Ein Mädchen gefangen in ihren Sehnsüchten
Auf dem Land zur Wendezeit. Maria lebt in einem typischen Dorf der DDR, genießt ihre Jugendzeit und zieht mit 16 Jahren zu ihrem Freund Johannes auf den Hof. Sie vernachlässigt ihre Schule, verbringt viel Zeit beim Lesen und integriert sich immer mehr auf dem Hof, lernt kochen und backen. Es scheint eine unbeschwerte Zeit..Voller Staunen schauen sie, wenn auch nur am Rande erwähnt, auf die politiitschen Geschehnisse, verfolgen die Wiedervereinigung am Fernsehen und können nach Jahren den verloren geglaubten Sohn Hartmut, der geflüchtet war und sich in Bayern ein neues Leben aufgebaut hat, wieder auf dem Hof begrüßen. Doch dann begegnet Maria dem 40-Jährigen Henner, der allein auf dem Nachbarhof lebt. Sogleich besteht eine unglaubliche sexuelle Anziehung zwischen ihnen. Sie verfällt ihm regelrecht. Monatelang lügt sie dann alle ihr nahestehenden Personen an, ihre Mutter, ihren Freund Johannes, alle Leute auf dem Hof. Am Ende erträgt sie es nicht mehr, will endlich reinen Tisch machen - doch dann kommt alles anders.
Ein sehr schön geschriebener Roman, der sich sehr flüssig und leicht lesen lässt. Leider wirkt die Protagonistin Maria, aus deren Sicht in der Ich-Perspektive alles beschrieben wird, über weite Strecken sehr unreif und naiv. Immer wieder rennt sie zu Henner, auch wenn dieser sie mehr als grob behandelt. Die beschriebenen Sexszenen erinnern dann auch schon mal eher an eine Vergewaltigung.
Schade, ich hatte mir inhaltlich wirklich mehr erhofft, mehr auch über die Wendezeit zu erfahren. Leider dreht sich fast alles aber nur um die seltsame Liaison mit Henner.
Da die Autorin aber dennoch einen sehr schönen Erzählstil hat, der den Leser stark umfängt und an dem Geschehen intensiv teilhaben lässt, kann ich sechs Punkte vergeben. Als Taschenbuch zu empfehlen, die gebundene Ausgabe würde ich mir nicht zulegen.