Titel: Die blinde Eule
OT: Buf-e Kur
Autor: Sadeq Hedayat
Übersetzt aus dem Persischen von: Bahman Nirumand
Verlag: Suhrkamp
Erschienen: März 2006
Seitenzahl: 166
ISBN-10: 3518222481
ISBN-13: 978-3518222485
Preis: 12.80 EUR
Sadeq Hedayat wurde 1903 in Teheran geboren und nahm sich 1951 das Leben. Er studierte in Belgien und Frankreich und kehrte 1930 nach Teheran zurück. Im Jahre 1936 reiste er nach Indien um diesen Roman veröffentlichen zu können.
Der erste Satz dieses Buches könnte fast als Leitmotiv über diesen Roman gestellt werden: „Es gibt im Leben Wunden, die wie die Lepra, langsam, in der Einsamkeit an der Seele zehren.“
Hedayat beschreibt die Seelenqualen eines Federkastenmalers, der aufgrund seines erheblichen Wein- und Opiumkonsums immer wieder aus der Wirklichkeit in seine Träume flüchtet und dann kaum noch unterscheiden kann, was Realität und was Traum ist. Verheiratet mit einer Frau, die er nur als „Dirne“ tituliert und die sich ihm konsequent verweigert, lebt er ein trostloses Leben. Muss er doch immer wieder erleben, dass sie sich zwar anderen Männern hingibt, ihn aber nicht in ihre Nähe kommen lässt. Trotzdem liebt er sie und das Ergebnis dieser wohl völlig hoffnungslosen Liebe ist, dass er sie dann schließlich ermordet. Zusammen mit dem Autor taucht der Leser tief in die wirre Gedankenwelt des Federkastenmalers ein, es ist eine Reise in die Wirrnis aus unverstanden sein, aus Überlegungen ohne Bindung an die Realität und aus Beobachtungen des täglichen Lebens in der Nähe des Protagonisten. So manche morbide Phantasie wird realistisch geschildert und dem Leser stellt sich die Frage, es ist jetzt nur eine Phantasie des Protagonisten oder vielleicht sogar eine Phantasie des Autors.
Hedayats Roman ist mehr ein Monolog, ein Monolog der aus Erinnerungen, aus Phantasien und aus seinen Träumen besteht. Für den Leser ist es nicht immer ganz einfach hier die Grenzen zu sehen und oftmals erfordert dieses Buch eben auch eine Neuorientierung des Lesers. Hedayat schreibt in einfachen aber sehr eindringlichen Worten und Sätzen. Es ist genaugenommen ein zutiefst hoffnungsloses Buch – ein Buch aber auch mit einer ganz eigenen und sicher nicht alltäglichen Faszination. Es ist eine Auseinandersetzung mit dem Leben, einem Leben, das dem Protagonisten so gut wie nichts bietet, ihm aber eigentlich alles verspricht. Hedayat gilt für viele als der bedeutendste Schriftsteller des Iran. In diesem Zusammenhang sei auf das sehr bemerkenswerte Nachwort von Abbas Maroufi verwiesen; ein Nachwort, dass vieles, wenn sicher auch nicht alles erklärt.
Ein lesenswertes Buch – vielleicht etwas außerhalb der Normalität; ein Buch aus der Reihe „Bibliothek Suhrkamp“ – einer Reihe die sich dem Besonderen widmet und bei der der Begriff des „Mainstream“ so gar keine Chance hat.