'Überredung' - Bd. 1, Kapitel 01 - 07

  • "Überredung" liegt schon seit einer Weile bei mir im Regal. Nun lese ich es endlich.
    Vorab habe ich gelesen, dass dieses Buch das Letzte von Jane Austen ist, die es schrieb bevor sie starb, übrigens mit 41 Jahren.


    Anne Elliot, die Hauptperson dieses Buches ist oder sieht sich auch asl das, was man wohl als "alte Jungfer" bezeichnen kann. Sie hat wegen der auf Standesunterschieden begründeten Ablehnung ihrer Familie den Antrag des jungen Wentworth abgelehnt und ist danach allein geblieben. Selber mit wachem Geist und Begeisterungsfähigkeit ausgestattet, welkt sie zwischen ihren Schwestern, von denen eine wie ihr Vater Baronet Sir Walter Elliot nur auf Ansehen, Rang und gutes Aussehen bedacht ist und die andere überfordert von den Alltäglichkeiten ihres Lebens und der Wildheit ihrer Söhne leidend in den Tag lebt, dahin.
    Da der prestigeorientierte Vater weit über die Verhältnisse gelebt und gewirtschaftet hat, muss die Familie ihren Landsitz vermieten und will nach Bath ziehen. Der Mieter des Familienanwesens ist ausgerechnet Wentworth.


    Am Anfang habe ich mich mit dem Lesen recht schwer getan. Die genaue Vorstellung der Personen und ihrer gesellschaftlichen und familiären Hintergründe nimmt einige Zeit in Anspruch, aber vielleicht ist es das, was den Reiz dieses Romans oder überhaupt der Austen-Romane ausmacht. Ich werde es erfahren.


    Trotz der beschriebenen guten Eigenschaften und Charakterzüge, bleibt Anne Elliot für mich bisher noch im Hintergrund, wo sie sich wahrscheinlich sowieso hauptsächlich aufhält im täglichen Leben. Ständig, vor allem bei ihrem Vater, im Schatten ihrer älteren Schwester stehend, wirkt sie blass, und ich bin gespannt, wann sie aus dem Schatten treten wird.
    Der Vater ist ein überspannter, eitler Mensch. Wie man in so einer Umgebung aufwachsen kann.
    Da man weiß, dass der ehemalig geliebte Wentworth auftauen wird, wartet man in den ersten Kapiteln ungeduldig auf sein Erscheinen und ist erstmal enttäuscht. Kein schmachtender, leidender Blick zu seiner früher Angebeteten - als ob er ein Fremder wäre. Selbstschutz? Gefühle begraben? Ich bin gespannt!

  • Ich wiederhole das jetzt hier nochmals bzw. bringe meine Gedanken hier zu Ende, weil es mE hier besser hinpaßt als in den Anmeldethread.



    Zitat

    Original von Clare (Aus dem Anmeldethread)
    Originalsprachig so schwer zu lesen?


    Subjektiv empfinde ich es als schwer (worauf ich nicht vorbereitet war). Ich hatte, wie gesagt, als das Buch kam, einige Stellen gelesen, und fand die gut verständlich. Ich hätte halt doch etwas genauer reinlesen sollen.


    Es ist (für mich) schwierigkeitsmäßig etwa wie die "Lorna Doone" (um 1865 geschrieben). Und ich weiß nicht mal, weshalb ich das als so schwierig empfinde. Die letzten Bücher in englischer Sprache habe ich weitgehend ohne Benutzung eines Lexikons gelesen (und verstanden). )Filme sehe ich oft im englischen Original.) Auch „North And South“ von Elizabeth Gaskell bereitete keine größeren Probleme. Die „Lorna Doone“ war bisher mein schwierigstes englisches Buch, schon da war mir nicht so ganz klar, worin das Problem bestand. Hier ist es ebenso. Es liest sich wunderbar, ist eine schöne Sprache, und dennoch tue ich mich etwas schwer damit. Ich hoffe, das gibt sich noch, denn eigentlich möchte ich nur ungern aufgeben und auf eine deutsche Ausgabe zurückgreifen. Das ginge sowieso erst nächste Woche.


    Dumm ist nur, daß ich ab dem 10. September die offizielle Leserunde mitmache und dann ggf. hier unterbrechen (oder beide Bücher parallel lesen) muß. Aber das wird sich zur gegebenen Zeit finden.



    Zitat

    Original von Clare
    Die genaue Vorstellung der Personen und ihrer gesellschaftlichen und familiären Hintergründe nimmt einige Zeit in Anspruch, aber vielleicht ist es das, was den Reiz dieses Romans oder überhaupt der Austen-Romane ausmacht.


    Ich habe gerade mal das erste Kapitel durch und genau dieses Gefühl: das langsame Einführen in die Handlung und Vorstellen der Personen und ihrer Lebensumstände. Ich mag solche gemächliche Erzählweise. Es erinnert mich ein bißchen an die in diesem Jahr schon gelesenen Bücher, welche im 19. Jahrhundert (allerdings meist ein paar Jahrzehnte später als dieses hier) entstanden sind. Da entsteht bei mir innerlich so richtig ein Feeling für diese Zeit, als ob ich direkt dabei wäre. :-]

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Das erste Kapitel ist ein wenig schwer, die Vorstellungen mit den familiären Hintergründen ist gemütlich, ähnlich wie Clare es beschreibt. Hehört aber zur Geschichte dazu und während dem ich den ersten Abschnitt gelesen habe, blätterte ich ein paar Mal zurück um nachzulesen.


    Obwohl das Buch um Anne geht, ist zu Beginn mehr von Elizabeth zu lesen, die als älteste Tochter früh die Veranwortung der verstorbenen Mutter übernommen hat. Über Anne denkt diese nur abschätzig.


    Der Auftritt der jüngsten Schwester Mary ist ein Highlight, eine überspannte und überforderte wehleidige junge Mutter, die wohl einen sehr einfühlsamen Mann geheiratet hat, der ihr aber nichts recht machen kann.


    Anne ist mir noch ein wenig unbekannt, es wird eher negativ von ihr geschrieben, sie sei schon verwelkt und unscheinbar.
    Interessant, dass es Lady Russel war, die dazumal der jungen Anne von Captain Wentworth abriet.
    Das kurze Wiedersehen verwirrte Anne, und Wentworth streitet vehement ab, noch Gefühle für sie zu haben und will sich scheinbar so schnell wie möglich eine passende Ehefrau suchen, es scheint, als würde er alle Frauen in Betracht ziehen.

  • Ich finde hier die anfängliche Beschreibung der Charaktere so super. Man bekommt für jeden sofort ein Gefühl.
    Mary finde ich immer toll, mit ihr gibts immer was zu lachen. :rofl
    Dafür verabscheue ich Lady Rusell mit jedem mal lesen umso mehr. Ich mag besitzergreifende Personen so überhaupt gar nicht. :hau

    Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind; wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat. - Marie von Ebner-Eschenbach

  • Zitat

    Original von SiCollier
    ...


    Ich habe gerade mal das erste Kapitel durch und genau dieses Gefühl: das langsame Einführen in die Handlung und Vorstellen der Personen und ihrer Lebensumstände. Ich mag solche gemächliche Erzählweise. Es erinnert mich ein bißchen an die in diesem Jahr schon gelesenen Bücher, welche im 19. Jahrhundert (allerdings meist ein paar Jahrzehnte später als dieses hier) entstanden sind. Da entsteht bei mir innerlich so richtig ein Feeling für diese Zeit, als ob ich direkt dabei wäre. :-]


    Das habe ich ähnlich empfunden. Es wird sofort eine Atmosphäre geschaffen, die einen mit hinein nimmt.


    Ich habe momentan eine stressige Zeit und eigentlich hatte ich gar keine Lust auf Leserunde heute. Aber das Buch hat eine richtig entschleunigende Wirkung auf mich.

  • Zitat

    Original von Lili_Morinstal
    ...
    Dafür verabscheue ich Lady Rusell mit jedem mal lesen umso mehr. Ich mag besitzergreifende Personen so überhaupt gar nicht. :hau


    Sie ist mir auch sehr unsympathisch. Überall mischt sie sich ein unter dem Mäntelchen der Anteil nehmenden guten, wohlwollenden Freundin. Nun ja, jetzt ist sie ja erstmal verreist und aus der Geschichte verschwunden.

  • Ich wollte eigentlich auf Balkonien sitzen und mehr lesen. Leider meinen die Mitbewohner aus dem Nachbarhaus heute grillen zu müssen - ich denke ich kriege auf Balkonien eine Rauchvergiftng! :bonk Der ganze Qualm schön zu mir! Ich sitze bei 30 Grad in der Wohnung - alle Fenster zu und fluche!


    Aber zurück zum Buch. Ich lese die Originalversion in meinem dicken Sammelbuch aller Geschichten.


    Kapitel 1:


    Hier lernen wir erst einmal die Familie und Mrs. Russel kennen. Mary ist bislang die einzige verheiratete Tochter. Durch ihre Ehe erlangt sie eine "artificle inportance". Äh, was ist eine künstliche Wichtigkeit? Verhält die junge Ehefrau sich arrogant?


    Sir Walter sehe ich derzeit als einen typischen englischen Vertreter seines Standes.


    Mrs Russel ist eine ehrbare Witwe (was für ein Verhältnis mit Sir Walter?).

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

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  • Zitat

    Original von Lili_Morinstal
    Ich finde hier die anfängliche Beschreibung der Charaktere so super. Man bekommt für jeden sofort ein Gefühl.


    Das liebe ich bei Austen mit am Meisten. Heute macht sich kaum noch jemand die Mühe so tief in die Charaktere einzudringen. Dabei scheut sie sich auch nicht einen an sich erstmal etwas blassen Charakter wie Anne zu beschreiben, der mir als Leserin zunächst nicht besonders sympathisch war, denn als Heldin taugt sie auf den ersten Blick nicht viel. Ich meine, sie hat nein zur Liebe ihres Lebens gesagt, weil sie sich hat reinreden lassen. Puh, das muss man als Leser erstmal verdauen.


    Zitat

    Original von Lili_Morinstal
    Mary finde ich immer toll, mit ihr gibts immer was zu lachen. :rofl


    Uahh, diese weinerliche Pudelmütze finde ich einfach nur grauenhaft, :konfus
    Warum Charles die geheiratet hat ist mir ein Rätsel.


    Zitat

    Original von Lili_Morinstal
    Dafür verabscheue ich Lady Rusell mit jedem mal lesen umso mehr. Ich mag besitzergreifende Personen so überhaupt gar nicht. :hau


    Bei ihr wusste ich lange nicht, ob ich sie mag oder nicht. Sie hat es damals ja gut gemeint, und Anne hatte (leider) kein Rückgrat, um sich durchzusetzen. Im Lauf der Geschichte ist sie mir dann allerdings ans Herz gewachsen :knuddel1

  • Zitat

    Original von Lesebiene
    ... Mary ist bislang die einzige verheiratete Tochter. Durch ihre Ehe erlangt sie eine "artificle inportance". Äh, was ist eine künstliche Wichtigkeit? Verhält die junge Ehefrau sich arrogant?


    ...


    Ich verstehe es so, und das passt auch gut zu ihrem Verhalten, dass Mary, die ja eine recht belanglose Person ist, es als Einzige geschafft hat, sich einen standesgemäßen Mann zu angeln und damit ihre eigene charakterschwache Unwichtigkeit aufwertet. Sie ist die Frau eines erfolgreichen Mannes. Damit wertet sie sich selbst auf. So ungefähr wie Arztgattinnen, die sich mit Frau Doktor ansprechen lassen :grin

  • Ich hab dieses WE sehr wenig Zeit, konnte mich aber doch schon ein bisschen einlesen und bin gerade Mitte sechstes Kapitel.


    Da wir neulich schon die verschiedenen Übersetzungen diskutiert haben, habe ich das Buch nun in zweifacher Ausführung!


    Ich bin sehr dankbar für den kritischen Hinweis, dass manche die Übersetzung des Anaconda-Verlages nicht mochten (denn diese Edition hab ich mir ja nun gekauft), habe aber - aus diesem Grund - vorher probegelesen und muss sagen, ich mag die Ausdrucksweise sehr. Sie ist leichter verständlich geschrieben (find ich) als die Übersetzung aus dem dtv-Verlag, die ich gerade aus der Bücherei zusätzlich ausgeliehen habe und zu Vergleichszwecken parallel lese :-)


    Dennoch ist die Sprache in meiner gekauften Ausgabe auch nicht zu modern, das wäre sonst wirklich unpassend.


    Die Charaktere werden toll beschrieben und ich das ist das Meisterliche an diesem Roman, denke ich, dass gerade die Hauptfigur recht blass und unscheinbar auf ihre Umgebung wirkt und dennoch im Roman die Hauptrolle spielt!


    Was auffallend ist, ist die außergewöhnliche Reife, die Anne Elliot an den Tag legt, im Gegensatz zu Vater und Schwestern.


    Richtig lustig fand ich ihre Schwester Mary, die sich so unendlich selbst bedauert! Bisschen wie die Nelly in "Unsere kleine Farm" :-))

  • Anne hat schon eine eigene Meinung. Sie war noch sehr jung als sie die Heirat abgelehnt hat. Damals hat man nur geheiratet wenn der Mann auch Vermögen hatte. Also es war von Lady Russell nur gut gemeint.
    Den Vater von Anne kann ich gar nicht leiden. Wenn ich mir vorstelle dieser eingebildete Typ wäre mein Vater und kann einem alles vorschreiben und man muß gehorchen. Brrr :lesend

  • Ich habe leider erst drei Kapitel gelesen. Bisher könnte man völlig ohne Vorkenntnisse nicht erahnen, dass Anne die Hauptperson des Romans ist. Sie bleibt sehr im Hintergrund, wohingegen ihr Vater und seine älteste Tochter immer genauer in ihrer Aufgeblasenheit dargestellt werden.


    Auch mir gefällt es sehr, dass Jane Austen ihre Geschichten langsam aufbaut.


    Ich lese die Reclam-Ausgabe in der Übersetzung von Ursula und Christian Grawe. Parallel dazu vergleiche ich die Übersetzung von Margarete Rauchenberger im Inselverlag, die angeblich viel schlechter sein soll. Das konnte ich jedoch nicht feststellen. Die Übersetzungen gleichen sich sehr und sind beide ansprechend.


    Die Personenbezeichnungen sind englisch gehalten (also Mr., Miss usw.). Ich glaube, im Fischerverlag werden deutsche Bezeichnungen (Herr, Fräulein) verwendet. Kann das jemand bestätigen?


    Ich finde es schön, wenn sich diese Leserunde etwas gemächlich entwickelt. Passt irgendwie zum Austen-Lesefluss!


    Liebe Grüße!

  • Diesen Abschnitt (und den nächsten zur Hälfte) habe ich durch. Schön, das Buch, wunderschön. (Habe ich schon mal erwähnt, daß das 19. Jahrhundert quasi mein „Lieblingsjahrhundert“ ist?)


    Um es mir etwas einfacher zu machen, haben wir dann gestern Abend die die hier verlinkte BBC-Verfilmung aus dem Jahre 1995 gesehen, allerdings in Synchronisation, da meine Frau nicht in Originalsprache guckt. Nun weiß ich, worum es geht; die Verfilmung war - wie von der BBC gewohnt - relativ nahe an der Buchvorlage. Sogar viele Dialoge sind mir beim Lesen wörtlich wiederbegegnet. Ein gleiches (erst Verfilmung, dann Buch lesen) habe ich schon mit „Lorna Doone“ und „North And South“ gemacht und es hat sich jedes Mal prima bewährt.


    Natürlich hat das zur Folge, daß ich von Örtlichkeiten wie Personen bestimmte Bilder im Kopf habe. Das macht aber nichts, die Verfilmung war so gut, daß es damals genau so ausgesehen haben könnte.



    Zitat

    Original von Lesebiene
    Durch ihre Ehe erlangt sie eine "artificle inportance". Äh, was ist eine künstliche Wichtigkeit?


    Ich habe mir die Stelle herausgesucht (S. 5, 1. Absatz). Im Satz zuvor heißt es, daß seine (Sir Walters) beiden anderen Kinder von „sehr geringem Wert“ wären. Durch die Heirat mit Mr Musgrave hat sich Mary quasi „im Wert erhöht“, weil es eine alte und mehr oder weniger einflußreiche (zumindest reiche) Familie ist.



    Ansonsten habe ich ein Problem mit dem Buch: es entwickelt sich wunderbar langsam und ausführlich. Ich sehe alles vor mir, als ob ich direkt als Beobachter dabei wäre (nicht nur, weil ich den Film gesehen habe), aber ich weiß nicht, was ich kommentieren soll. :rolleyes Und einfach eure Kommentare mit einem “ :write “ - Smiley versehen ist auch langweilig, weswegen ich es lasse.


    Also bitte nicht böse sein, wenn ich nicht zu viel beitrage, ich lese alle Beiträge mit, aber zumindest bisher fällt mir nicht viel ein - das Buch spricht und steht für sich. :-]
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich habe, genau wie Belle Affaire auch zwei Übersetzungen parallel, da mich die Thematik sehr interessiert. Ich vergleiche Reclam mit Insel. Ich habe im Jane-Austen-Fanclub gelesen, dass Reclam neben Manesse die besten Übersetzunge hat und Insel weniger gut abschneidet im Vergleich.


    Ich habe nun den ersten Abschnitt des zweiten Kapitels beider Varianten abgetippt, damit ihr ebenfalls einen Vergleich ziehen könnt. Vielleicht hat jemand Lust, das Textbeispiel aus einem anderen Verlag auch einzustellen?


    Insel-Verlag, Übersetzung von Margarete Rauchenberger:Mr. Shepherd, ein zuvorkommender, vorsichtiger Rechtsanwalt, zog es vor, ungeachtet seines Einflusses auf Sir Walter und seiner Ansichten über ihn, das Unangenehme durch andere vorbringen zu lassen. Daher entschuldigte er sich, nicht mit Vorschlägen aufwarten zu wollen, und empfahl lediglich eine uneingeschränkte Fügung in Lady Russells ausgezeichnetes Urteil - denn er wußte, daß ihr kluger Menschenverstand gerade zu jenen einschneidenden Maßnahmen raten würde, die er angenommen wissen wollte.


    Reclam Verlag, Übersetzung Ursula und Christian Grawe:Mr. Shepherd, ein höflicher, vorsichtiger Rechtsanwalt, dem ungeachtet seiner Macht oder seiner Ansichten über Sir Walter daran lag, die unangenehmen Nachrichten von jemand anderem offenbaren zu lassen, enthielt sich auch der leisesten Andeutung und erlaubte sich lediglich, dem ausgezeichneten Urteil von Lady Russell, von deren gesundem Menschenverstand er sich genau die einschneidenden Maßnahmen versprach, die er letzten Endes getroffen zu sehen wünschte, seine uneingeschränkte Hochachtung auszusprechen.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. Franz Kafka

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  • @ Rosha
    Hochinteressant. Ich lese ja die Insel Ausgabe. Und die gefällt mir hier zumindest auch besser.
    Kann jemand vielleicht auch das englische Original zu diesem Abschnitt einstellen.

    Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind; wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat. - Marie von Ebner-Eschenbach

  • Hier die Stelle im Original:


    Mr. Shepherd, a civil, cautious lawyer, who, whatever might be his hold or his views on Sir Walter, would rather have the disagreeable prompted by any body else, excused himself from offering the slightest hint, and only begged leave to recommend an implicit deference to the excellent judgement of Lady Russell, - from whose good sense he fully expected to have just such resolute measures advised, as he meant to see finally adopted.


    Der Text meiner Ausgabe folgt lt. Vorwort der Erstausgabe von 1818, die jedoch vermutlich bereits Ende 1817 veröffentlicht wurde.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")