Moskau 1965: Leo Demidow ist ein ehemaliger KGB Agent. Er kümmert sich nur mehr um seine Familie, seine Frau Raisa, die er über alles liebt und seine zwei Adoptivtöchter Elena und Soja. Als Raisa und die Töchter die Möglichkeit haben in den USA ein Konzert zu geben, ahnt Leo Schlimmes und will die Abreise verhindern. Als seine Befürchtungen wahr werden und in New York sehr schlimme Dinge geschehen, setzt er alles daran die offiziellen Lügen aufzudecken. Seine Suche führt ihn 15 Jahre später auch nach Afghanistan und damit mitten in die russische Invasion in ein unwirtliches Land.
Agent 6 ist keine direkte Fortsetzung von „Kind 44“ und „Kolyma“ aber es lohnt sich auch diese zwei Geschichten zu lesen. Dieses Buch wird als Krimi/Thriller bezeichnet, jedoch kann ich dem nur bedingt zustimmen. Es geht schon um die Geschehnisse in New York, aber im Mittelpunkt steht eindeutig Leo und sein Leben. Seine Gedanken kreisen nur mehr um die Vergangenheit. Er sammelt alle Informationen, die er bekommen kann und zweifelt vom ersten Augenblick an der offiziellen Version. Als ein Fluchtversuch fehlt schlägt, wird er nach Afghanistan gebracht, um dort als Berater der sowjetischen Armee zu dienen. Eine Arbeit, die meist das Leben kostet. Gefangen in diesem Land, verfällt er dem Opium, um so seinen Schmerz vergessen zu können. Mehr als einmal fasst er den Entschluss seinem Leben ein Ende zu setzen, zieht es jedoch nicht durch. Durch Zufall ergibt sich die Chance zum Überlaufen in die USA und somit auch die Möglichkeit seine Suche fortzusetzen.
Ich habe das Buch im Zuge einer Leserunde gewonnen und gelesen. (Nochmals vielen Dank an die Organisatoren) Mich hat „Agent 6“ überzeugt. Mit Leo Demidow ist dem Autor eine Hauptfigur gelungen, die ihresgleichen sucht. Er hat über die 3 Bücher eine Entwicklung durchgemacht – vom eingebildeten KGB Offizier zum Familienvater, der für seine Frau und seine Töchter sterben würde. Leos Leben verändert sich grundlegend und er versucht sich mit der Aufklärung über Wasser zu halten. Sein Leben in Afghanistan und seine Opiumsucht waren eindringlich beschrieben und das System der Bespitzelung auf beiden Seiten der Großmächte USA und ehemalige UdSSR haben mich fast schon beängstigt.
Die Geschichte hat mich doch recht traurig gemacht und es war nicht einfach das Buch zur Seite zu legen. Dennoch ist es für mich ein sehr gutes Buch.
Von mir gibt's 9 von 10 Punkten