Maigrets Nacht an der Kreuzung - Georges Simenon

  • Sämtliche Maigret-Romane Band 7


    Hier also Drapers siebter Monolog zum Thema Maigret:


    Es ist schon wieder was passiert, diesmal an einer düsteren Kreuzung vor den Toren Paris'. Ein Toter wird gefunden, im neuen Wagen eines Versicherungsvertreters, nur dass Auto und Leiche in der Garage seines Nachbarn gefunden werden. Der, ein geheimnisvoller Däne von offensichtlich aristokratischer Herkunft, weist jede Schuld von sich, und Maigret neigt dazu, ihm zu glauben. Dubios sind nämlich auch die vermeintliche Schwester des Verdächtigen, die, völlig zurückgezogen, mit ihm in der einsamen Villa wohnt, der mal devote, mal renitente Versicherungsvertreter und auch der Besitzer der Autowerkstatt, dem einzigen weiteren Haus an der Kreuzung.


    Und so muss Maigret die Nacht an dieser Kreuzung verbringen, um das komplizierte Beziehungsgeflecht der Kreuzungsbewohner zu entwirren und den wahren Mörder zu finden.


    Auffallend: in diesem Buch wird, für Maigretverhältnisse, ziemlich viel herumgeballert. Nicht nur, dass so manch ein Protagonist eine oder auch mehrere Kugeln einfängt, auch Maigret löst so manche Frage durch gezielten Einsatz der Waffe (Menschen verletzt er natürlich nicht), und auch die „Bande“ als frühe Vertreter der organisierten Kriminalität machen leichtfertig vom Revolver Gebrauch. Ein Action-Maigret, sozusagen.
    Der Plot ist, nun ja, Humbug, wie immer und wieder einmal weiß man nicht so genau, warum Maigret mal wieder so schnell Bescheid weiß. Überhaupt ist dieser Roman wohl eher ein schwächerer der Reihe, der es aber dennoch schafft, einen für zwei, drei Lesestunden in die Einöde der Ile de France zu versetzen, am besten, wenn es die Hausbar erlaubt, mit einem Gläschen Pernod.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)