Der Einfaltspinsel - Tom Sharpe

  • Der Einfaltspinsel ist mein erstes von Tom Sharpe, allerdings das vierte Buch (sagt Amazon), das Sharpe mit dem Protagonisten Henry Wilt veröffentlicht hat.


    Kurzbeschreibung laut Amazon:
    Henry Wilt hat es nicht leicht: Seine Lehrerkollegen an der Schule rauben ihm den letzten Nerv, seine vier heftig pubertierenden Töchter tanzen ihm auf der Nase herum, und dann kommt seine Frau Eva auch noch auf die Idee, der verhassten Verwandtschaft in Amerika einen Besuch abzustatten. Das ist einfach zu viel auf einmal, und so ist Henry wild entschlossen, all diesen Zumutungen ein Ende zu bereiten. Dank einer perfiden List gelingt es ihm tatsächlich, seine Sippe in ein Flugzeug zu verfrachten und sie alleine auf die Reise zu schicken. Zutiefst beglückt über diese unverhoffte Freiheit schmiedet Henry Pläne und entschließt sich, eine mehrtägige Wanderung durch das idyllische ländliche England zu unternehmen. Doch was als vergnüglicher Ausflug beginnt, entpuppt sich unversehens zu einem turbulenten Abenteuer, das Henry in die nicht immer nur feinen Kreise der englischen Provinz katapultiert.


    Meine Meinung:
    Ich hab jetzt keinen Vergleich zu den anderen Sharpe-Büchern. Dieses hier hat mir aber sehr gut gefallen. Tiefschwarzer Humor, sehr boshafte Szenen. Sharpe verschont niemanden, am wenigsten seine Hauptpersonen. Jeder bekommt sein Fett ab, besonders die Amerikaner. Er zieht die Klischees ins Lachhafte und übertreibt schamlos. Herrlich, ich hab mich ausgesprochen gut amüsiert. Empfehlenswert, allerdings nur für Freunde schwarzen Humors.

  • Ich hab's gerade durch und bin alles andere als begeistert:


    Schlechter Wein in alten Schläuchen


    Henry Wilt, der Antiheld aus den furiosen - und über zwanzig Jahre
    alten - Büchern "Puppenmord" und "Trabbel für Henry" (sowie dem schon
    etwas müden Nachklapp "Henry dreht auf"), steht zum vierten Mal im
    Mittelpunkt des Geschehens, das sich dieses Mal um Drogengeschäfte,
    Pädophilie, Brandstiftung, Mord und Totschlag dreht.


    Eva will Verwandte in den USA besuchen, aber Henry hat keine Lust auf den
    depperten, reichen Redneck-Onkel und dessen dusselige Frau. Er findet eine
    Ausrede, um seine monströse Ehefrau und die inzwischen vierzehnjährigen
    Vierlinge alleine auf die Reise zu schicken. Parallel macht sich Henry auf
    die Suche nach dem "alten England" - als Rucksacktourist auf dem Weg ins
    Nichts, irgendwo ins britische Hinterland (weshalb das Buch im Original
    "Wilt in Nowhere" heißt - keine Ahnung, was sich Goldmann bei dem
    ausgesprochen dumpfen und unzutreffenden deutschen Titel dachte). Doch Eva
    gerät ins Fadenkreuz der Drogenfahnder, während die Vierlinge Onkel Wally
    zur Weißglut treiben, und Henry wird in eine obskure Brandstiftungssache
    verstrickt, in die noch ein Unterhausabgeordneter, dessen Frau und ein
    widerlicher Adliger verwickelt sind. Und natürlich steht früher oder
    später der unvermeidliche Inspektor Flint auf der Matte.


    Daß das Prinzip, das sich Sharpe dereinst für die Wilt-Romane und
    eine Anzahl mal mehr, mal weniger spaßiger weiterer Bücher wie "Klex in
    der Landschaft", "Feine Familie", "Alles Quatsch" usw. usf. ausgedacht
    hat, längst nicht mehr funktioniert, hat der Meister vermutlich selbst
    gemerkt. Andere - wie etwa Douglas Lindsey mit seinem Serienmörder-Barbier
    Barney Thomson - können das längst besser, oder wenigstens origineller,
    denn die Ereignisse, die Henry Wilt und seine Familie sowie eine viel zu
    große Zahl weiterer Darsteller ereilen, sind einfach blöd, unlustig,
    verkrampft, überzogen und nur vordergründig originell. Umso schlimmer, da
    diesem überflüssigen, zu teuren und letztlich sehr kurzen (weil großzügig
    gesetztem) Buch jeglicher Wortwitz fehlt. "Der Einfaltspinsel" hat das
    gewisse Garnichts. Sämtliche Andeutungen bleiben oberflächlich, die
    unsubtile, vermeintlich liebevolle Kritik an allem Britschen kennt der
    Leser zur Genüge, und die Handlung ist insgesamt so dämlich, daß man
    glauben könnte, die Vorgänger wären von einem anderen Autor verfaßt worden.