Die drei Musketiere ganz neu

  • Gestern abend war ich im Kino und muss leider sagen, dass der Film mich enttäuscht hat.


    Zunächst einmal ein bisschen Lob: die Schauspieler wirken sympathisch und hatten beim Drehen wohl viel Spaß. D'Artagnan ist etwas für die jüngeren Mädels (kleiner Frechdachs) und Aramis und Athos sind für uns große etwas zum Anschauen. Milla Jovovich als Lady De Winter wird wohl den Männern gefallen.


    So weit zum Augenschmaus. Die Schauspielerische Leistung bleibt jedoch hinter dem Aussehen der Charaktere zurück. Christoph Waltz liefert seine schon zur Gewohnheit gewordene Fieslingshow - routiniert wie immer, das schon, aber ein paar neue Facetten wären auch schön gewesen. In "Wasser für die Elefanten" gabs einfach mehr an ihm zu entdecken.
    Athos und D'Artagnan sind überzeugend, aber nichts besonderes. Porthos und Aramis dürfen leider oft nur Stichwortgeber spielen und werden ziemlich flach dargestellt.


    Orlando Bloom sticht heraus, weil er mal was ganz anderes macht als sonst: er ist ein aufgeblasener, herausgeputzter Möchtergern-Bösewicht mit einer viel zu großen Haartolle, der den französischen König ärgert und auch sonst nur Querelen macht. Kann man ansehen und gut drüber lachen, ist aber auch nichts, was vom Hocker reißt.


    Mit der Buchvorlage gemein hat der Film die Rahmenhandlung: der junge d'Artagnan bricht aus seinem heimischen Dorf nach Paris auf um Musketier zu werden. Unterwegs gerät er schon in die ersten Schwierigkeiten mit Rocheford, dem Hauptmann der Wache von Kardinal Richelieu. Lady de Winters Auftauchen verhindert schlimmeres und d'Artagnan kommt heil auf seinem alten Pferd in Paris an.


    Dort fängt er gleich Streit mit Athos, Porthos und Aramis an, das Duell wird jedoch von den Kardinalswachen verhindert und die Gegner werden zu Freunden, als sie gemeinsam gegen die Wachen kämpfen.


    Richelieu intrigiert mit Milady: eine Halskette der Königin wird gestohlen und dem Herzog von Buckingham als angeblicher Liebesbeweis der Königin untergeschoben. Das müssen die vier Freunde nun verhindern, denn es würde Krieg zwischen Frankreich und England bedeuten.


    Gewürzt wird das ganze durch massenhaft eingesetzte Action und Spezialeffekte. Milla Jovovich ist auch im Kleid eine gefährliche Kampf-Amazone und Zeitlupe scheint des Regisseurs liebstes Spielzeug zu sein. Neben Milla, seiner Frau.


    Die Luftschiffe sind einfach nur lächerliches Beiwerk und viel zu übertrieben eingesetzt. Sie haben im ohnehin schwach besetzten Kino durchweg Kopfschütteln hervorgerufen.


    Ansonsten habe ich mich während des Films mit lustigem Schlösserraten und dem Finden von Anachronismen amüsiert. Die Würzburger Residenz habe ich erkannt, Herrenchiemsee ebenso. Wer sich für so was interessiert, der könnte den Film noch ganz passabel finden.


    Der Soundtrack ist ok. Während der Luftschiffschlachten aber viel zu sehr von Fluch der Karibik abgekupfert. Das fällt einfach unangenehm auf. Take Thats Lied am Schluss ist auch ganz ok, aber halt auch nichts besonderes.


    Die Dialoge sind nur plattes Füllwerk zwischen den Kampfszenen und sind so seicht, dass kaum mein kleiner Zeh nass werden würde. Einige platte Witze noch und ein bisschen hilfloses Gefasel vom König und fertig ist der Film.


    Alles in allem Actionkino mit altbekannter Story, aufgemotzt mit Effekten und garniert mit Darstellern, die auch schon besseres geliefert haben.


    Übrigens hat sich das 3D-Kino mal wieder nicht rentiert. Ein paar Effekte sind ok gewesen, auch der nette Blick über die plastischen Landkarten, aber sonst außer Spesen nix gewesen.


    Ich gebe 3 von 10 geerbten Degen für dieses Machwerk.


    Einen für Ausstattung und Kulisse, einen für ein paar passable Darsteller und einen für ein paar Lacher.

  • Danke für deine Filmkritik, Finchen :wave
    Ich liebe das Buch seit meiner Kindheit und schaue mir eigentlich alle Verfilmungen an. Bisher war ich noch schwankend, nachdem ich im Deutschlandfunk eine doch vernichtende Kritik gehört hatte. Nach deiner Kritik werde ich mir ersparen, den Film im Kino anzuschauen.

  • Finchen87


    wunderbare Rezi.
    :anbet


    Muß ja ein toller Schinken geworden sein. :lache


    Seltsam eigentlich, daß es offenbar so schwierig ist, aus dem Thema einen guten Film zu machen. Auch die älteren Filme hängen immer irgendwie durch.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von Dagmara06
    Finchen
    Das ist doch in 3D oder. Ich würde gerne mit meinem Mann hingehen. Vielleicht lohnt es sich ja doch.


    Ja, der ist in 3D. Ein paar nette Ideen mit den Landkarten, aber ansonsten auch nichts, was mich umgehauen hätte.


    Man kann den Film schon ansehen, besonders wenn man das Buch nicht kennt und wenn man auf Action steht.

  • Jetzt hab ich ihn gesehen:


    3D - muss auch hier ganz gewiss nicht sein, im Gegenteil, es hat mich sogar eher gestört.


    Die Darsteller - na ja, im Grossen und Ganzen ganz nett. Wenn auch teilweise total unterfordert: Was macht ein Mads Mikkelsen in so einer Rolle? :cry Christoph Waltz? Leider, leider hat auch er nicht viel von seinem Können zeigen dürfen.
    Und Milla Jovovich? Die hat mich in jeder einzelnen Szene genervt. :fetch Was sollte dieses Mission-Impossible-Getue? Nee, das ging gar nicht.


    Ansonsten einige ganz nette Szenen und das wars auch schon. Muss man absolut nicht im Kino sehen.


    Ach ja, den König und seine Königin fand ich ganz nett. :-)


    Mit Mühe und Not 5 von 10 Punkten von mir.

  • In Ordnung, dann möchte ich das Ganze einmal von meiner Seite ausleuchten. Und ich muss wirklich sagen, dass ich hier keinem Beitrag wirklich zustimmen kann.


    Letzte Woche war ich zweimal in dem Film, was denke ich, schon darauf hinweist, dass ich den Film mochte.
    Über die Jahre habe ich alles verschlungen, was mir an Dumas Verfilmungen unter die Finger gekommen ist und somit habe ich mich über ein Jahr zuvor bereits auf diese Verfilmung gefreut.


    Die Geschichte ist in dem Rahmen Dumas noch vorhanden, sowohl was d'Artagnans Reise, als auch die letztliche Mission angeht. Dialoge ähneln teilweise anderen Verfilmungen oder dem Buch, sind aber modernisiert worden. So wie im Grunde die ganze Handlung.
    Das Vokabular ist um Wörter wie 'Cool' etc erweitert und nimmt mit einigen lustigen Szenen schon zu Beginn den Anreiz einer naturgetreuen Verfilmung. Somit wird aber auch Platz für Aktion, modernere Kleidung, Specialeffects und Luftschiffe gemacht.


    Die 3D-Unterlegung fand ich persönlich sehr angenehm. Wenn 3D und nicht3D zur Auswahl steht, wähle ich immer letzteres. Allein weil es mir mit der Zeit auf die Augen geht. Diesesmal hat aber auch das mich nicht gestört. Die Szenen sind nicht so unsagbar schnell, dass man durch die neue Ansicht nicht hinterherkommt. Nur selten wirken Hintergründe etwas hineingeschnitten, da weitentfernte Bilder, nicht in die 3D-Optik mit eingenommen werden. Diese Stellen sind aber recht selten und fallen nicht unbedingt auf.


    Die Besetzung ist für diese Art Film sehr schön. Ich bin ein ziemlicher Logan Lerman Fan und damit hatte der Film irgendwie schon gewonnen, Aramis (Luke Evans) ist aber auch wie immer in keiner Weise zu verachten. Wobei ich der alterlichen Zuordnung nicht ganz zustimmen kann. die beiden Male, in denen ich mir den Film angesehen habe, waren Alter von 19-55 vorhanden und zu mindestens bei den Frauen hat Logan immer gewonnen. Ansonsten hatte jeder wenigstens einen Liebling der älteren Musketiere. Milla Jovovich macht eine beeindruckende und herrlich scheinheilige Lady de Winter und ich glaube nicht, dass ich Matthew Macfadyen je in einer schlechten Rolle gesehen habe.


    Die Musik hat mich begeistert. Sie kommt der 'Fluch der Karibik'-Art schon sehr nahe. Der ganze Film ähnelt der Machart und der Umsetzung bestimmte Szenen, für mich aber im Rahmen des Erträglichen. Den Soundtrack habe ich mir ebenfalls letzte Woche gekauft und heute im Auto gehört. Nur etwas über 45 Minuten, aber die Musik ist herrlich!


    Der ganze Film ist ein Kunstwerk. Überzogen und effekthaschend, aber auch begeisternd und motivierend. Einer der Filme, nach denen man aufspringen möchte und sich ebenfalls für alles bereit fühlt.


    Das Ende des Films schreit nach einer Fortsetzung, kann aber auch genauso gelassen werden.


    Fazit:
    Wenn man nach einer naturgetreuen, zeitgemäßen Umsetzung sucht, ist dieser Film eher nicht das Richtige. Aber in dem Genre der 'Mantel und Degen Filme' macht er durchaus was her. Von Momenten voller Herzklopfen, über Begeisterung und Spannung.


    8 von 10 Musketieren von mir.

  • Hmm, Eure Kritiken klingen meist ja nicht so doll.
    Den Film hab ich hier gerade in der Mache - auf DVD.


    Aber bisher, muß ich gestehen, find ich ihn gut - zwar völlig überzogen, aber er hat was.
    Spart zum Glück auch nicht mit Humor - das wird bei mir wohl mit den Ausschlag geben.
    Und er erinnert mich leicht an meine Lieblingsverfilmung - die mit Michael York als D`Artagnan.


    Mal abwarten, wie meine Meinung nach Genuß des ganzen Films sein wird.


    Ach ja - bei den Schauspielern sind schon ein paar lecker Kerlchen dabei - wenn auch leider viiiel zu jung :grin

  • Muss es denn immer noch mehr sein? Noch größer, noch doller mit noch mehr Brimborium?
    Das macht einen Film nicht unbedingt besser!


    Es spricht nichts dagegen einen literarische Stoff - vor allem einen, der schon soooo oft verfilmt wurde - neu zu interpretieren, aber, vielleicht bin ich zu konservativ, man sollte schon aufm Teppich bleiben.


    Nur weil da 40 Leute mit dem Degen rumwedeln ist das noch lange keine Fechtszene, und dieses "stop/slow motion" oder so, hilft da auch nicht wirklich.


    Orlando Bloom war gut als Bösewicht, keine Frage.


    Milla war dabei, weil ihr Mann den Film gemacht hat, und so schlecht war sie nicht, auch wenn sie gegen Lana Turner im direkten Vergleich natürlich nur verlieren kann. Oder gegen die Topfpflanze auf dem Fensterbrett...


    Aber mussten diese albernen Luftschiffe sein? Und hätte man sich da nicht irgend etwas originelles für einfallen lassen können? Das ganze Gedöns hätte auch auf See stattfinden können, naja, bis auf die Landung, aber die hätte man sich so auch schenken können.


    In der Gardehauptmannrolle wäre sicher noch mehr drin gewesen, die ist leider etwas kurz, vermutlich damit der Kardinal nicht von einer Nebenrolle an die Wand gespielt wird, aber da hätte man auch die Statuen im Garten abbauen sollen...


    Doch möchte ich diesen Verriss nicht zur gänze negativ abfassen, eine gute Sache fällt mir noch ein:
    Die DVD war gar nicht teuer, ein Sonderangebot!

  • Och, wenn du den Film nicht magst und die DVD loswerden willst .... :lache
    Ich hab ihn schon zweimal gesehen und guck ich auch noch öfter.


    Gerade die Idee mit den Luftschiffen fand ich witzig. Hat so etwas völlig überdrehtes - und dann noch der so genial böse Herzog von Buckingham.


    Natürlich kommt er nicht an meine Lieblingsverfilmuing mit Michael York - aber gleich danach :grin