'Das Spiel des Engels' - Seiten 627 - Ende

  • Zitat

    Original von melancholy


    Und wieso nicht?


    Mehreres spricht dagegen.
    Gott braucht keinen Schriftsteller, um ihm eine neue Religion zu schreiben. Auch die bestehende ist nur ein Hilfsmittel für die Menschen, ihn zu finden und zu begreifen und sich zu orientieren.
    Corelli ist der Verführer, der Versucher, ganz im Gegensatz zu Gott, der nur will, dass wir uns richtig verhalten, unseren Weg finden, den Weg zu ihm.
    Auch das Ende passt nicht.
    Aber das geht schon sehr in den persönlichen Glauben oder halt Nicht-Glauben hinein, und ich möchte hier keine Glaubens- und Religionsdiskussion lostreten.


    Wenn du noch weiter darüber disputieren willst, dass machen wir das per PN, okay?

  • Du sagst es ja selbst, Gottesanschauungen sind immer individuell. Jeder sieht das wohl ein klein wenig anders.
    Aber das heißt ja nicht, dass man - auch wenn es dem eigenen Glauben vielleicht widerspricht - nicht annehmen kann, dass der Autor vielleicht anderer Ansicht ist.
    Man kann nie sagen "Gott ist dies und das", man kann nur sagen "Ich glaube, Gott ist dies und das", sonst wäre es ja kein Glaube sondern Wissen.
    Ich will damit nur sagen, dass man ja nicht weiß, was der Autor unter Gott oder Teufel versteht, und da man es nicht weiß, kann man spekulieren. Und daher kann Corelli genauso gut Gott wie Teufel sein. Oder eben weder noch - was ich für am wahrscheinlichsten halte.


    Ich hatte nie vor hier über den Gottesglauben zu debattieren. Lediglich über dieses Buch und dafür ist dieser Thread ja da, wenn ich mich nicht irre. Und da hier schon mehrmals die Theorie gefallen ist, Corelli könnte der Teufel sein, habe ich alles Recht der Welt hier anzudeuten, dass Corelli ja genauso gut Gott sein kann. Beides sind Glaubensfragen und beides lässt sich in Zusammenhang mit diesem Buch sehr gut diskutieren, dabei muss man weder auf persönlicher noch wertender Ebene argumentieren.


    Was glaubt ihr, was Corelli damit bezwecken wollte, als er David und auch Diego den Auftrag gab, eine neue Religion zu erschaffen?
    Ich verstehe, warum diese Frage im Buch ungelöst bleibt, dennoch ist sie meiner Meinung nach von Wichtigkeit und mich würde die Antwort darauf - wenn auch nur Spekulationen - schon sehr interessieren.

  • @ melancholy, ich wollte dir in keiner Weise das Recht absprechen, deine Meinung zu äußern. Ich denke auch nicht, dass ich das getan habe. Wenn du es dennoch so empfunden haben solltest, dann tut es mir Leid und war nicht beabsichtigt.
    Das ich deiner Idee widersprochen habe, entspringt natürlich meiner Meinung, wie alles, was ich in den Beiträgen schreibe. Das Angebot mit der PN habe ich deshalb gemacht, weil mir das ein bisschen zu persönlich wurde. Ein Bisschen. Ich mag mich nicht hier vor der Welt ausziehen.
    Friede? :knuddel1


    Schade, dass wir den Autor nicht fragen können.



    Zitat

    Original von melancholy
    ...
    Was glaubt ihr, was Corelli damit bezwecken wollte, als er David und auch Diego den Auftrag gab, eine neue Religion zu erschaffen?
    Ich verstehe, warum diese Frage im Buch ungelöst bleibt, dennoch ist sie meiner Meinung nach von Wichtigkeit und mich würde die Antwort darauf - wenn auch nur Spekulationen - schon sehr interessieren.


    Ich bin mir nicht sicher, aber vielleicht hat das etwas mit dem ewigen Kreislauf zu tun, der ja im Buch meiner Meinung nach immer wieder eine Rolle spielt, Ereignisse, die sich wiederholen, einander bedingen. David war nicht der Erste, der so ein Buch schreiben sollte, und ihm passierten immer wieder Dinge, die auch schon in Diegos Leben eine Rolle gespielt hatten. Vielleicht ist er auch nicht der Letzte, sondern nach ihm schreibt auch wieder Einer :gruebel Und in Paris hat doch auch ein Schriftsteller für Corelli geschrieben...
    Vielleicht geht es auch gar nicht darum, dass dieses Buch, diese neue Religion fertig wird. Ich halte es eher für ein Machtspielchen Corellis, wie weit er die Künstler treiben kann, wie weit sie sich selber aufgeben und sich und ihr Umfeld zerstören. Vielleicht :gruebel

  • Und schon bin ich durch. Boah, irgendwie muss ich erst einmal meine Gedanken sammeln, denn auf's Ende zu kam man ja kaum noch zum Luft holen! :wow
    Der Schluss ist für mich einerseits zur Geschichte passend, andererseits aber nicht greifbar, genauso wenig wie die Figur des Corelli.
    Stellenweise hat mich der Roman an die Geschichten von Edgar Alan Poe erinnert, wo die Protagonisten ja auch häufig am Rande des Wahnsinns entlang schlittern. Bis zuletzt war ich mir nie sicher, ob nicht doch David der eigentliche Täter ist und Corelli vielleicht nur in seiner Phantasie besteht, quasi als eigenes zweites Ich, dass die Übeltaten vollbringt und dem Ich-Erzähler als Alibi dient. Vielleicht ist das Ende auch absichtlich von Zafón so angelegt, um verschiedene Schlüsse zuzulassen und dem Leser gedanklichen Freiraum zu schaffen. Egal welche Theorie ich mir zurecht lege, es gibt immer mindestens eine Szene, die dazu dann wieder ein totaler Widerspruch wäre.
    Der Gedanke mit dem zweiten (schlechten) Ich, dem David ganz empört und betroffen alle Übeltaten anlasten kann, ist mir gekommen, als Grandes die Sache mit der Brosche angesprochen hat, die ja, lt. David, immer Corelli am Revers getragen hat und die dann plötzlich im Haus mit dem Turm in der Truhe aufgetaucht ist. Und Grandes sagte zu David, er hätte die Brosche getragen, seit ihrer ersten Begegnung.
    Meiner Meinung nach ist das Thema Glaube und Religion eh etwas, das sich in den Köpfen der Menschen abspielt, denn weder Gott noch Luzifer sind greifbar, auch wenn das oft in Erzählungen anders dargestellt wird, besonders bei Letzterem. Vielleicht wollte Zafón das hier ausdrücken.

  • Zitat

    Original von Clare


    Ich halte es eher für ein Machtspielchen Corellis, wie weit er die Künstler treiben kann, wie weit sie sich selber aufgeben und sich und ihr Umfeld zerstören. Vielleicht :gruebel


    Was gut zum Titel passen würde, dass es einfach eine Art (Macht)Spiel war.

  • Zitat

    Original von Clare


    Vielleicht geht es auch gar nicht darum, dass dieses Buch, diese neue Religion fertig wird. Ich halte es eher für ein Machtspielchen Corellis, wie weit er die Künstler treiben kann, wie weit sie sich selber aufgeben und sich und ihr Umfeld zerstören. Vielleicht :gruebel


    Das war/ist auch meine Vermutung.

  • Ein paar Tage sind vergangen, die Eindrücke haben sich etwas gesetzt.
    Ein paar Fragen bleiben, und ich weiß nicht, ob sie beantwortet werden können. Vielleicht mag noch jemand spekulieren?


    Es wurde ja vermutet, und ich finde es auch wahrscheinlich, dass David bereits tot ist (siehe Sterbejahr auf dem Grabstein, seine plötzliche Heilung, sein nicht mehr altern...). Ist Diego auch tot, was meint ihr? Wenn ja, warum versucht er, David im Haus mit dem Turm umzubringen, wenn der doch vielleicht bereits tot ist? Die Frage beschäftigt mich noch :gruebel

  • Ich habe das Buch gestern beendet und es hallt immer noch nach.
    Das Ende ist schön und traurig, besonders der Brief von Isabella hat mir die Tränen in die Augen getrieben. Eine Person, die mir so zu Herzen ging, die so rein war, so klar und dann stirbt sie. Sie hinterlässt ihren Mann und einen Sohn, die Buchhandlung Sempere und Söhne bleibt weiter bestehen. Wie schon Sempere senior, der auch früh seine Frau verloren hat und seinen Sohn alleine großziehen musste.
    Ich habe auch einige ungeklärte Fragen, die ich glaube ich auch nie wirklich beantworten kann. Ich denke mal, dass ist auch so gewollt. Ein Buch, welches einen nicht so schnell loslässt.
    Diego stand für mich schon schnell fest, als "Drahtzieher" dieser unglaublichen Geschichte, er wollte für Corelli das Buch von David haben. Ein Buch, was er nicht schreiben konnte. Ich vermute auch Diego war was Übernatürliches und die ganzen Ereignisse, zum Beispiel ein Treffen von Corelli und David in einem verlassenen Viertel. Das Haus, was David erst als sehr glanzvoll beschreibt, der Diener, all das gab es ja nicht wirklich. Als David nochmals gegen Ende dieses Haus betrat, war es staubig, die Möbel waren alt und anstatt Corelli und den Diener, fand er Puppen.
    Don Pedro war einerseits denke ich mal, ein richtiger Freund gewesen, aber andererseits, warum bringt er sich dann mit Davids Waffe um?
    Corelli ist sehr unfassbar. Er spielt nur im Hintergrund. Zu ihm laufen viele Fäden, aber irgendwie ist nichts richtig greifbar. Bei ihm stehe ich vollkommen auf den Schlauch und weiß nicht, was er bezweckt mit allem. Er ist eine übernatürliche Gestalt und hat, nach meiner Meinung auch Diego und David erschaffen. Was für eine Gestalt er ist, ist für mich eigentlich nicht wichtig. Er könnte Luzifer sein, oder ein Engel (gibt ja nicht nur gute Engel)



    Fazit:
    Mir hat das Buch wahnsinnig gut gefallen. Der Schreibstil war super, ein Buch wovon ich noch lange haben werde. Ich bin sehr unbedacht an das Buch gegangen, mich sprach der Titel an, als die Leserunde angekündigt wurde. Ich kannte Zafon nur vom Hören und hatte noch nichts von ihm gelesen. Ich denke ich werde irgendwann auch mal die anderen Bücher lesen. Aber erstmal muss dieses hier noch ein wenig sacken und mich wieder loslassen.

  • Zitat

    Original von Clare
    Ein paar Tage sind vergangen, die Eindrücke haben sich etwas gesetzt.
    Ein paar Fragen bleiben, und ich weiß nicht, ob sie beantwortet werden können. Vielleicht mag noch jemand spekulieren?


    Es wurde ja vermutet, und ich finde es auch wahrscheinlich, dass David bereits tot ist (siehe Sterbejahr auf dem Grabstein, seine plötzliche Heilung, sein nicht mehr altern...). Ist Diego auch tot, was meint ihr? Wenn ja, warum versucht er, David im Haus mit dem Turm umzubringen, wenn der doch vielleicht bereits tot ist? Die Frage beschäftigt mich noch :gruebel


    Ich denke, David und Diego sind neu erschaffen worden (untot - ich mag dieses Wort nicht so ganz). Diego doch wollte an das Buch von David ran. Deswegen versuchte er ihn ja endgültig zu töten. Nur ist ihm das nicht gelungen, David hat ihn umgebracht. :gruebel

  • Zitat

    Original von Clare
    Ein paar Tage sind vergangen, die Eindrücke haben sich etwas gesetzt.
    Ein paar Fragen bleiben, und ich weiß nicht, ob sie beantwortet werden können. Vielleicht mag noch jemand spekulieren?


    Ja, natürlich.


    Zitat


    Es wurde ja vermutet, und ich finde es auch wahrscheinlich, dass David bereits tot ist (siehe Sterbejahr auf dem Grabstein, seine plötzliche Heilung, sein nicht mehr altern...). Ist Diego auch tot, was meint ihr?


    Ich glaube, ja. Meine Vermutung ist ja, dass er aus diesem Grund seinen Tod vorgetäuscht hat, damit keiner was "Komisches" an ihm bemerken kann.


    Zitat

    [i]
    Wenn ja, warum versucht er, David im Haus mit dem Turm umzubringen, wenn der doch vielleicht bereits tot ist? Die Frage beschäftigt mich noch :gruebel


    Ja, die Frage beschäftigt mich auch. Ich zimmer mir bei diesem Buch irgendwie die Theorien zurecht, wie es mir gerade passt. :lache Meine Vermutung ist daher, dass die beiden zwar durchaus eigentlich schon gestorben sind und wiedergeboren wurden und seither nicht mehr altern. Und ich vermute, "normale" Krankheiten oder das Alter an sich können ihnen zwar nichts mehr anhaben, aber dass ein Schuss ins Herz, ein Schlag auf den Kopf, ein Sturz aus zig Metern Höhe sie dennoch endgültig töten könnte. So wie man ja selbst Vampire mit einem Pflock ins Herz ermorden kann. So meine - zugegeben wirre - Theorie.

  • ...er ging nach Hause wurde festgenommen, den Arzt gab es nicht, die Hexe nicht, den Polizisten von damals auch nicht. Der Inspektor ließ ihn gehen. Er besuchte die Tänzerin, doch hat Gift genommen. Die beiden Schläger hat Daniel erschossen. Er flüchtete zu Petro, der half ihm und erschoss sich danach selber, er tabte in eine Falle. Dann kam durch eine Rangelei der Inspektor zu Tode. Im Haus wartete Marlesco auf ihn, dass Manuskript war weg, Daniel brachte auch ihn um. Dann ziegte er Isabella den Friedhof der vergessenen Bücher. Cristina war im gefrorenen See versunken. Nach 15 Jahren machte er viele Jobs, besuchte viele Städte, dann kam er zum Ort zurück, bekam einen Brief von Isabella, die hat nun einen Sohn und sie wird sterben. Conelli brachte ihm ein Mädchen, dass nun bei Daniel bleiben sollte, sie hieß Cristina.


    Das mit Cristina habe ich auch nicht verstanden, im See. Und mit den Puppen bei Conelli...

    Zitat

    Bücher haben Ehrgefühl, wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück. T.Fontane


    :lesend :fruehstueck
    Ich lese Thomas Mann; Der Zauberberg;

  • Ich habe es zwar nicht gemeinsam mit Euch in der Leserunde gelesen, sondern schon viel früher -
    aber es freut mich, zu lesen, daß es die meisten von Euch ebenso verwirrt wie fasziniert zurück gelassen hat wie mich.
    Hatte mir fürs Auto noch das Hörbuch geholt, das ich inzwischen fast auswendig kann - aber die Geschichte hat für mich trotzdem nicht von ihrer Rätselhaftigkeit verloren.