Audio Media 2010
Gekürzte Lesefassung, 6 CDs, ca. 457 Min.
Über den Inhalt:
Der junge Anwalt Sebastian Schneider bekommt eines Tages einen mysteriösen Brief: die erste Strophe des Liedes "Hänschen klein" verbunden mit dem innigen Versprechen einer Frau, bald für immer mit ihm vereint zu sein. Sebastian glaubt an einen Irrtum. Er ahnt nicht, dass er einen Liebesbrief in Händen hält, der sein Leben zerstören wird. Es ist der Brief einer Mutter, die tot geglaubt und dem Wahnsinn verfallen auf der Jagd nach ihrem Sohn ist. Und dabei ist sie bereit, für ihr "Hänschen klein" über mehr als nur eine Leiche zu gehen ...
Über den Autor:
Andreas Winkelmann, geboren im Dezember 1968, entdeckte schon in jungen Jahren seine Leidenschaft für unheimliche Geschichten. Als zum Schreiben Berufener hielt er es in keinem Job lange aus. Er war unter anderem Soldat, Sportlehrer und Taxifahrer, blieb jedoch nur dem Schreiben treu. "Der menschliche Verstand erschafft die Hölle auf Erden, und dort kenne ich mich aus", beschreibt er seine Faszination für das Genre des Bösen. Er lebt heute mit seiner Familie in einem einsamen Haus am Waldesrand nahe Bremen.
Über den Sprecher:
Simon Jäger, geboren 1972 in Berlin, synchronisiert viele populäre Hollywood-Stars: u. a. Matt Damon in "Die Bourne Verschwörung", Heath Ledger in "Brokeback Mountain", Josh Hartnett in "Pearl Harbour" und River Phoenix in "Indiana Jones III". Außerdem arbeitet er als Autor und Regisseur.
Meine Meinung:
Sebastian Schneiders beschauliches Leben ändert sich auf dramatische Weise. Der junge Anwalt lebt noch auf dem abgelegenen Pferdehof seiner Eltern, als er seinen ersten großen Fall zugewiesen bekommt und durch Zufall auf seine große Liebe Saskia trifft. Als er einen geheimnisvollen Brief mit der ersten Strophe des Kinderliedes „Hänschen klein“ erhält, ahnt er noch nicht, dass er ins Visier einer Frau geraten ist, die vor Gewalt nicht zurückschreckt.
Von der ersten Szene an erzeugt Andreas Winkelmann eine unheimliche, bedrohliche Stimmung, die das ganze Buch über anhält. Der ausschweifende Erzählstil, sonst eher nicht mein Ding, trägt dazu bei, die Dramatik immer höher zu schrauben. Ich habe die Vorhersehbarkeit der Handlung als Erleichterung empfunden, lässt sich dadurch doch die Spannung besser aushalten. Das gilt zumindest bis zur Hälfte des Buches. Dann sind die Zusammenhänge geklärt und man wartet als Hörer nur noch auf das unvermeidliche Aufeinandertreffen von Mutter und Sohn. Das übersinnliche Moment des Romans empfand ich nicht als störend, am Ende wird klar, wieso Winkelmann es hereingenommen hat.
Die wenigen Charaktere werden gut, aber klischeehaft beschrieben, wobei der Fokus sehr stark auf Sebastian liegt. Die Liebesgeschichte zwischen ihm und Saskia ist nett, wenn auch nichts Neues.
Insgesamt sicher kein realistischer Roman, der trotz seiner Durchschaubarkeit gut anzuhören ist bis zum leicht verblüffenden Ende.
Einen großen Anteil am Gelingen hat wieder einmal Simon Jäger, der auch dieses Hörbuch brillant liest. Seine Stimme verleiht den verschiedenen Charakteren Ausdruck und Tiefe.
Die gelegentliche Musikuntermalung und das Erklingen des „Hänschen klein“-Motivs auf der Spieluhr sorgen für zusätzliche Verstärkung der unheimlichen Momente.