Zum Inhalt
Marten hat sich mit dem Leben auf Spökerland arrangiert. Zwar gelten im Internat strenge Regeln und seine Schulkameraden gehen ihm auf die Nerven, aber wenigstens die mürrischen Bewohner der Insel lassen ihn in Frieden. In der rauen Landschaft von Spökerland kann er frei umherstreifen und er ist froh, wenn er seine Ruhe hat.
Mit dieser ist es jedoch schlagartig vorbei, als eine neue Schülerin auf die Insel kommt. Schnell hat die rothaarige Hilke den Ruf einer Hexe. So merkwürdig Marten seine neue Mitschülerin auch findet – eine Hexe? Das kann er nicht glauben. Doch dann geschehen mysteriöse Dinge auf Spökerland – und Hilke scheint mit ihnen in Verbindung zu stehen. Ehe Marten weiß wie ihm geschieht, sind er und Hilke in ein gefährliches Abenteuer verstrickt, bei dem das Schicksal der ganzen Insel auf dem Spiel steht …
[Klappentext]
Über den Autor
Matthias Heyen, geboren 1975 in Oldenburg, studierte bei der Polizei Niedersachsen und ist heute Kriminalhauptkommissar und Autor.
Er hat zwei Söhne und lebt in Hannover.
2009/2010 war er Stipendiat der Drehbuch- förderung der Stadt Nürnberg und des Bayerischen Fernsehens. Er hat zahlreiche Kurzgeschichten veröffentlicht.
Spökerland - Hexenfluch ist sein erster Roman und Auftakt der fünfteiligen Reihe.
[Dem Buch entnommen]
Meine Meinung
ZitatIhr fragt Euch, warum ihr noch nie von Spökerland gehört habt? Nun, es hat seine Gründe, dass der Name der Insel nur ungern ausgesprochen wird. Denn auf Spökerland, so erzählt man sich hinter vorgehaltener Hand, verbarg sich das Böse. Düstere Kräfte hielten sich dort im Geheimen bereit, um einen alten Fluch einzulösen...
Ein abgeschiedenes Internat für schwererziehbare Jugendliche auf einer (erfundenen) friesischen Insel, ein alter Fluch und zahlreiche undurchsichtige Gestalten - der erste Band der Reihe Spökerland von Matthias Heyer hat alles, was eine gelungene Schauergeschichte ausmacht. Eigentlich. Denn egal, wie sehr ich mich bemühe, der Funke will einfach nicht überspringen. Gründe dafür lassen sich so einige ausmachen: schon die fürchterlich altbacken daher kommende Erzählweise macht es mir schwer in die Geschichte zu kommen. Sie lässt die handelnden Jugendlichen wie aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts wirken (und sprechen!), andererseits wird die von der Internatsdirektorin praktizierte Prügelstrafe als ein Relikt vergangener Zeiten beschrieben, die eigentlich nicht mehr angewendet wird, und die Kunstlehrerin läuft in selbst gebatikter Kleidung umher - mit anderen Worten, der Autor möchte die Geschichte vermutlich schon irgendwo in unserer Gegenwart angesiedelt wissen, allein, es gelingt ihm nicht, dies auch sprachlich glaubhaft umzusetzen. Die Jugendlichen sprechen alle oft sehr gewählt, manchmal sogar gestelzt, auch Edzard van Bassen, der Internatsfiesling. Man fragt sich schon, wie so ausgesucht höfliche Kinder ausgerechnet in einem Internat für schwererziehbare Jugendliche landen konnten.
Die Figuren sind nicht besonders originell und dass der unbeliebte Lehrer Klusberg mit seinen gelben Zähnen, seiner Vorliebe für sarkastische Bemerkungen und seiner Kleidung verdächtig an einen ganz anderen Internatslehrer erinnert, macht das Ganze auch nicht besser:
Zitat"Klusberg war Lehrer für die naturwissenschaftlichen Fächer. Schwarzhaarig, etwas gebeugt und hager, war er ein Mann unbestimmbaren Alters. Er trug stets dunkle Hosen mit einem dunklen, kurzen Mantel darüber, den er niemals ablegte. Lautlos trat er in seinen spitzen Schuhen die Stufen auf den Hof hinaus. Marten erinnerte sich, dass einige Schüler den Lehrer Klusberg "die Krähe" nannten. Ein Name, den er sehr passend fand. Mit seinen schwarzen Haaren, der spitzen und krummen NAse und dem staksikgen Gang erinnerte er tatsächlich an einen Rabenvogel."(S. 27/28)
Den Mantel tauscht der gute Klusberg übrigens bei nächtlichen Unternehmungen gern gegen einen schwarzen Umhang (!) aus und zudem ist er als "Seelenkieker" verschrien - ein Blick genügt ihm, um zu wissen, was sein Gegenüber denkt... Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Die Geschichte selbt ist kommt nur schwer in die Gänge, auf echtes Gruselgefühl warte ich lange und vergeblich, da hilft auch der Geist des Deichgrafen samt Untoten und Werwolfs-Begleitung nicht wirklich, erinnert das Ganze doch in wichtigen Motiven zu sehr an den Schimmelreiter.
Den werden die wenigsten jugendlichen Leser kennen, und so mag das in einem Kinderbuch vielleicht nicht weiter stören, doch mich in meiner Rolle als Vermittler von Kinderbüchern fällt es schwer, ein Buch zu empfehlen, dass seine kindlichen Leser nicht für voll nimmt und ihnen neben einer langweilig erzählten Geschichte auch noch einen evangelischen Pastor mit Kruzifix und Exorzismen sowie unsauber formulierte Zitate aus einem angeblich 1732 geschriebenen Werk, in dem u.a. von Parapsychologie die Rede ist, zumutet.
Fazit: Sperriger Auftaktband, der erfahrene Leser ab 11 Jahren lange auf eine gewisse Spannung warten lässt. Schade, denn den Handlungsort Spökerland fand ich ausgesprochen reizvoll. Die Umsetzung weniger. 3 von 10 Punkten.