach alles. Manchmal wirkt er in der Geschichte ein bisschen seltsam und wie ein Fremdkörper mit seinen Ansichten und Gedankengängen, die aber trotzdem oder gerade deswegen so faszinieren. Mit zunehmendem Alter und Erfahrungen wird ihm dieses „außerhalb stehen“ immer bewusster, er fühlt sich im falschen Jahrhundert geboren, gefangen in einer Zeit, in die er eigentlich nicht gehört.
Über weite Teile entspricht das Buch nicht dem klassischen Mittelalterroman, viele naturwissenschaftliche und philosophische Gedankengänge fließen ein. Manches hätte für meinen Geschmack etwas straffer abgehandelt werden dürfen, aber der Spannungsbogen bleibt durchgehend erhalten – mit kleinen Ausschlägen nach oben bzw. unten ;-). Für mich ist es überaus interessant gewesen zu verfolgen, wie sich Isenharts wacher Verstand und kritischer Geist mit den Unzulänglichkeiten von Religion und den Restriktionen der Kirche auseinandersetzt.
Obwohl der Krimiplot einigen Raum einnimmt und auch logisch aufgebaut und gelöst wird, hätte mir das Buch auch „ohne“ bestimmt ebenso gut gefallen. In einem Interview mit dem Autor habe ich seinen folgenden Kommentar gelesen:
„Isenhart ist eigentlich eine Geschichte über das freie Denken. Mit so etwas ruft man bei den Entscheidungsträgern des Senders allerdings eher Ablehnung hervor. Deshalb habe ich nur gesagt: Serienmörder im Mittelalter! Und das haben sie geschluckt.“
Ich finde, das passt genau in die Zeit!
ZitatOriginal von Enigma
..., als besonderen "Leckerbissen" serviert er dem Leser in den Text eingebundene Erklärungen, wie es zu bestimmten heute noch gebräuchlichen Redewendungen kam ("Alles in Butter!"), die einen ganz konkreten Ursprung haben.Diese Passagen sind mir auch besonders positiv aufgefallen. Ich wusste z. B. auch nicht, dass bei dem Ausdruck "Kind und Kegel" das Wort "Kegel" für die unehelichen Kinder steht ;-).
Man könnte kritisch anmerken, dass die Charaktere im großen und ganzen ein wenig zu schwarz-weiss geraten sind. Die "Guten" sind einfach zu gut und die "Bösen" eigentlich immer böse, ohne noch ein paar andere Facetten aufzuweisen. Aber letztlich hat es mich nicht wirklich gestört.
Auf jeden Fall ist alles enthalten, was man von einem historischen Roman erwarten darf, Spannung, Abenteuer, historische Hintergrundinformationen und Liebe verbinden sich zu einem prallen und süffigen Lesevergnügen. Sprache und Erzählstil des Autors, insbesondere der eingeflossene Humor und Wortwitz haben mir sehr gefallen, ebenso wie die einfühlsame und subtile Beschreibung der Liebesszenen .
Von mir gibt es ebenfalls 9 Punkte.
Entschuldigung für die vielen Editierungen, aber ich hatte schon auf "Beitrag speichern" geklickt, als ich noch gar nicht fertig war und "Vorschau" wählen wollte.
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Am Montag, den 3. Oktober läuft der Film auf ProSieben. Während des Lesens habe ich mir noch gedacht, der Titel des Buches hätte auch "der Seelenfänger" lauten können - so heißt jetzt der Film: "Die Jagd nach dem Seelenfänger" ;-).
Und in der Beschreibung steht: " ...macht er sich auf die Suche nach einem Serienkiller!" Ist ja nicht falsch, aber ich fürchte, dass der Film auch allein darauf reduziert sein wird.
Schaut ihr den Film? So kurz nach dem Buch ist eine Enttäuschung wahrscheinlich vorprogrammiert, aber ich werde wahrscheinlich zumindest hineinschauen.
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Nachdem ich durch die ganzen Rezie´s neugierig auf das Buch bin, werde ich mir den Film nicht anschauen. Möchte erst das Buch lesen.
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@ Lumos
bei meiner Rezi bei Amazon hat Alfa Fähe folgenden Kommentar geschrieben:
ZitatBin zwar nicht ganz deiner Meinung, aber natürlich empfindet jeder ein Buch anders.
Eines kann ich dir aber mit Sicherheit sagen: Der Film ist unter jeglicher Kritik!!! Katastrophal! Die Figuren sind platt, klischeehaft und schauspielerisch einfach unbeschreiblich schlecht. Die beiden Protagonisten Isenhart und Henning mögen gerade so durchgehen, aber alle, wirklich ALLE Nebendarsteller (der einzige Profi mit einem Kurzauftritt dabei ist "Tatortkommissar" Klaus J. Behrendt) sind nur laienhaft und unsagbar unglaubwürdig dargestellt, dass alles ein schier traurig lächerliche Note bekommt. Schon nach wenigen Minuten ist klar ersichtlich, dass es auch an Budget gefehlt hat. Da wohnen die reichsten Leute in Burgruinen (so wie heute die Ruinen sind, so wurden sie 1:1 im Film übernommen) und bei den Pferden wurden Hilfmaterialen verwendet die es erst Jahrhunderte (!!) später gab. Das einzig positiv Erwähnenswerte ist, dass man sich ziemlich genau an das Buch gehalten und keine für die Geschichte wichtigen Details weggelassen hat.
Aber mach dir selber ein Bild. Ich bin wirklich froh, das Buch zuerst gelesen zu haben, denn konträrer in Form von gut und schlecht kann etwas gar nicht dargestellt werden. -
Ach du lieber Himmel! Das hört sich ja gruselig an, noch schlimmer als befürchtet :-(.
Aber wieso hat Alfa Fähe den Film schon gesehen :gruebel? Gab es den irgendwo schon vorab?
Eigentlich schade, dass man dem Werk eines preisgekrönten Drehbuchautors nicht mehr Unterstützung zukommen lässt.
So ganz glücklich scheint Holger Karsten Schmidt mit der Verfilmung auch nicht zu sein. [URL=http://www.tvspielfilm.de/news-und-specials/interviewsundstories/interview-hk-schmidt-isenhart-ist-ein-film-uber-das-freie-denken,4681463,ApplicationArticle.html]Hier[/URL] der link zum Interview mit TV Spielfilm. Vielleicht hätte man warten sollen, bis Isenhart ein Bestseller geworden ist ;-), so wie Säulen der Erde. Die Verfilmung fand ich nicht übel, allerdings lag bei mir viel Zeit zwischen Buch und Film.
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Lumos, der lief Mitte September schon auf ORF.
Ich finds noch immer merkwürdig, dass ein Film nach einem Buch gedreht wurde, das noch nicht auf dem Markt erhältlich war. Hat der die Story schon in der Schublade gehabt? Haben die das Drehbuch anhand eines Manuskriptes geschrieben.?
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Zitat
Original von Bouquineur
Lumos, der lief Mitte September schon auf ORF.Ich finds noch immer merkwürdig, dass ein Film nach einem Buch gedreht wurde, das noch nicht auf dem Markt erhältlich war. Hat der die Story schon in der Schublade gehabt? Haben die das Drehbuch anhand eines Manuskriptes geschrieben.?
In der Buchvorstellung der HÖRZU lautet der Text: " Der preisgekrönte Drehbuchautor hat zu seinem Film ein Buch verfasst....." Das klingt, als hätte er das Drehbuch zuerst geschrieben. Fällt mir irgendwie schwer zu glauben. Der Roman ist unglaublich komplex und erinnert in keiner Beziehung an ein Drehbuch.
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Zitat
Original von Lumos
Genau das meine ich. Diese massiven Ähnlichkeiten zu Leonardo da Vinci sind mir nicht aufgefallen, dazu habe ich wohl einfach zu wenig Detailkenntnisse über sein Leben. Gibt es zu ihm einen historischen Roman (möglichst ein bisschen spannend und nicht zu wissenschaftlich), den man gelesen haben sollte? Vielleicht kann ich dann die entsprechenden Vergleiche ebenfalls ziehen ;-).
Die Kathedrale der Erinnerung - Jack Dann
In diesem Roman geht es um Leonardo de Vinci
Kann allerdings nicht sagen ob der Roman gut ist, habe ihn noch nicht gelesen. Subt noch, wie so viele
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Danke, tweedy, ich habe den Titel notiert. Leider gibt es hier bei den Eulen keine Rezi dazu :-(.
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Ich bin ein wenig zwiegespalten.
Einerseits fand ich den Roman spannend, gerade wenn es um Fragen ging, die dem damaligen Zeitgeist widersprachen und Dingen auf den Grund gehen wollten, was der Kirche nicht ins Konzept passte.
Andererseits hatte das Buch etliche Längen und Wiederholungen, die überflüssig waren. So zogen sich die über 800 Seiten doch beträchtlich.
Isenhart war der Hauptprotagonist, der mir aber nicht sonderlich sympathsich war. Warum, kann ich gar nicht genau sagen. Immerhin hatte er noch ein Gefühl dafür, dass man manches nicht tun darf, im Gegensatz zu Henning, der für seine Forschungen alle Grenzen überschritt.
Konrad dagegen mochte ich gern. Er war zwar etwas einfacher strukturiert, aber dafür loyal, gradlinig. Sophia gefiel mir auch gut.
Von mir nur 6 Punkte.
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Holger Karsten Schmidt sagt zu dem Film: "mittelmäßig und bisweilen oberflächlich inszeniert".
Der Autor hat zunächst unentgeltlich am Drehbuch gearbeitet um "die inhaltlich Hoheit zu behalten", aber der Sender hat sich nicht an seine Regieanweisungen gehalten.
(s. Kölner Stadtanzeiger vom 03.10.2011)
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Beim Film habe ich nach einer Stunde umgeschaltet. Zum einen haben mich die permanenten Mord- und Totschlagszenen, zum anderen die billige Aufmachung gestört.
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Zitat
Wahrscheinlich hat mich das Motiv des Fliegens und das Thema anatomische Zeichnungen so schnell zu da Vinci geführt.
Du hattest Recht. Isenhart ist tatsächlich an Leonardo orientiert, nicht an Roger Bacon.
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@ Enigma,
hast Du ein Interview gelesen oder so etwas?
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Buch nicht gelesen, aber Film gesehen, daher bin ich wohl nicht so voreingenommen.
Fand allerdings auch, dass er sich zum Schluss schon etwas zog. Aber schlecht war er jetzt nicht.
Da war z.B. "Der letzte Tempelritter" schlechter. -
ich hab das Buch auch nicht gelesen, aber den Film gesehen. Für ne deutsche/österreichische Produktion fand ich den eigentlich recht gut gemacht, aber vom Thema her eher mittelmäßig.
Am Anfang dachte ich: grausamMittendrin dachte ich: aber irgendwie interessantVom Ende dachte ich: irgendwie schön, aber auch grausam. (speziell auf das Ende bezogen).Die Idee war sicherlich interessant, aber lesen würd ich das nicht wollen. Mir war das allgemein gesehen
zu grausamauch spannendere mit mehr Abwechslung und Handlung.