Originaltitel: The Demon Trapper’s Daughter (2011)
Fischer fjb Verlag 2011, 537 S.
Altersempfehlung: 13 – 16 Jahre
Erster Teil der Serie „Die Dämonenfängerin“
Über den Inhalt:
Im Jahr 2018 sieht Lucifer die Gelegenheit gekommen, gegenüber der himmlischen Konkurrenz Boden gutzumachen, und erhöht die Zahl der Dämonen in allen größeren Städten, auch in Atlanta. Glücklicherweise werden die Menschen von Dämonenfängern beschützt, deren Job es ist, mit dieser Plage aufzuräumen. Riley ist unterwegs, um die Bürger vor der Höllenbrut ersten Grades zu beschützen. Business as usual für einen Dämonenfängerazubi. Aber als ein mächtiger Geo-Dämon Rileys Routineauftrag in einer Bibliothek zunichte macht, ihr Leben und ihre Art zu leben bedroht, erkennt sie, dass sie womöglich mitten in einen Kampf zwischen Himmel und Hölle geraten ist.
Über die Autorin:
Jana Oliver, geb. und aufgewachsen in Iowa, ist eine preisgekrönte Autorin. Sie ist am glücklichsten, wenn sie haarsträubende Legenden recherchiert, auf alten Friedhöfen umherwandert und neue Geschichten erträumt. Sie glaubt wirklich, dass sie den besten Job der Welt hat. Die Autorin lebt in Atlanta, Georgia.
Meine Meinung:
Die 17-jährige Riley steckt mitten in der Ausbildung zur Dämonenfängerin, um später in die Fußstapfen ihres berühmten Vaters Paul Blackthorne zu treten. Als sie unerwartet allein für ihren Lebensunterhalt sorgen muss und auch noch die Schulden abzutragen hat, die durch die Arztrechnungen ihrer vor drei Jahren verstorbenen Mutter entstanden sind, bleibt ihr nichts anderes übrig, als neben der Schule weiterhin als Dämonenfängerin zu arbeiten. Seltsamerweise scheint sie die einzige zu sein, die sich Gedanken über das in letzter Zeit veränderte Verhalten der Dämonen macht und die eine Gefahr dahinter wittert.
Zunächst dachte ich, dieses Buch hat alles, was ein gutes Fantasy Jugendbuch braucht. Eine Menge paranormaler Figuren, eine tapfere, selbstbewusste Heldin, spannende Szenen, Humor und Romantik. Aber die Geschichte fiel hinter meine Erwartungen zurück. Dabei beginnt es hinreißend: Biblio-Dämonen fängt man, indem man ihnen etwas vorliest, „Moby Dick“ zum Beispiel :-).
Mir gefiel der Schreibstil, bis auf gelegentlich gequält umgangssprachliche Formulierungen („wo biste“ „was haste“), die ich als störend empfand und dieses bemüht jugendlich wirkende „Yeah“. Letzteres haben wir womöglich dem Autorinnenpaar Cast („House of Night)“ zu verdanken, denn die haben Jana Oliver beratend zur Seite gestanden. Eine angenehme Abwechslung war, dass das Buch aus neutraler Sicht geschrieben ist, bei der die Perspektive mal auf der einen, mal auf der anderen Figur liegt und nicht schon wieder die weibliche Hauptperson als Ich-Erzählerin fungiert.
Riley ist eine sympathische, starke Hauptfigur, unerschrocken und entschlossen gibt sie ihr Bestes, um mit den plötzlichen Veränderungen in ihrem Leben klarzukommen. Sie ist ein glaubwürdiger Charakter, handelt so, wie ich es mir bei einem Mädchen ihres Alters vorstelle. Ihr zur Seite stehen der attraktive Dämonenfänger Beck und der Lehrling Simon. Die Szenen zwischen Beck und Riley und auch zwischen Simon und ihr werden die Leserinnenherzen höher schlagen lassen.
Über die Charaktere insgesamt lässt sich nur Positives sagen, die sind Jana Oliver durchweg gut gelungen.
Recht simpel konstruiert, ist die Geschichte aber durch einige Wendungen und Überraschungen nicht unbedingt vorhersehbar. Ich vermisste eine tatsächlich zusammenhängende Handlung. Es werden verschiedene Episoden erzählt, es gibt aber kein Vorwärtskommen, obwohl Ideen und gute Ansätze in Hülle und Fülle vorhanden sind. So kommt leider auch keine richtige Spannung auf. Es gibt ein paar nette, auch humorvolle Szenen, aber es fehlt der rote Faden. Der eigentliche Impuls des Buches, warum die Dämonen so an Riley interessiert sind, verliert sich auf der Strecke und bleibt bis zum Schluss unklar. Das Buch endet im Grunde, wie es begann. Dazu gibt es eine kleine harmlose Liebesgeschichte, die man auch jungen Leserinnen problemlos anbieten kann.
Jana Olivers Idee, die Geschichte im durch einen wirtschaftlichen Zusammenbruch stark veränderten Atlanta spielen zu lassen, hätte besser funktioniert, wenn es mehr Hintergrundinformationen gegeben hätte. (Das Szenario erinnert mich an die amerikanische Fernsehserie „Dark Angel“). Außerdem bleibt ungeklärt, was die Vorgeschichte und den Umgang mit den Dämonen und die Existenz der anderen übernatürlichen Wesen wie Hexen, Engel, Nekromanten usw. betrifft.
Es gibt eine sehr merkwürdige religiöse Komponente mit klar abgegrenzten Seiten von Gut und Böse (Gott, die Engel und das Weihwasser gegen Lucifer und seine Dämonen), mit der ich nichts anfangen konnte. Und schließlich werden ohne jeden Zusammenhang weitere übernatürliche Wesen wie Werwölfe, Gestaltwandler und Vampire erwähnt, vielleicht tauchen sie in einem weiteren Band der Serie auf.
Insgesamt war mir in der Geschichte zu wenig Tempo drin. Es gibt sehr viele Dialoge, aber es passiert wenig. Man merkt auch deutlich, dass dies der erste Teil einer Serie ist. Ein ganz nettes Buch, von dem ich mir mehr versprochen hatte. Vielleicht stören mich als Erwachsene auch mehr Dinge, die den jugendlichen Lesern nicht negativ auffallen oder die für sie nicht wichtig sind.
Das Ende gibt einen kurzen Blick darauf, wie es im nächsten Teil weitergehen könnte. Ich werde die Serie wohl nicht weiter verfolgen.
Ach ja: Angelegt ist die Serie auf 4 bis 6 Bände. Hier geht es zu einem englischsprachigen Interview mit Jana Oliver.