ZitatOriginal von Baumbart
Ich hatte Deinen Satz weitergehend aufgefaßt...nicht nur auf die Unternehmenspolitik der Verlage bezogen.
Das stand aber wirklich nicht drin! Und es war auch unterschwellig nicht auf andere ausgedehnt. Ich versuche grundsätzlich in solchen Diskussionen Implikationen zu vermeiden, weil sie nur Verwirrung schaffen. Und wenn doch einmal etwas impliziert ist, steht garantiert ein entsprechendes Smiley hinter dem Text.
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Wieso naturgemäß? Ganz ehrlich, ich dachte immer, daß bei allen Menschen die Qualität des unterhaltenden Produkts eine Rolle spielt?
Das sind meiner Ansicht nach zweierlei Aspekte. Ich schrieb auch "vor allem" und nicht "ausschließlich".
Jeder Leser greift zum Buch, um sich zu unterhalten (ich rede jetzt ausschließlich von der Seite der Leser, nicht von der der Autoren), aber nicht alle Leser werden durch dieselben Sachen unterhalten. Die einen lieben es, wenn der Schmalz trieft, die anderen mögen es trocken und "straight", die einen haben etwas übrig für schreckliche Verbrechen, die anderen verlieren sich gerne in Landschaftsbeschreibungen und Genrebildern -- und obwohl keine zwei dieser vier Gruppen vollkommen deckungsgleich sind, überschneiden sie sich alle.
Und was die "Qualität" des unterhaltenden Aspekts betrifft, scheiden sich ja auch die Geister: Die einen hätten es gerne so, daß sie alles um sich herum vergessen und völlig in der Geschichte versinken -- die anderen brauche quasi ihren Abstand (wie im Kino: Die einen sitzen gerne vorne, fast schon in der Leinwand, die anderen möchten eine gewisse Distanz wahren, um den Überblick zu behalten). Die einen bevorzugen einen kurzen, vielleicht schnörkellosen, eher simplen Stil, die anderen haben es gerne, wenn sich Sprache und Stil des Autors der Geschichte und der jeweiligen Situation anpassen, abwechslungsreich ist und der Wortschatz den einer Schulfibel übersteigt.
Aber im Grunde bezieht sich das alles nur auf die Mittel, mit denen "Unterhaltung" beim/im Leser quasi erzeugt wird.
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Das würde ich ebenso nicht wollen und nicht nur auf das Schreiben bezogen, sondern auf jede Art der Tätigkeit.
Das Gefühl habe ich eben nicht in meinem "Geldberuf", der mir überdies sehr viel Freude macht und den ich auch gar nicht missen möchte.
William Faulkner hat seinen Autorenkollegen mal ins Stammbuch geschrieben, sie sollten sich eine möglichst handwerkliche Tätigkeit als Ausgleich zur einsamen, geistigen Tätigkeit des Schreibens suchen, damit sie nicht die Bodenhaftung und damit den Bezug zur Welt verlieren.
Der Tipp ist meiner Meinung nach sehr gut -- es muß auch nicht unbedingt handwerklich sein, aber es sollte mit Menschen zu tun haben, denn "Schreiben" heißt ja zunächstmal "Erzählen", und das Erzählen hat nicht nur einen Gegenstand, die Geschichte, sondern immer auch ein Gegenüber, den Zuhörer oder Leser. Wer den Kontakt zu seinen Lesern verliert, verliert dadurch auch seine Leser.