Wenn du mich siehst - Tara Hudson

  • KLAPPENTEXT:
    Amelia ist achtzehn – zum Zeitpunkt ihres Todes. Seitdem zieht es sie magisch immer wieder zu dem Fluss,in dessen dunklen Fluten sie einst ertrank. Dort wird sie eines Abends Zeugin eines Unfalls: Ein Junge schießt mit seinem Wagen über die Böschung. Ohne nachzudenken springt Amelia ihm hinterher. Ihr eigenes Schicksal scheint sich zu wiederholen: Der Junge droht zu ertrinken und Amelia kann ihm nicht helfen. Doch dann geschieht das Unglaubliche: An der Schwelle zum Tod sieht er sie für den Bruchteil einer Sekunde an. Kurz darauf kann er sich retten. Der eine Blick genügt Amelia. Sie verliebt sich in ihn – obwohl sie als Geist mit den Menschen keine guten Erfahrungen gemacht hat. Für gewöhnlich wird sie einfach ignoriert. Aber mit dem Jungen, Joshua, ist alles anders. Er kann Amelia auch weiterhin sehen, mit ihr sprechen, sie berühren. Amelia fühlt sich so lebendig wie schon lange nicht mehr. Und ahnt nicht, dass ihnen nur wenig Zeit bleibt. Denn da ist noch jemand, der sie sehen kann. Jemand, der ihr schon lange folgt und der nichts Gutes im Sinn hat...


    ZUR AUTORIN:
    Tara Hudson lebt gemeinsam mit ihrem Sohn und ihrem Ehemann in Oklahoma. Sie studierte Jura und hat jede Menge Haustiere. Schon als Kind erzählte sie gern Geistergeschichten. „Wenn du mich siehst“ ist ihr erster Roman.


    EIGENE MEINUNG:
    „Wenn du mich siehst“ lockt mit einem wunderschönen Cover, das ein zartes Gesicht zeigt, das sich , umgeben von Nebelschwaden, auf einer Wasseroberfläche spiegelt. Ein Cover, das hält was es verspricht: sanfte Worte und eine zarte, geisterhaft verschleierte Geschichte.
    Die ersten hundert Seiten habe ich Tara Hudsons Debütroman regelrecht verschlungen. Konnte nicht genug bekommen von ihrer schönen Schreibe und der spannenden Geschichte um Amelia und Joshua, deren Hintergründe so im Dunkeln blieben, dass ich es kaum erwarten konnte ihre Geheimnisse aufzudecken. Dann ließ die Qualität des Buches leider irgendwie nach. Amelia verwandelte sich von der geheimnisvollen Schönen mit dem düsteren Geheimnis zu einer verliebten und etwas schmalzigen Jugendlichen. Ich mochte die Geschichte nach wie vor, aber irgendwie war das Ambiente, das mich so fasziniert hat verschwunden. Schade.
    Dennoch bleibt das Buch spannend. Düstere Gestalten tauchen auf, die Amelias „Leben“ bedrohen. Ein herrischer Geist treibt sein Unwesen. Sein Ziel: Amelia zu besitzen. Das ist allerdings ganz gegen Amelias Willen, denn sie hat sich in den netten, hilfsbereiten und gutaussehenden Joshua verliebt. Gemeinsam versuchen sie Klarheit über Amelias Vergangenheit zu bekommen, denn ihr Gedächtnis ist vom Zeitpunkt ihres Todes an nahezu ausgelöscht.
    An einigen Stellen spüren wir, dass es sich bei diesem Buch um das Erstlingswerk der Autorin handelt. Tara Hudson hat einige gute Ideen, es gelingt ihr aber nicht immer so ganz diese geschickt zu verknüpfen oder richtig ausreifen zu lassen. Ich finde „Geistergeschichten“ sowieso immer schwierig zu schreiben, denn es gibt darin immer so viele Ungereimtheit. Was kann ein Geist anfassen? Was kann er spüren? Wer kann ihn sehen ? Etc. So ist es auch in „Wenn du mich siehst“, wobei mich das nicht so ganz arg stört, denn so ist es nun mal, ähnlich wie bei Zeitreisegeschichten, in denen auch immer einige Dinge ungeklärt bleiben, egal wie viel Mühe die Autorin sich gibt.
    Amelia wird jedoch nicht nur von einem bösen Geist bedroht, sondern sieht sich auch noch einer sehr abergläubischen Großmutter gegenüber, deren Hobby es ist, gemeinsam mit ihren Freundinnen Geistervertreibungen vorzunehmen. Diese Grundidee ist nicht schlecht, ich hätte mir allerdings gewünscht, dass sie noch mehr in die Geschichte mit eingebunden wird.
    Ich habe das Buch gern gelesen und es hat mir doch auch die ein oder andere Gänsehaut verursacht. Nicht, weil ich mich gegruselt habe, sondern weil mich die Gefühle der Charaktere so berührt haben. Ein dicker Pluspunkt für die Autorin, denn das kann nicht jeder und hält mich dazu an mich auf weitere Bücher von ihr zu freuen.


    FAZIT:
    „Wenn du mich siehst“ ist ein Debütroman, der mit jeder Menge Liebe, Verliebtheit, Spannung und Gänsehautszenen für schöne Lesestunden sorgt.

  • Die 18-jährige Amelia wacht völlig alleine auf einem verlassenen Friedhof auf. Sie weiß weder, wie lange sie dort bereits ist, noch, warum sie sich dort aufhält. Amelia ist tot! Als Geist zieht sie orientierungslos und zeitlos durch die Stadt und fühlt sich allein - bis sie auf Joshua trifft.
    Joshua ist in einen Fluss gestürzt und droht zu ertrinken. Amelia beobachtet den Jungen und seinen Herzschlag, bis es für einen kurzen Moment aufhört zu schlagen. Joshua wacht auf und kämpft sich an die Oberfläche. Und plötzlich ist für beide die Erkenntnis da, dass Joshua sie sehen kann.
    Wenige Tage später nimmt er Kontakt zu ihr auf und die beiden Teenager nähern sich an. Alles könnte so schön sein, wären da nicht die Geisterjäger und ein Dämon, die es auf Amelia abgesehen haben...


    Liebesgeschichten zwischen Menschen und Geistern gibt es wie Sand am Meer, von daher war ich bei "Wenn Du mich siehst" besonders gespannt.
    Leider konnte mich die Geschichte nicht ganz von sich überzeugen, da ein paar Widersprüche und viele Wiederholungen in dem Buch vorhanden sind.


    Wie in der Geschichte später herauskommt, ist Amelia im Jahr 1999 gestorben, wenn man aber ihre Gedanken und ihre Dialoge mit Joshua genauer betrachtet, hat man eher das Gefühl, dass sie aus einem Jane Austin Roman entsprungen ist. Stellenweise spricht sie doch wahnsinnig altmodisch, was zu ihrem sonstigen Wesen überhaupt nicht passt. Dadurch war sie mir während der gesamten Geschichte suspekt und ich konnte mich weder in sie hineinversetzen, noch sonst mit ihr warm werden.


    Auch die vielen Wiederholungen haben mich in dem Buch gestört. Dazu gehören u.a. Amelias Albträume. Diese werden zwar gut geschildert, sind im Prinzip aber immer gleich. Wieso Tara Hudson diese dann jedesmal aufs Neue ausführlich beschreibt, ist für mich nicht nachvollziehbar.


    Allgemein plätschert die Geschichte, besonders im Mittelteil, vor sich hin. Im Grunde genommen passiert gar nicht so viel, wie es zunächst durch die Kurzbschreibung den Anschein hat. Die Geschichte hätte locker hundert Seiten weniger haben können und man hätte dennoch nichts verpasst.


    Insgesamt ist der Schreibstil aber dennoch angenehm. Die Geschichte wird aus der Sicht von Amelia erzählt und man lernt ihre Gedanken, Gefühle und Ängste sehr gut kennen. Die Kapitel und die einzelnen Sätze sind recht kurz gehalten und lassen sich trotz so mancher Langatmigkeit schnell lesen. "Wenn du mich siehst" ist Tara Hudsons erster Roman.


    Die Liebesgeschichte zwischen Amelia und Joshua ist stellenweise sehr voraussehbar und naiv. Sie nähern sich schnell an und teilen Geheimnisse miteinander und merken erst spät, dass ihre Liebe ein Problem darstellen könnte. Da kann man von 18-jährigen Menschen, bzw. Geistern mehr Verstand erwarten. Besonders Amelias Gedanken waren oft zu kitschig und erinnerten an einen Groschenroman.


    Beispiel:
    "Auf einmal spürte ich ihn. Nicht den tauben Druck, noch nicht einmal den aufregenen Strom, sondern ihn. Ich spürte die Wärme seiner Hand und die Beschaffenheit seiner Haut, die an die meine gedrückt war. Ich spürte ihn, genau wie ich es im Fluss getan hatte, als er kurzzeitig aus dem gleichen Stoff wie ich bestanden hatte."
    [Seite 134]


    Joshua konnte jedoch von sich überzeugen. Seine Erfahrungen mit dem Tod haben ihn verändert und er stellt sich gegen seine Familie, insbesondere gegen seine Großmutter Ruth, die ebenfalls die Gabe hat, Geister sehen zu können. Sie will Joshua und Amelia auseinander bringen und Amelia verbannen, weil sie angeblich etwas böses in sich hat.


    Das Cover ist ein absoluter Hingucker und ein Highlight in jedem Bücherregal. Die zarten Farben umspielen sehr gut Amelias Gesicht, deren Mund leicht geöffnet ist. Unter ihrem Kopf entdeckt man Wasser. Das Wasser symbolisiert den Fluss, in dem Amelia im Jahre 1999 ertrunken ist.
    Ein kleiner Kritikpunkt ist die Kurzbeschreibung, die viel zu viel verrät und schon beinahe die komplette Geschichte erzählt. Dadurch wurde ich während der Geschichte kaum überrascht, was den Lesespaß ein wenig zerstört hat.


    Insgesamt ist Tara Hudson mit "Wenn Du mich siehst" ein solider Debutroman gelungen, der viele Höhen und Tiefen hat. Da die Geschichte in sich noch nicht abgeschlossen ist, sehe ich großes Potiantial in der Geschichte. Laut Pressemitteilung des Verlags ist eine Fortsetzung bereits in Planung.


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