Inhalt:
Erica kehrt mit ihrer Schwester Beth nach dem Tod ihrer Großmutter in das Herrenhaus Storton Manor zurück. Laut dem Testament erben die beiden Schwestern das Anwesen nur, wenn sie beide darin wohnen. Doch das wäre besonders für Beth sehr schmerzhaft. Obwohl sie als Kinder dort unbeschwerte Sommer verlebt haben, liegt ein düsterer Schatten über den Erinnerungen: Mit 11 Jahren verschwand ihr Cousin Henry, dessen Schicksal nie geklärt werden konnte. Ericas Erinnerungen an diesen Tag sind sehr verschwommen und so beginnt sie, Nachforschungen anzustellen, vor allem, da sie den Verdacht hat, ihre an Depression erkrankte Schwester verschweige ihr etwas.
Auf dem Dachboden stößt Erica auf ein altes Foto ihrer Urgroßmutter Caroline, auf dem diese ein kleines Kind auf dem Schoß hält. Doch zur Entstehungszeit des Fotos war Caroline noch gar nicht verheiratet und über eine erste Ehe ist nichts bekannt. Wer also ist das Kind? Was für ein weiteres Geheimnis liegt über der Familie?
Über die Autorin:
Von amazon.de: Katherine Webb, geboren 1977, wuchs im ländlichen Hampshire auf und belegte an der Durham University Kurse in Geschichte. Seit ihrer Kindheit üben verfallene Schlösser und geheimnisvolle Anwesen eine unwiderstehliche Anziehung auf sie aus, und so arbeitet sie heute als Wirtschafterin in den Herrschaftshäusern angesehener britischer Familien. Nachdem sie einige Zeit in London und Venedig verbracht hat, lebt Katherine Webb jetzt in Newbury, Berkshire.
Der Originaltitel lautet: The Legacy
Meine Meinung:
Katherine Webb legt mit ihrem Erstlingswerk eine nette Familiensaga vor, die leicht zu lesen ist und über weite Strecken (wenn auch nicht durchgehend) überzeugen kann.
Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt: In der Gegenwart spielt der Teil um die Schwestern Erica und Beth, in den immer wieder Erinnerungen aus der Kindheit der beiden eingestreut sind und in dem Erica den Familiengeheimnissen auf den Grund geht.
In der Vergangenheit Anfang des 20. Jahrhunderts wird die Geschichte von Caroline erzählt, die als junge Frau in New York lebt und gegen den Willen ihrer Tante einen jungen Rancher heiratet und ihm in den "Wilden Westen" folgt.
Der Vergangenheitsteil ist eindeutig der stärkere Part. Caroline ist beileibe keine sympathische Person, aber sie ist gut charakterisiert und polarisiert. Ihre romantischen Vorstellunge, wie das Leben im Wilden Westen sein könnte, werden rasch zunichte gemacht, denn die Ranch ihres Mannes liegt 35 Meilen von der nächsten Ansiedlung entfernt. Carolines Kampf um Anpassung und ihr Veragen in dieser Hinsicht werden gut dargestellt. Auch wenn man sie manchmal schütteln möchte und selber vermutlich einige Entscheidungen anders gefällt hätte, so kann man Carolines Weg doch gut folgen.
Im Gegenwartsteil bleiben die Figuren hingegen blass und eindimensional. Irgendwie will hier der Funke nicht richtig überspringen. Zudem kommt dieser Teil deutlich langsamer in Gang, zunächst passiert nicht viel und es entstehen einige Längen. Nichtsdestotrotz sorgt die leicht zu lesende Sprache dafür, dass man auch diese Passagen rasch überwindet. Im Verlauf wird auch der Teil interesssanter, vor allem, wenn man als Leser mehr und mehr Informationen erhält. Allerdings wird die Auflösung über das Verschwinden des Cousins doch arg in die Länge gezogen.
Anzumerken ist, dass die beiden Geheimnisse für den einigermaßen aufmerksamen Leser rasch zu erahnen sind und große Überraschungen bleiben aus. Allerdings gibt es einige kleinere nette Wendungen, die so nicht vorherzusehen waren.
Insgesamt ist "Das geheimne Vermächtnis" ein leicht zu lesender Roman mit Unterhaltungswert, den man trotz seiner über 500 Seiten Umfang rasch weglesen kann. Gerade Freunde dieser Familiensagas werden daran ihre Freunde haben, auch wenn das Buch naturgemäß leichte Unterhaltung ist und nicht sonderlich tiefschürfend ist. Auch wird es vermutlich bei den meisten nicht lange im Gedächtnis haften bleiben. Doch das erwarte ich von seinem Roman auch nicht. Schade ist lediglich, dass die Längen im Gegenwartsteil den Lesegenuss etwas schmälern.
Von mir gibt es 7 Punkte.