'Feuerprinz' - Seiten 257 - Ende

  • @ BirgitF


    Ich habe aus verschiedenen Äußerungen (auch in der kürzlich wiederbelebten "Blutschwestern"-LR) geschlossen, daß wir in punkto Religion vermutlich ziemlich verschiedene Ansichten haben; deswegen schrieb ich nur sehr vorsichtig. Denn ich habe (das hat ausdrücklich nichts mit Dir zu tun, Birgit, sondern mit der - sage ich mal - allgemeinen Situation bei den Eulen; wer weiß, wer hier mitliest und ggf. "eingreift") absolut keine Lust, hier im Forum eine Religionsdebatte loszutreten (weswegen ich zu dem Sachbuch, das ich momentan lese, möglicherweise auch keine Rezi schreiben werde, das habe ich noch nicht entschieden).




    Zitat

    Original von BirgitF
    Müsste eine solche Kraft den eigenen Sohn ans Kreuz nageln lassen, damit dieser die Sünden aller sühnt? Sollte eine übergeordnete Kraft nicht über derartigen Gewaltakten stehen?


    Um das Ganze noch zu Verkomplizieren (bzw. etwas ketzerisch): Meiner Meinung nach gibt es viele, möglicherweise sehr viele, bewohnte Planeten im Weltall. Wenn es nur einen Gott gibt, hat der die alle erschaffen. Und sein Sohn "reist" nun ein einem Planeten zum nächsten wegen Erlösung? Ich weiß es nicht und habe dazu noch keine abschließende Meinung.



    Allein, vom "Bodenpersonal" auf den "Chef" zu schließen, wird in diesem Falle nicht funktionieren bzw. zu keinem gültigen Ergebnis führen. Und teilweise mehrere tausend Jahre alte Texte mit dem Verständnis unserer Zeit und der heutigen Sichtweise zu interpretieren, mMn auch nicht. Schwieriges Thema, vermintes Feld.




    Anm: Wissenschaftliche Berechnungen zur Wahrscheinlichkeit von Leben im Weltall siehe das hier verlinkte Buch.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von BirgitF
    Suzann : Degan hat ja auch zu dem Zeitpunkt, als er Xiria töten musste, noch keinen Groll gegen Lin gehegt. Erst, als er erfahren hat, dass sie die Göttin ist.
    Der Tod seiner Zieheltern hat ihn an diesem Punkt natürlich kalt gelassen - zu dem Zeitpunkt war seine menschliche Seite auch noch unterdrückt.
    Und sofort verworfen hat Degan seinen Groll auch nicht - er hat ordentlich mit sich gekämpft, sich Vorwürfe von Belamon anhören müssen, von Dawon ... und erst da sind ihm leise Zweifel gekommen.
    Als Degan das erste Mal (im ersten Teil "Blutschwestern) Engil und Lin verlassen hat, war er jünger und triebgesteuert auf Xiria fixiert. Zudem stinksauer, weil Tojar und Ilana ihm seine Herkunft verschwiegen haben.
    Um für Lin Gefühle zu entwickeln, war da kein Platz. Er war ja vielmehr damit beschäftigt, sich zu fragen, wer er selbst überhaupt ist und warum er sich so anders fühlt.


    Tut mir leid, Birgit, wenn du jetzt den Eindruck hast, ich hätte deine beiden Bücher unaufmerksam gelesen. Ich versuche dir nur mitzuteilen, was bei mir hängen geblieben ist und welche Probleme ich teilweise mit den Motivationen der Charaktere hatte.


    Zitat

    Original von BirgitF
    Nonas und Dawons Beziehung: Das Problem ist, dass das Wort Beziehung immer unauflösbar mit dem Attribut ewig aufeinanderkleben und Sexualität gleichgesetzt wird.
    Natürlich ist es keine Beziehung wie sie unsere Gesellschaft vorgibt, sondern eher eine freigeistige. Nona und Dawon sind beide freie Wesen.


    Was verbindet dann Nona mit Dawon, wenn nicht gemeinsam verbrachte Zeit oder der Austausch von Zärtlichkeiten? Einzig Degan ist eine Gemeinsamkeit, die beide haben, was ihre Beziehung zueinander von z.B. ihrer Bekanntschaft mit den Waldfrauen unterscheidet. Verstehst du mich? Rein gefühlsmäßig sind diese beiden für mich kein Paar mehr, sondern zwei Freunde, die sich ab und zu treffen, mit dem Ziel, ihrem Sohn beizustehen. Anscheinend habe ich zuwenig Fantasie mir mehr darunter vorzustellen....


    Zitat

    Original von BirgitF
    Und Sabine hat Recht: Dawon hat seine Informationen über Nona erhalten, die mit den Waldfrauen in Verbindung steht. Das wird auch erwähnt, als er Lin vom Greifenturm befreit.
    Dass Nona mit den Waldfrauen geistig kommunizieren kann, wird ja auch im ersten Teil deutlich, als Dawon von Xiria im Wiesenland schwer verletzt wird.


    Die Waldfrauen sind ein praktisches Völkchen. Sie wissen alles (woher?). Sie beeinflußen die Geschehnisse in ihrem Sinne, was meistens vorteilhaft für "die Guten" ist, wenn sie nicht gerade aufgrund ihres Alters etwas "am Rad drehen". Als es noch um die Prophezeiungen um Degan und die Bekämpfung von Dungur und den Murukpriestern ging, waren sie jedoch reichlich vage. In Feuerprinz geben sie Nona ganz konkrete Hinweise, damit der ein oder andere aus brenzligen Situationen gerettet werden kann. Das passt irgendwie nicht zum Wesen der Waldfrauen, finde ich. Woher wissen die Waldfrauen eigentlich so viel? Wurde das mal erklärt? Sie als Heilerinnen zu sehen, habe ich kein Problem, aber darüberhinaus sind sie mir suspekt und irgendwie total unsympathisch...

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • @Si_Collier: Ja, ich denke, unsere Ansichten gehen da auseinander. Für mich ist die Bibel der erste Historienroman der Welt, der von verschiedenen Autoren geschrieben wurde - nicht mehr und nicht weniger. Trotzdem natürlich ein wichtiges Zeitdokument der Menschheit. Allerdings glaube ich nicht an die Spiritualität der Bibel.


    Suzann : Du brauchst dich nicht zu entschuldigen - ich hab ja auch nur versucht, dir die Motivation der Charaktere im Nachhinein zu erklären.


    Was Nonas und Dawons Beziehung angeht, die für dich keine ist: Das ist auch wieder Auslegungssache. Ich denke, du hast einfach ein unverrückbares Beziehungsbild, das sich vor allem an unserer Gesellschaft und den von ihr vermittelten Werten für eine Paar-Beziehung orientiert. Wenn diese Bilder und Werte für dich in einer Beziehung nicht stattfinden, ist es für dich keine Beziehung. Aber es gibt (auch in unserer Gesellschaft) sehr viele unterschiedliche Spielarten für eine Paar-Beziehung.
    Für mich sind solche Werte absolut verrückbar und verschiebbar.
    Was Nona und Dawon verbindet ist ganz einfach auszudrücken: Liebe ... und die hat nicht zwingend etwas damit zu tun, dass sie miteinander ins Bett hüpfen und ständig zusammen sind.


    Die Waldfrauen (ja, auch das wird im ersten Teil erklärt) sind Verkünderinnen der Götter. Sie stehen also (ebenso wie es die Hohepriesterinnen eigentlich tun) in Verbindung mit den Göttern.
    Was jetzt ihre Neigung im zweiten Teil anbetrifft, sich den "Guten" zuzuwenden. Das stimmt. Bereits im ersten Teil ist ja die seit Ewigkeiten bestehende Ordnung dadurch zerstört wurden, dass die Schjacks, Kreaturen des dunklen Gottes, die Grenzen übertreten haben und in den Isnalwald eingedrungen sind.
    Engil steht vor einem Umbruch - die Karten werden neu gemischt ... Völker verändern sich (wie die Taluk). Also warum sollten die Waldfrauen nicht ihre Sichtweise verändern oder Neigungen zu dieser oder jener Seite entwickeln. Schließlich geht es nun darum, ob Licht oder Dunkel die Welt regieren wird.

    Meine neuen Histo-Romane Der Gesang des Satyrn sowie Hatschepsut. Die schwarze Löwin gibt es bei Amazon oder Beam-Ebooks - außerdem meinen Mystery Thriller Fonthill Abbey

  • Langsam kommt mir der Verdacht, dass ich mit vorgefertigten Erwartungen an die Geschichte von Engil herangegangen bin. Ich lese viel Fantasy und erwarte keine menschlichen Verhaltensweisen, aber ich habe doch meine Vorlieben sozusagen. Ich hoffe, dass diese von der Geschichte bedient werden und was nicht passt, mache bzw. denke ich mir sozusagen passend. Das wird der Blutschwester und dem Feuerprinzen allerdings nicht gerecht. Vielleicht muss ich sie wie SiCollier ein zweites Mal lesen, um mich völlig auf die Geschichte einlassen zu können :gruebel


    Aber trotzdem danke für deine Erläuterungen Birgit. Sie haben mir geholfen, einige Dinge besser zu verstehen :danke

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  • Suzann : Ich denke, dass es da bestimmt auch Leser gibt, die genau wie du empfinden.
    Sagen wir mal so - ich bin in gewissem Maße als Autor dafür bekannt, dass ich quer denke, wo andere geradeaus denken oder bewusst beliebte und oft betretene Pfade verlasse, um es meinen Lesern auch mal "unbequem" zu machen.
    Also keine Sorge. ;-)

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  • Also ich habe bisher nichts besseres gelesen, außer natürlich Herr der Ringe, alles von Tolkien und Hobbit und Stephen Donaldson als Thomas Governant finde ich auch klasse.
    Blutschwestern und Feuerprinz sind toll und spannend geschrieben, man ist richtig traurig, wenn das Buch endet . Noch so ein Roman!!!


    ...Elven konnte durch die Augen der Schjacks sehen, so wusste er wo sie war. Braam stellte sich Elven, doch dieser wurde getötet. Sie fingen Degan. Lin wurde zurück nach Engil gebracht. Die Greife von Degan nahmen Dawon mit fort. Als alles aussichtlos war, kamen die Greife nach Engil. Lin ging ins Feuer zu Elven. Jevana tötet das Herz. Endlich konnte der Blutgott nichts mehr ausrichten und Degan holte sie zurück, dann war er wiedermalm fort. Lin ging fort aus Engil, Dawon ist unversehrt. Belamon blieb bei Jevana und Lin kommt doch noch mit Degan zusammen und leben nicht in Engil.


    Super Ende, natürlich dachte ich erst das mein Freund Dawon getötet wurde. Erleichterung er lebt :wave

    Zitat

    Bücher haben Ehrgefühl, wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück. T.Fontane


    :lesend :fruehstueck
    Ich lese Thomas Mann; Der Zauberberg;

  • Ach so, bevor ich es noch vergesse: herzlichen Dank Birgit für die engagierte Begleitung der Leserunde! Es hat viel Spaß gemacht und vielleicht begegnen wir uns wieder in einer anderen Leserunde. :wave

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  • veronika : Na ja, es war natürlich auch so angedacht, dass ihr alle noch einmal einen leichten Adrenalinstoß bekommt von wegen: "Oh Gott, Dawon tot???" :chen


    Ich danke euch für die vielen Kommentare und die Diskussionen. Es macht immer wieder Spaß mit den Eulen zu lesen.


    Würde mich freuen, wenn mal wieder eine Leserunde zustande kommt, und falls ihr mal aufs E-Book kommt, natürlich auch gerne mit einer Hatschepsut oder einem Gesang des Satyrn. :rofl ;-)

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  • Schwierig, schwierig...


    Erstmal Danke Birgit für die Begleitung dieser LR.


    Leider ging es mir mit dem zweiten Buch wie mit dem ersten Teil: Keine der Personen (oder Tiere :grin) wuchs mir richtig ans Herz, wurde mir sympatisch.


    Lin fand ich ehrlich gesagt schlimm, erinnerte mich zu stark an ein verzogenes Schulmädchen mit ihren Launen :rolleyes Irgendwie zu "menschlich", da erwarte ich von einem Fantasybuch was anderes.
    Ich muss aber an dieser Stelle anfügen, dass ich sonst überhaupt keine Leserin dieses Genre bin, ausser Harry Potter :grin


    Sorry, aber ganz schlimm fand ich das Happy End, das war in meinen Augen völlig fehl am Platz und passte überhaupt nicht in die Geschichte.


    Ein grosses Plus wieder für die kurzweilige Erzählweise, auch dieses Buch liess sich sehr flüssig lesen!

  • Faraday : Na ja, Lin IST ein Mensch - in dem Sinne darf ihr Verhalten auch menschlich sein bzw. menschliche Schwächen aufweisen. Auch in Fantasy-Büchern dürfen oder sollten sich Menschen wie Menschen verhalten.
    Ob man ihre menschlichen Schwächen mag, sei dahingestellt. Mir persönlich liegt eine Jevana auch mehr vom Charakter.
    Aber Lin ist eben Lin - sie war im ersten Teil nicht die Stärkste, und man kann erwarten, dass so ein Mensch in der Regel - auch wenn er sich entwickelt - nicht zum Superhelden wird.
    Ich denke, ihre Entwicklung war einfach authentisch und nicht künstlich schön geschrieben.


    In einem anderen Forum, in dem gerade eine Leserunde parallel läuft, hätten die Leser das Ende sogar gerne noch etwas ausführlicher gehabt. O-Ton: "Schließlich wartet man die ganze Zeit darauf, dass sie endlich zueinander finden."
    Ich habe auch einige Zeit überlegt, ob ich tatsächlich im Epilog noch eine Liebesszene haben will und muss.
    Ich bin nicht gerade der Romantiker, wie einige schon mitbekommen haben dürften. ;-)
    Allerdings habe ich mich dann bewusst für dieses Ende entschieden - eben weil man irgendwie doch darauf wartet, dass sich in der Geschichte um Degan und Lin der Kreis schließt. Ich halte das Ende schon für sehr passend, auch wenn es nicht unbedingt meinem persönlichen Geschmack entspricht. Aber für die Geschichte fand ich es richtig und authentisch.


    Es ist allerdings tatsächlich so, dass ich meine Geschichte nicht darauf ausrichte, dass die Leser zwanghaft Sympathie zu allen Figuren entwickeln. Authentische Charaktere sind mir da einfach wichtiger.

    Meine neuen Histo-Romane Der Gesang des Satyrn sowie Hatschepsut. Die schwarze Löwin gibt es bei Amazon oder Beam-Ebooks - außerdem meinen Mystery Thriller Fonthill Abbey

  • Zitat

    Original von BirgitF
    In einem anderen Forum, in dem gerade eine Leserunde parallel läuft, hätten die Leser das Ende sogar gerne noch etwas ausführlicher gehabt. O-Ton: "Schließlich wartet man die ganze Zeit darauf, dass sie endlich zueinander finden."


    :grin Eben, sag (bzw. schrieb) ich doch. :grin :schnellweg



    Zitat

    Original von BirgitF
    Es ist allerdings tatsächlich so, dass ich meine Geschichte nicht darauf ausrichte, dass die Leser zwanghaft Sympathie zu allen Figuren entwickeln. Authentische Charaktere sind mir da einfach wichtiger.


    Das ist natürlich eine Gratwanderung, inwieweit die Leser bereit sind, solchem zu folgen. Ich nehme allerdings an, daß Dir das bewußt ist. :-)


    "Zwanghaft zu allen Figuren" brauche ich sicherlich keine Sympathe (oder Empathie), aber doch zumindest zu einem oder einigen. Es gibt einen Darkover-Roman, in dem die Hauptfigur eine absolute Haßfigur ist. Ich kann mich nicht entsinnen, jemals so mit einem Protagonisten gehadert zu haben (gut, mir fällt noch einer ein, doch das war ein anderes Genre). Und trotzdem habe ich am Ende (nach einiger Zeit :rolleyes) meinen Frieden mit dem Buch geschlossen. [sp]Obwohl ich immer noch der Meinung bin, daß Bards Strafe hätte deftiger ausfallen müssen.[/sp]


    Anm: Das war dieses Buch: Die Zeit der hundert Königreiche/Marion Zimmer Bradley ; Leserunde dazu

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  • Authenische Figuren sind gut und schön, aber eine Geschichte wirkt auf mich stärker, wenn sie Personen beinhaltet, mit denen ich mich auf die eine oder andere Weise identifizieren kann, die sich mir aufgrund bestimmter Charakterzüge einprägen, ob im guten oder im schlechten.
    Deswegen fand ich vielleicht auch Braam so interessant, obwohl er alles in allem ein Unsympath war. Aber er hat eine Entwicklung durchgemacht, mit der ich mich in gewisser Weise identifizieren konnte. Er war ein Angeber, er war neidisch, er hat schlechte Dinge getan, aber am Ende ist er zu einem anderen Entschluss gekommen und hat mutig versucht, etwas von seinen Untaten wieder gut zu machen.
    Degan dagegen war ein verwöhntes Bürschchen mit Greifenblut in den Adern, der sich abgesetzt hat und nur mit Mühe und Not überredet werden konnte, seiner Familie zu helfen (Achtung: Ich überspitze).
    Die unglückselige Lin blieb die meiste Zeit der Geschichte etwas farblos. Als sie sich bewußt wurde, dass sie die Verkörperung von Sala ist, hat sie viel Kontur gewonnen und ich war auf den Schlagabtausch mit Muruk gespannt. Ich hatte gedacht, sie kann Muruk dazu bewegen, von den Menschen und Engil abzulassen. Was ist passiert? Degan hat sie zurückgeholt und Muruk ist sauer wie eh und je. Das lässt mich irgendwie zwiegespalten zurück. Noch mehr HappyEnd mit Lin und Degan hätte ich demzufolge nicht lesen wollen.
    Jevana ist ein Mädchen wie es mir gefällt und von dem ich gerne lese. Mutig, tatkräftig, entschlossen. Das sie mit dem Greifen zusammenkommt, finde ich witzig. Aber ich weiß immer noch nicht, wie sie sich mit ihm verständigen soll, um eine Beziehung auf Augenhöhe führen zu können. Wenn auch ohne S.e.x. Muss ja nicht sein.
    Nona, Dawon, Ilana, Toyar, die alte Hohepriesterin sind mir seltsam fremd gebliegen. Ich habe zu wenig persönliches mit Ihnen verbinden können, etwas dass über die Handlung der Geschichte hinausgeht.

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  • @Si_Collier: Ja, ich weiß, für dich hätte es auch noch mehr Lin und Degan sein können. Aber was soll ich dazu sagen - die einen wollen Hü, die anderen Hott ... also mach ich das, was ich für richtig halte. ;-)


    Ansonsten - klar ist es mir bewusst, dass ich keine eingängigen Romane schreibe, mit stereotypen Hauptpersonen, wie es so mancher Verlag gerne sieht ... ewig wiederkehrende Storylines, das gute Mädchen, der böse gutaussehende Typ, der alles Böse in sich plötzlich bezwingt, sobald er seine große Liebe findet. Ich bin einfach gelangweilt von solchen Geschichten, und es gibt genügend Autoren, die diesen Markt (gerne?) und in Massen bedienen.

    Es gibt sicher auch bei meinen Romanen welche, die eingängiger sind und andere, die komplexer und sperriger von den Charakteren sind.
    Eine absolute Hassfigur als Protagnonisten einzusetzen, wäre natürlich sehr abgefahren (persönlich würde es mich als Autor schon reizen :rofl ), aber gut - man muss natürlich schon ein wenig realistisch bleiben. :rolleyes


    Suzann : Aber auch dein Empfinden ist sehr subjektiv - dir gefällt Braam, obwohl er eigentlich auf Deutsch gesagt ein richtiges Charakterschwein ist, Degan gefällt dir nicht, obwohl er zu den Guten gehört und ja durchaus Grund für seine Art hat - er hat auch einiges durchgemacht.


    Du hegst sozusagen Sympathie für den Scheißkerl und Abneigung gegen den, der eigentlich ein gutes Herz hat.


    Auch dafür gäbe es sicherlich wieder andere Leser, die dir mit hocherhobenem Finger widersprechen würden. Ich empfinde da z. B. auch vollkommen anders als du.


    Deshalb meine ich - subjektive Empfindungen und Empathie mit den Figuren ist schön und gut ... aber jeder hat andere Vorlieben, und ich als Autor schreibe eine Geschichte und kann dabei nicht berücksichtigen, was die Leser emotional empfinden wollen. Eine Geschichte steht für sich selbst - sie kann nicht die emotionalen Vorlieben der Leser erfüllen (zumindest nicht, wenn sie eine gewisse Komplexität und Individualität haben soll).


    Und das sollen meine Geschichten definitiv haben.

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  • Ich finde es toll, dass du bei deiner Linie der Charakterzeichnung bleibst und dich nicht dem Mainstream unterwirfst, Birgit. Ich wollte im Post vorhin eigentlich auch nicht meine subjektiven Vorlieben beschreiben. Ich habe durchaus keine Vorliebe für Scheißkerle und Abneigung gegen die Guten.


    Was ich mit meinen Beispielen im Post vorhin eigentlich sagen wollte, ist, dass mir bei manchen deiner Figuren in Feuerprinz sozusagen irgendwie das Fleisch fehlte, um sie mir nahezubringen. Wie soll ich es erklären, dass du mich verstehst? Ich habe den Feuerprinzen erst dank deiner Erklärungen in der LR besser verstanden. Ich hab natürlich keine Ahnung vom Schreiben, aber mir kam der Gedanke, dass mit ein bisschen mehr "Drumherum" in der Charakterbeschreibung, die von dir in der Leserunde erklärten Charaktere dem unbedarften Leser wie mir vielleicht mehr eingeleuchtet hätten. Sozusagen kleine private Episoden wie ein Blick durchs Schlüsselloch, die die Eigenheiten deiner speziellen Geschöpfe beleuchten. Zum Beispiel, wie die Waldfrauen ihre Visionen empfangen, wie die Raubtiergreife untereinander kommunizieren, wie Lalufrau Nona und Dawon miteinander umgehen etc.


    PS: Ich lasse mich gerne auf eigenwillige Autoren ein und eine Hassfigur als Hauptprotagonist wäre mal total interessant, aber bestimmt auch irre schwer zu schreiben.

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  • Suzann : Deine subjektiven Vorlieben, die ich dir "unterstellt habe", waren auch speziell auf diese Geschichte ausgerichtet, nicht grundsätzlich. ;-)


    Was das "fehlende Fleisch" angeht, kann ich deinen Eindruck nicht so richtig nachvollziehen. Ich bin eigentlich eine der Autorinnen, die viel innere Gedankenmonologe und Psychologie um die Charaktere in ihre Geschichte einbringt - z. B. Lin, die sich selbst als unglücksseelig ansieht, oder S. 299 f. - der innere Kampf von Degan, der sich verzweifelt dagegen wehrt, menschliche Gefühle und damit die Auseinandersetzung mit emotionalem Schmerz zuzulassen.
    Solche Charakterzeichnungen finden sich durch das ganze Buch immer wieder und vermitteln eigentlich auch eine komplexe Charakterisierung der Hauptpersonen.


    Ich persönlich finde als Leser nicht sehr oft Romane, in denen die Charakterisierungen ähnlich facettenreich und individuell aufgebaut sind. (Kein Werturteil gegen andere Bücher! Nur ich mags halt individuell und komplexer).


    Ich kann tatsächlich nicht so ganz nachvollziehen, was dir da fehlt - vielleicht erwartest du einfach Charaktere die sich in ihren Gefühlen, Bedürfnissen und Ängsten an unsere reale Gesellschaft anlehnen. In einem Urban-Fantasyroman, der in unserer Realität spielt, könnte ich das nachvollziehen, aber eine reine Fantasywelt, die zu viele und offensichtliche Elemente unserer Realität und kulturellen sowie sozialen Prägung enthält, fände ich ziemlich danaben (ich glaube, das Thema wurde auch schon bei den "Blutschwestern" aufgegriffen).
    Man kann es natürlich als Geschmackssache bezeichnen.


    Was jetzt die Waldfrauen und Greife angeht. Es sind Nebencharaktere, die natürlich nicht derart stark ausgearbeitet werden, wie die Hauptpersonen. Was die Visionen der Waldfrauen angeht, bin ich eigentlich auch davon ausgegangen, dass es sich von selbst erklärt - erstmal kommunizieren diese im ersten Teil mit Nona über Gedanken, zweitens wird auch im Feuerprinz mehr als offensichtlich klar, als sie sich darum zanken, wer das Orakelfeuer für Lin entfacht, dass auch sie sich des Blickes ins Feuer bedienen.


    Die verwandelten Greife haben sozusagen einen Stellvertreter, der ihre Art erklärt - Belamon.


    Und Nonas und Dawons Geschichte und ihr Umgang bzw. ihre Beziehung wurde auch im ersten Teil "Blutschwestern" erklärt (im Dialog mit Xiria) - hier erklärte Dawon, dass er und Nona als nicht mehr erdgebundene Wesen frei umherstreifen und sich jeweils zu bestimmten Zeiten im Wiesenland treffen.
    Und auch hierzu muss ich sagen - dieses Buch erzählt nicht Dawons und Nonas Geschichte - sie sind im Feuerprinz zu Nebencharakteren geworden.

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  • :gruebel Ich glaube, so ungefähr kann ich nachvollziehen, was Suzann meint.


    Suzanns Überlegungen haben etwas für sich, ohne daß ich jetzt auf die Schnelle meine Zustimmung und mein "das sehe ich anders" in Worte fassen könnte. Ich denke darüber nach und melde mich später nochmals. (Möglicherweise erst morgen, weil ich gleich weg muß, heute Abend auf einer Veranstaltung bin und noch nicht weiß, was mich am Nachmittag erwartet.)

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    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich habe nochmals über das alles nachgedacht und bin zu der Überzeugung gekommen, daß es etwas mit den Erwartungen, die man selbst an ein Buch stellt, zu tun hat.


    Etwas überspitzt und verkürzt ausgedrückt: ich weiß (also ich denke zu wissen), wie es in der Realität aussieht, daß mir (zu?) vieles nicht paßt, ich es aber nicht ändern kann, sondern hinnehmen muß. Die Frage ist nun, ob ich eine solche "reale Welt" auch in Büchern vorfinden will - oder nicht. Ob ich das, was in der Realität nicht funktioniert (bis hin zum nicht eintretenden Happy End), auch in Büchern vorfinden will - oder nicht. (Ein Gleiches gilt für mich auch für Filme.)


    Wenn ich also an ein Buch herangehe und eine von der realen verschiedene Welt erwarte, aber plötzlich eine (zu) reale erhalte, werden die Erwartungen nicht erfüllt, was möglicherweise Frust erzeugt. (Umgekehrt gilt natürlich dasselbe.)


    Seit ich mir dessen bewußt geworden bin, suche ich Bücher (und Filme) zunehmend nach dem Gesichtspunkt meiner Erwartungen aus. Wenn ich mir nicht sicher bin, sammle ich so viele Informationen (bis hin zum kompletten Inhalt samt Ende), daß ich eine Entscheidung treffen kann. Das bedeutete in einigen Fällen, daß ich hoch gelobte Bücher nicht lesen will. Da ich inzwischen in einem Alter bin, da ich weiß, in diesem Leben nicht mehr alle Bücher lesen zu können, die ich eigentlich gerne lesen würde, kann ich ruhigen Gewissens eine Auswahl treffen, die vieles im Vorfeld aussortiert. Wenige Ausnahmen bestätigen diese Regel.

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  • @Si_Collier: Erwartungen gibt es natürlich immer an ein Buch, aber ob man als Leser auch erwarten darf, diese 100%ig erfüllt zu finden, bleibt dahingestellt. ;-)
    Ich glaube, 100%ig befriedigt von einem Buch ist man nur, wenn man es selbst geschrieben hat. (Zumindest geht es mir so.)


    Meine Erwartung an eine gute Geschichte ist Realitätsnähe - auf keinen Fall möchte ich eine Seifenoper oder eine Geschichte, die mir das Gefühl von Kitsch oder Kinderbuchmentalität (alles wird gut, niemandem geschieht etwas wirklich Schreckliches) vermittelt schreiben oder lesen. Außer ich schreibe explizit ein Kinder- oder Jugendbuch. Dann richte ich mich darauf ein, ein bestimmtes Genre zu bedienen. Aber die Legenden von Engil sind eben weder ein Kinderbuch, noch ein All-Ager (ich hasse diese Verallgemeinerung, die heute so gern betrieben wird. All Ager! Was soll das bedeuten? Als erwachsener Mensch interessiere ich mich nicht für die gleichen Inhalte, die mich mit beispielsweise 12 oder 14 interessiert haben. Wenn ich das täte, wäre in meiner geistigen Entwicklung etwas schief gelaufen. Erwachsene und Kinder haben nun einmal unterschiedliche Interessen und Themen, die sie interessieren.


    In diesem Sinne darf man von mir als Autorin keine künstlich weichgespülten Geschichten erwarten, wenn ich einen Roman für Erwachsene schreibe. :nono

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  • Der große Showdown, sehr aktionreich, viele parallele Handlungen, hohes Tempo. Die letzten Seiten fliegen vorüber.


    Braam kriegt seinen großen Auftritt. Schön. Vielleicht hätte ich ihm einen kleinen Erfolg gegönnt, so dass sein Tod den Englianern ein wenig hilft. Aber dass er am Ende einen sinnlosen Tod stirbt und als Verfluchter durch Muruks Wüste kriechen muss ist vielleicht sogar besser als ein „Happy End“ mit einem geläuterten Braam.


    Lins Wandlung fand ich erstaunlich aber doch nachvollziehbar: Wie sie die Sala in sich erweckt und für ihre Zwecke benutzt gefiel mir. Sala selbst erschien mir ziemlich oberflächlich, so wie sie Degan anlechzt. Das ist also die wunderbare Lichtgöttin, die die Menschen von Engil verehren? Da möchte man den Engilaner ja nur raten, ihre sämtlichen Götter zum Teufel zu jagen und zum Atheismus zu konvertieren.


    Sehr schön und sehr tragisch fand ich die „unsterbliche Liebe der Götter“. Dass Muruk Sala ebenso hoffnungslos liebt wie Lin Degan. Das machte mir Muruk/Elven fast sympathisch. Ich hatte erwartet, dass Sala beschließt bei Muruk zu bleiben, damit Licht und Schatten zu einander finden und das Gleichgewicht der Welt wiederhergestellt wird.


    Der Schluss versöhnt mich mit vielem, was mir den Einstieg in das Buch schwer gemacht hat.