Mary Higgins Clark - Ich folge deinem Schatten

  • Zum Inhalt:
    Zwei Jahre ist es her, dass für Zan Moreland ein Albtraum begann: Am hellichten Tag wurde ihr kleiner Sohn Matthew im Central Park entführt. Die polizeilichen Ermittlungen und ihre eigene verzweifelte Suche blieben ohne Ergebnis. Doch ausgerechnet an Matthews fünftem Geburtstag tauchen Fotos auf, die damals im Park geschossen wurden. Sie zeigen im Hintergrund die Frau, die Matthew aus dem Buggy stiehlt: es scheint Zan selbst zu sein. Oder treibt jemand ein unmenschliches Spiel mit ihr?


    Engl. Titel: I'll walk alone



    Zur Autorin:
    Mary Higgins Clark, geboren in New York, lebt und arbeitet in Saddle River, New Jersey. Sie zählt zu den erfolgreichsten Thriller-Autorinnen weltweit. Mit ihren Büchern führt sie regelmäßig die internationalen Bestsellerlisten an. Sie hat bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten, u.a. den begehrten “Edgar Award”.




    Eins vorweg: Als ich vor ein paar Jahren zufälligerweise in der Bibi über ihr damals aktuelles Buch “Weil deine Augen ihn nicht sehen” stieß und es zu lesen begann, war ich direkt gefesselt von ihrem Schreibtil und dem spannenden Plot. Mary Higgins Clark versteht es wie keine Zweite, ihre Thriller zu inszenieren und ihre Leser mit irren Wendungen auf’s Glatteis zu führen. Kurze Kapitel und die sich immer abwechselnden Erzählungen, aus Sicht der verschiedenen Charaktere, bilden ein temporeiches Konstrukt. Auch die manchmal etwas eigenwillige Art der präzisen Vorstellung bzw. Einführung neuer Personen in die Handlung, die sich manches Mal über längere Passagen hinzieht, empfinde ich keinesfalls als störend, sondern eher als markante Eigenart.


    Auch ihr aktuelles Buch “Ich folge deinem Schatten” bildet hier keine Ausnahme:


    Die junge Alexandra Moreland, von ihren Freunden “Zan” genannt, hat es schwer im Leben. Zuerst sterben ihre Eltern bei einem Autounfall, dann wird auch noch am hellichten Tag ihr Sohn im Park entführt und seitdem vermisst. Nun steht der 5. Geburtstag des kleinen Matthew bevor, der die Protagonistin wiederholt in eine tiefe Krise stürzt.


    Doch dieses Jahr überstürzen sich die Ereignisse: Zuerst werden hohe Geldbeträge von ihrem Konto abgebucht und Bestellungen über ihre Kreditkarte getätigt, die nicht von ihr stammen. Dann tauchen plötzlich Fotos von dem schicksalhaften Tag vor 2 Jahren auf, die die Entführung dokumentieren. Nur: die Entführerin scheint niemand anderes als Zan selbst zu sein.


    Zan versteht die Welt nicht mehr. Ihr Gewissen ist hin und her gerissen zwischen dem absurden Vorwurf, sie hätte ihr eigenes Kind geraubt und der Vorstellung, es vielleicht doch getan zu haben. Kann Zan die Tat wirklich ausschliessen? Immerhin hatte sie schon einie Black Outs nach dem Tode ihrer Eltern. Wer sonst könnte ihr etwas böses wollen? Zusammen mit einigen Freunden und der Polizei wird der Fall neu aufgerollt. Alle damals beteiligten Personen werden erneut befragt. Jeder scheint eine winzige Kleinigkeit zu kennen, die helfen könnte, den Fall zu klären, doch erst nach und nach kommt das Ausmaß des Vorfalles auf den Tisch. Und wie immer treibt Mary Higgins Clark ein perfides Spiel mit dem Leser und führt ihn in die Irre.



    Mary Higgins Clark ist wieder einmal ein perfekt gestrickter Thriller gelungen, der den Leser in seinen Bann zieht. Die Autorin versteht es den Zwiespalt jedes einzelnen Charakters herauszukristallisieren und selbst den Täter noch menschlich erscheinen zu lassen.


    Auch das Thema “Kindesentführung” ist durchaus hochaktuell: Laut BKA werden derzeit 531 Kinder und 1338 Jugendliche vermisst (Stand: 01.07.2011). Die Gründe hierfür sind vielfältig.


    Vor Augen haben wir in dem Zusammenhang mit Sicherheit noch das Verschwinden der kleinen Madeleine McCann aus der Ferienanlage in Portugal im Jahre 2007. Ihr Verschwinden hat zu vielen Spekulationen geführt. Letzendlich gefunden wurde Maddie bisher noch nicht.



    Von mir gibt es die volle Punkzahl: 10 von 10!

  • Ich habe es schon bei meiner Stadtbücherei vorbestellt und warte sehnsüchtig darauf. Seit meinem ersten Mary Higgins Clark-Buch, das ich zu meiner Konfirmation geschenkt bekommen habe (ist jetzt mittlerweile schon 12 Jahre her :-)), hat mich die Autorin nicht mehr losgelassen!! Und dank Deiner tollen Beschreibung und Beurteilung freue ich mich nun noch mehr!

    Gelesene Bücher/Ebooks 2022: 0/2
    Aktueller SuB/Ebooks: 106/122 (End-SuB 2021: 106/99)


    :lesend Der Heimweg - Sebastian Fitzek :sekt

  • Ich habe das Buch gerade beendet und kann nur sagen, dass es wieder ein typisches Buch von Frau Clark ist.
    Ich bin ein großer Fan ihrer Bücher und habe schon einige gelesen. Auch hier wieder führt Frau Clark den Leser in die Irre und schafft es immer wieder neue Spannung auf zu bauen. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt, was ich von ihren Bücher auch gewohnt bin.
    Zwar konnte ich den Täter schon relativ früh erkennen, was meinen Lesegenuss aber nicht beeinträchtigt hat.


    Von mir 9 von 10 Eulenpunkte!

    Und manchmal ist ein Buch die Welt für mich!


    Mein Blog



    :lesend Laini Taylor - Daughter of Smoke and Bone - Zwischen den Welten



    Langzeitprojekte:
    Margaret George - Maria Stuart LR

  • Ich habe es gestern genervt in die Ecke geworfen - die Charaktere gingen mir doch zu sehr auf den Geist. Zwar habe ich fast alle Bücher von ihr gelesen, die ersten haben mir auch supergut gefallen, aber die neueren können mich nicht mehr so begeistern. Die Charaktere und Handlungen sind stereotyp und eindimensional - genau wie hier.


    Die arme, arme Zan, keiner glaubt ihr, irgendjemand will ihr was fürchterlich Böses und sie ist ja so ein armes Hascherl. Stimmt natürlich irgendwo, aber genau dieses Alleinelassen hat mich mächtig gestört. Kaum tauchen die Bilder auf erklärt sie jeder - und zwar ausnahmslos jeder - für schuldig, egal, wie lange und wie gut er sie vorher kannte und verurteilt sie. Gute Freunde entschuldigen es dann noch mit Schizophrenie - da ging mir ja dann vollends der Hut hoch. Diese allgemeine Verurteilung passt einfach nicht zu einzelnen Leuten - auch ihr Verhalten danach, besonders ihres Mannes, ist aus der Luft gegriffen und unangemessen sprunghaft.


    Was ich genauso schlimm empfand war das kollektive Schweigen. Jeder weiß eine Kleinigkeit, die zur Aufklärung beitragen könnte, schweigt aber, weil er Zan nicht leiden kann oder der Vorgesetzte ihm grade nicht zuhören möchte oder weil er sich selber für nicht so wichtig erachtet, als dass seine Beobachtung von Gewicht wäre. Klar gehören solche Sachen zum Konstrukt eines Thrillers, aber in ihrer Gesamtheit ärgern sie nur und man zweifelt doch stark am Verstand der Leute.


    Außerdem, wer die Bücher von Higgins Clark kennt, erkennt schnell die gewohnten Strukturen - leider ist die Charakterisierung mittlerweile überholt, solche Stereotypen mag man dann doch nicht mehr lesen. Natürlich habe ich das Ende gelesen und so wirklich überrascht hat es mich dann auch nicht mehr - die Autorin sollte doch langsam mal ihr Konzept überarbeiten.


    LG
    Patty

  • Ich habe selbst fast alle Bücher von MHC gelesen und die letzteren haben mir auch nicht mehr so gut gefallen, wie die Bücher zuvor. Aus diesem Grund habe ich auch dieses Buch noch nicht gelesen.


    Für jeden Leser, der ihre früheren Romane gerne gelesen hat und "Mein ist die Stunde der Nacht" noch nicht kennt, dem kann ich dieses voll empfehlen. Es ist meiner Meinung nach ihr bestes.


    Um "Ich folge deinem Schatten" werde ich wohl noch einige Zeit herumschleichen, bevor ich es mir doch noch zulege ...

  • Die Handlung dieses Krimis fand ich sehr konstruiert und weitgehend unglaubwürdig. Das beginnt schon damit, dass ausgerechnet am fünften Geburtstag des verschwundenen Kindes plötzlich Fotos auftauchen, auf denen man sieht, wie eine Frau - augenscheinlich niemand Anderes als seine eigene Mutter - das Kind entführt. In den zwei Jahren seit der Entführung war nichts Derartiges zu Tage gefördert worden.
    Unglaubwürdig ist auch die Tatsache, dass sogar langjährige Freunde von Alexandra diesen Indizien sofort glauben: niemand bezweifelt ihre Schuld, als beste Erklärung für ihr Verhalten werden schizophrene Zustände vermutet. Im Gegensatz dazu glaubt ein Fremder, der sich in Alexandra verliebt hat, instinktiv an ihre Unschuld und manövriert sich ihr zuliebe beruflich und privat in eine prekäre Lage. Als Geschäftsmann sollte er kühl kalkulieren, anstatt "zu Tränen gerührt" zu sein .
    Die Figuren sind für meinen Geschmack zu überzeichnet dargestellt: Sympathieträger versus Kotzbrocken beiderlei Geschlechts. Alexandra selbst blieb für mich als Charakter irgendwie verschwommen, ich nahm ihr ihre große Trauer um den Verlust ihres Sohnes nicht recht ab.
    Am meisten sagte mir noch die Figur der Glory/Brittany zu, die gute und schlechte Eigenschaften in sich vereint.
    Der kleine Matthew wird als eine Art Wunderkind dargestellt, der mit drei Jahren schon sehr gut zeichnen und bis 50 zählen konnte. Selbstverständlich kann er sich auch an Dinge aus seiner frühen Kindheit erinnern.... :pille
    Unrealistisch sind auch die ganzen Zufälle, die dazu führen, dass diverse einander bekannte Leute (wie z.B. zwei neugierige ältliche Hobbydetektivinnen, ein ehemaliges Kindermädchen) Entdeckungen machen und so gleichzeitig von verschiedenen Seiten den Fall aufklären, an dem sich dagegen die Polizei jahrelang die Zähne ausgebissen hat.
    Das Motiv für den ganzen Wahnsinn finde ich ebenfalls abwegig und unglaubwürdig.


    Der Erzählstil ist ansprechend und garantiert leichte und schnelle Unterhaltung, den Ansprüchen eines realistischen Krimis kann "Ich folge deinem Schatten" jedoch meiner Meinung nach nicht gerecht werden. Bei diesem Buch würde ich eher zur Bücherei-Entleihe als zum Kauf raten.
    5 Punkte