1529 - Nick of Waringham ist vierzehn Jahre, als sein Vater verhaftet und wegen ketzerischer Handlungen befragt. Als er schließlich stirbt und der Junge erbt ein heruntergekommenes Anwesen, das er mit der verhaßten Stiefmutter teilen muss und einen Namen, der sowohl Loyalität als auch Gefahr mit sich bringt. Während Nick um sein Erbe und mit allerlei Schwierigkeiten kämpft, will König Henry nichts anderes, als endlich seine Ehefrau Katharina von Aragon loswerden. Im Zuge der Loslösung von der katholischen Kirche und dem Vormarsch der Reformer stellt sich Nick auf die Seite von Mary Tudor. Durchaus kein angenehmer Platz, wie Nick immer wieder feststellen muss...
Für mich war der "Dunkle Thron" ein typischer Gablé - üppig, farbig und wunderbar zu lesen.
Mary ist nicht oft der Angelpunkt eines Romans, konzentriert sich doch die übliche Leseware eher auf die gewaltige Persönlichkeit ihres Vaters oder ihrer Halbschwester Elizabeth. Für mich also ein interessanter Ansatzpunkt, um hinter die Kulissen von "Maria, der Blutigen" zu schauen. Nach der Lektüre verstehe ich sie zwar immer noch nicht hundertprozentig, bin ihr aber deutlich näher gekommen. Mary ist aber nicht allein die Hauptfigur, neben ihr steht als treuer Vasall Nick of Waringham. Eine schöne Idee, allein der Mann hat mich Nerven gekostet! Impulsiv, stur und großmäulig sind noch die nettesten Attribute, die mir gerade einfallen. Selten hat mich ein Hauptcharakter so reizbar und ärgerlich gemacht - ich habe teilweise kopfschüttelnd und mit ehrlicher Entrüstung seine Entwicklung verfolgt...
Trotzdem hat mich das Buch mitgerissen und es ist ja prinzipiell nichts Schlechtes, wenn ein Buch aufrüttelt und zum diskutieren anregt, was in diesem Fall ganz besonders mein Bedürfnis war. Es gibt eine Bandbreite an Charakteren, die man herzlich mögen oder verabscheuen kann, aber in jedem Fall lebt man mit ihnen mit und merkt so gar nicht, wie die Zeit beim Lesen vergeht.
Ein kleiner Wermutstropfen, der für mich aufgetreten ist, ist die Tatsache, dass manche Zeitabschnitte etwas kurz geraten sind - zum Beispiel die Regierungszeit von Jane Seymour. Dieser wird jedoch von einer leisen Vorfreude überlagert, da ja schon Aussichten auf das nächste Buch offen gelegt wurden. Also ein neuer Gablé - was kann es besseres geben (von der langen Wartezeit mal abgesehen!)?
Für mich glatte 9 von 10 Punkten.