Lesehunger - Hanns Josef Ortheil

  • Ein Bücher-Menü in 12 Gängen


    Der Autor erzählt in diesem schmalen Band von seinen ganz persönlichen Lesegewohnheiten und literarischen Vorlieben, davon, welche Lektüre nach geschlossenen Räumen verlangt, was er im Garten, in der Küche oder auf Reisen liest und gibt gleichzeitig viele Literaturempfehlungen.


    Mir persönlich hat das Menü leider nicht gemundet, nicht einmal der 9. Gang, in dem es ums Lesen an sich ging. Für meinen Geschmack hat der Autor zu viele Bücher mir großteils unbekannter Schriftsteller auf zu wenigen Seiten präsentiert. Romane standen so gut wie keine auf der Karte, dafür alle möglichen Spezialitäten über Gärten, Kräuter, Gewürze, Getränke, wie auch über das Reisen, aber auch viele Essays, Notizen und Tagebuchaufzeichnungen unterschiedlichster Autoren.
    Die Erfahrung, dass sich nicht jede Literaturgattung für jeden Ort eignet, habe ich selber auch schon gemacht; das wäre also keine Neuigkeit. Drastisch vor Augen geführt hat mir Herr Ortheil hingegen, was es heißt, ein leidenschaftlicher, ja wilder Leser zu sein, der Unmengen von Büchern anliest, viele davon verschlingt und überhaupt immer einen geschriebenen Text vor Augen haben muss.
    Meiner Meinung nach wendet sich das Buch jedoch an kein breites Publikum, sondern möchte mit seiner Thematik wohl den eher anspruchsvolleren Leser erreichen.

  • Liebe Sylli,


    Deine Meinung kann ich ganz gut nachvollziehen. Beim ersten Lesen war ich auch ein wenig konsterniert, weil ich so gut wie nichts von dem kannte, was der Autor hier an Lese-Empfehlungen gibt. Und weil ich ihn ein wenig eitel fand. Warum muss er diese fiktive Interview-Partnerin auch noch bekochen, und seine Kenntnisse über Weine etc. herausstreichen? Das hatte für mich in einem Buch über Bücher nichts zu suchen.


    Jetzt habe ich es neulich zum zweiten Mal gelesen, und da fand ich es doch schon wesentlich "schmackhafter". Sicher ist der Stil gewöhnungsbedürftig, aber er hat doch eine gewisse Eleganz. Der Mann hat einfach Ahnung vom Lesen an sich. Zwar nicht unbedingt davon, was "man" heute so liest - aber er macht Appetit auf das Lesen!

  • Ja, rumble-bee, das ist es ja! Der Mann hat wesentlich mehr Ahnung vom Lesen als ich, eben ein Profi, und deswegen für mich auch um einige Nummern zu groß.
    Aber mir geht es auch oft so wie Dir, beim 2. Mal oder nach einem gewissen zeitlichen Abstand, gefällt's mir dann doch viel besser.
    Wenn man Zeit hätte, müsste man viel, zweimal lesen, aber noch habe ich diese Zeit nicht.
    Da hoffe ich noch auf die Rente so in 9 - 10 Jahren!