Die gelben Augen der Krokodile
Katherine Pancol
Übersetzerin: Nathalie Lemmens
C. Bertelsmann
ISBN: 978-3570100868
608 Seiten, 22,99 Euro
Über die Autorin: Katherine Pancol wurde 1954 in Casablanca geboren und lebt seit ihrem fünften Lebensjahr in Frankreich. Nach ihrem Literaturstudium arbeitete sie als Lehrerin, Journalistin und Autorin. „Die gelben Augen der Krokodile“ wurde mit dem Prix Maison de la Presse ausgezeichnet, es folgten die Romane „Der langsame Walzer der Schildkröten“ und „Montags sind die Eichhörnchen im Central Park traurig“, die beide bei C. Bertelsmann in Vorbereitung sind. Katherine Pancol hat zwei erwachsene Kinder und lebt in Paris.
Buchrückentext: Eine Hymne an das Leben, wie es ist. Zwei Schwestern, die eine klug, die andere hübsch. Die eine schreibt einen Roman, die andere gibt sich als Autorin aus. Das Leben der beiden steht Kopf, als das Buch ein Bestseller wird. Und dann gibt es all die Geliebten, Verlassenen, Suchenden, Treibenden. Alle reisen sie mit auf dem kunterbunten Karussell des Lebens, fallen runter, steigen wieder auf, lachen, weinen, verlieren und finden sich. Dieser Roman hat Frankreich bereits verzaubert. Er erobert zurzeit die Welt und liegt nun endlich auf Deutsch vor. Was das alles mit Krokodilen zu tun hat? Sie werden es herausfinden!
Meine Meinung: Als perfekter Frauenroman wird dieses Buch beworben und genau aus diesem Grund hätte ich es beinahe nicht gelesen, denn Frauenromane fallen einfach nicht in mein Beuteschema. Es war dann der ungewöhnliche Titel, der mich neugierig gemacht hat und die Überlegung, dass ein Buch mit über 600 Seiten nicht mit der üblichen Oberflächlichkeit vieler Romane in dem Genre aufwarten könne und ich habe mich zum Glück nicht getäuscht.
Es ist beinahe unmöglich, den Inhalt auch nur kurz anzureißen, so komplex hat Katherine Pancol die Handlung aufgebaut. Eine der Hauptpersonen ist Joséphine, unscheinbare Mutter und Hausfrau, die ihre Habilitation über das zwölfte Jahrhundert schreibt und die sich neu im Leben zurecht finden muss, nachdem ihr Mann sie wegen einer anderen Frau verlassen hat. Es geht aber auch um ihre reiche und gelangweilte Schwester Iris, die es satt hat, nur im Schatten ihres erfolgreichen Mannes zu stehen und die Jo bittet, ein Buch zu schreiben, als dessen Autorin sie auftreten will. Weitere Figuren sind die beiden heranwachsenden Töchter von Jo, ihre kaltherzige Mutter, ihr lebenslustiger Stiefvater und dessen Sekretärin und Geliebte, und viele andere Personen, die alle im Leben von Jo eine Rolle spielen.
Es fällt auf, wie lebensecht die einzelnen Figuren ausgearbeitet sind. Fast alle werden im Laufe des Buches so intensiv geschildert, dass man beinahe meint, sie persönlich zu kennen. Katherine Pancol liebt ihre Protagonisten und das spürt man fast in jedem Satz. Das Grundkonstrukt des Romans ist nicht neu und tatsächlich gar nicht so selten in Frauenromanen zu finden; eine verlassene Frau, die sich neu orientieren muss und sich auf einen langen Weg macht, um ein anderes, neues Leben zu beginnen, in dem sie gestärkt und mit neuem Selbstbewusstsein aus der Krise hervorgeht. Was das Buch von anderen unterscheidet ist die Intensität, mit der sich die Autorin ihren Figuren widmet, sind die vielen kleinen Randgeschichten, die jede Person mit sich bringt und die Sprache, die mich teilweise verzauberte.
Obwohl sich ein oder zwei Ungereimtheiten finden (z.B. müssen heutzutage keine Laborkaninchen für einen simplen Schwangerschaftstest sterben…), hat mir dieser Roman sehr gut gefallen. Wer einen Frauenroman mit Anspruch sucht, findet hier einen klugen, lebendigen und zauberhaften Lesespaß. Ach - und was es mit den Krokodilen auf sich hat, verrate ich hier auch nicht...
Als Anhang noch eine keine Leseprobe, um ein Bild vom Schreibstil zu vermitteln: "Das Leben ist wie ein Mensch, ein Mensch, den du als Partner akzeptieren musst. Lass dich auf seinen Tanz ein, auf seine Pirouetten, manchmal lässt es dich Wasser schlucken, und du glaubst, du müsstest sterben, doch dann packt es dich an den Haaren und setzt dich ein Stück weiter wieder ab. Manchmal tritt es dir auf die Füße, und manchmal lässt es dich fröhlich herumwirbeln. Du musst dich auf das Leben einlassen wie auf einen Tanz. Nicht mitten in der Bewegung innehalten und dich selbst bemitleiden, den anderen die Schuld zuschieben, trinken, Pillen schlucken, um den Anfall zu mildern. Tanzen, tanzen, tanzen…"