Irvine Welsh - Crime; Kiepenheuer & Witsch; Auflage: 1., Auflage (18. August 2011); ISBN-10: 346204334X
Der Autor (gekürzte Wikipedia-Fassung):
Irvine Welsh (* 27. September 1961 (nach anderen Angaben 1958) in Leith, Edinburgh, Schottland) ist ein britischer Schriftsteller.
Er wurde bekannt mit seinem ersten Roman Trainspotting, der die von Drogen, Arbeitslosigkeit und Kriminalität geprägten Erlebnisse einer Gruppe junger Schotten in Welshs Heimatstadt Edinburgh beschreibt. Insbesondere die detaillierte und nach Ansicht mancher glorifizierende Beschreibung des Heroinkonsums provozierte und machte das Buch und seine Verfilmung durch den Regisseur Danny Boyle, in der Welsh in einer Nebenrolle als Drogendealer zu sehen ist, bekannt.
Welsh wird oft als Schriftsteller eingeordnet, dessen Arbeit sich auf Drogengebrauch konzentriert. Aber die meisten seiner fiktiven und nicht-fiktiven Werke sind von der Frage über die Arbeiterklasse und die schottische Identität von den 1960ern bis heute geprägt. Damit untersucht er den Aufstieg und Fall von sozialem Wohnungsbau, dem Leugnen von Chancen, Sektierertum, Fußball, Hooligans, Sex, verdrängter Homosexualität, niedriger Löhne, Freimaurerei, Emigration und vielleicht am meisten Humor, Vorurteile und Grundsätze der Schotten.
Seine Romane teilen sich ein paar Charaktere, was das Gefühl eines „geteilten Universums“ gibt. Zum Beispiel machen die Hauptfiguren aus Trainspotting kurze Gastauftritte in Acid House und Marabou Stork Nightmares und etwas größerer Auftritte in Klebstoff, dessen Charaktere dann in Porno auftauchen.
Irvine Welsh ist dafür bekannt, zum großen Teil, aber nicht ausschließlich, im schottischen Dialekt zu schreiben. Er transkribiert Dialekte normalerweise phonetisch und ignoriert traditionelle orthografische Methoden.
Kurzbeschreibung:
Der neue Welsh: Ein Roman für Leser mit starken Nerven und weichem Herzen. In "Crime" beweist sich Irvine Welsh eindrucksvoll als einer der besten britischen Gegenwartsautoren. Sein neuer Roman um den Kriminalinspektor Ray Lennox hat ihm in der englischsprachigen Welt nicht nur höchstes Lob von Seiten der literarischen Kritik eingebracht, sondern auch zahlreiche neue Leser. Inspektor Ray Lennox fliegt mit seiner Verlobten Trudi nach Florida, um nach einem mentalen Zusammenbruch in Edinburgh wieder auf die Beine zu kommen. Sein letzter Fall, der Mord an einem Mädchen, das zuvor entführt und vergewaltigt worden war, hatte ihm schwer zugesetzt. Trudi aber hat in diesem Urlaub nur die Planung der bevorstehenden Hochzeit im Kopf. Entnervt zieht Ray schon bald ohne sie um die Häuser in Miami Beach. Am Ende einer Nacht voller Alkohol, Koks und schlechtem Sex trifft er auf die zehnjährige Tianna, die Tochter einer seiner Feiergefährtinnen, offenbar auch sie ein Opfer sexueller Gewalt. Die Mutter fleht ihn an, das Mädchen in Sicherheit zu bringen. Lennox flüchtet quer durch Florida an den Golf von Mexiko, wild entschlossen, Tianna vor weiterem Missbrauch zu schützen. Doch kann Lennox das überhaupt? Wo sind seine eigenen Grenzen? Wird er mit dem Thema je zu Rande kommen? "Crime" ist ein ungemein spannender Kriminalroman mit einem ruppigen, anrührenden Anti-Helden, der über sich selbst hinauswächst.
Meine Meinung:
Lange mussten wir in Deutschland auf die deutsche Fassung von „Crime“ warten – das Original erschien immerhin bereits 2008. Aber das Warten hat sich gelohnt, denn was Welsh hier abliefert, ist ein großartiges, vielleicht sogar sein bislang bestes Buch. Allerdings zeigt sich auch ein neuer Welsh. Die sozialen Brennpunkte Edinburghs ließ der Autor zwar schon in den beiden Vorgängern („Die Bettgeschichten der Meisterköche“ - „Dann lieber gleich arbeiten“) weitgehend hinter sich, aber diese ausschließliche Ernsthaftigkeit, mit der Welsh hier zu Werke geht, kannte ich so bisher nicht von ihm. Kategorisch würde ich „Crime“ dem Bereich der Spannungsliteratur zuordnen, denn die auf drei Zeitebenen angeordnete Handlung ist einfach ungemein spannend und entwickelt einen fantastischen Sog, dem ich mir nur schwer entziehen konnte. Sprachlich auf einem oftmals hoch angesiedelten Niveau, hat dieses Buch aber noch weitaus mehr zu bieten: es geht ums Vertrauenfassen, das Bewältigen traumatischer Erlebnisse und zeichnet den Versuch, wieder zurück in ein normales Leben zu finden. Den sexuellen Missbrauch an Kindern schildert Welsh mal mehr, mal weniger direkt – zum Teil belässt er es bei Andeutungen. Niemals aber wirkt diese thematische Schwerpunktsetzung reißerisch. Nebenbei verzichtet Welsh jedoch nicht komplett auf altbewährte Versatzstücke; sein Können, authentische Dialoge zu kreieren, kommt auch in „Crime“ zum Tragen. Zudem kenne ich keinen Autoren, dem es so treffend gelingt, Alkohol- und Drogenexzesse zu schildern, wie es bei Welsh der Fall ist. Wobei es hier weitaus weniger feuchtfröhlich zur Sache geht. „Crime“ ist ein spannendes und rasantes, teilweise knallhartes und Roadmovie-mäßiges Buch. Aber es ist auch ein warmes, sensibles und sehr gut ausbalanciertes Buch, perfekt angesiedelt irgendwo zwischen spannender Unterhaltung und dem Erzählen tragischer Lebensgeschichten. Eine absolute Empfehlung – auch für Leute, die mit Welshs bisherigen Werken nicht allzu viel anfangen konnten.