'Die Sprache der Schatten' - Seiten 177 - 269

  • Mittlerweile hat Alexander auch bei mir seine Sympathiepunkte verspielt. Auch für seine Zeit ist mir sein Verhalten seiner Schwester gegenüber zu egoistisch, außerdem scheint er absolut keine eigene Meinung zu haben und er dreht sein Fähnchen immer nach dem Wind, so wie er sich die größten Vorteile für sich verspricht. Trotzdem. eine sehr interessante Figur!


    Anthonis kann sich Rika nicht aus dem Kopf schlagen und erkundigt sich nach ihr, Pech, dass Alexander von Stephan auf ihn aufmerksam gemacht wird und ihm in seiner Eifersucht sogar einen Detektiv auf den Hals hetzt.

  • beowulf : Jetzt erwischst du mich auf dem falschen Fuß. Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich das Buch geschrieben habe, und ich kann mich nicht an alle Recherchen genau erinnern. Ich habe das aber überprüft, und es war meines Wissens möglich, dass Frauen eine Firma führten und über eigenes Vermögen verfügten. Ich hoffe, das reicht als Antwort :-).


    Liebe Grüße,


    Susanne

  • Alexander war mir anfangs zwar schon nicht sympathisch, aber ich hatte noch halbwegs Verständnis für ihn, weil die Umstände damals sicherlich so waren, dass Gefühle eines Mädchens eine untergeordnete Rolle spielten und er versucht hat, der Schwester ein wenig den Vater zu ersetzen und sie gut zu verheiraten.
    Mittlerweile aber mag ich ihn überhaupt nicht mehr - für seine Mitarbeiter null Verständnis, sein Verhalten Rika gegenüber und erst recht Anna gegenüber einfach absolut arrogant und selbstherrlich. Nun hat er doch tatsächlich auch noch einen Detektiv beauftragt, etwas über Anthonis herauszufinden... Ich befürchte ja nach wie vor, dass er nochmal so richtig "austickt".
    Anna kann sich absolut nicht durchsetzen und wird auf Dauer den kürzeren ziehen gegen ihren Bruder. Ob sie und David noch irgendeine Chance bekommen??? Bin gespannt!


    Sobald Rika zurückkehrt wird es einen Riesenkrach geben, denke ich und ich warte darauf, was passiert, wenn sie mit Alexander zusammenkracht!


    Ach ja - Stephan. Was genau mit ihm und Paul damals gelaufen ist, ist ja noch weiter unklar und macht sehr neugierig. Irgendwie ist er mir zwar unsympathisch, aber ich denke auch, er ist halt ein "armes Schwein" so als Schwuler in der damaligen Zeit. Mal sehen, ob er doch noch zu Willy zurückkehrt oder ob er auffliegt.


    So, jetzt weiter :lesend


    Ein Optimist steht nicht im Regen,
    er duscht unter einer Wolke.
    (Thomas Romanus)

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  • Zitat

    Original von Bücherfrau
    beowulf : Jetzt erwischst du mich auf dem falschen Fuß. Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich das Buch geschrieben habe, und ich kann mich nicht an alle Recherchen genau erinnern. Ich habe das aber überprüft, und es war meines Wissens möglich, dass Frauen eine Firma führten und über eigenes Vermögen verfügten. Ich hoffe, das reicht als Antwort :-).


    Liebe Grüße,


    Susanne


    Mir ging es um die Frage wieviel Angst muss Rika eigentlich vor Alexander als Mann haben? Wenn sie mit dem Erbteil ihres Mannes ohne Einschränkungen hantieren konnte, wäre sie ja (ausser aus Rücksicht auf Anna) frei.

  • Ich denke, finanziell gesehen muss sie vor Alexander keine Angst haben.Dass Alexander ihr mit seinen sexuellen Avancen Unbehagen bereit bzw. sie unter Druck setzt, ist natürlich auch ein Faktor.
    Sie fühlt sich vor allem Anna verpflichtet und will sie nicht mit ihrem Bruder allein lassen, solange sie nicht verheiratet ist. Zudem hängt sie auch an der Firma, die ihr verstorbener Mann aufgebaut hat. Sie könnte allein wohnen, würde sich damit aber von der einzigen Familie trennen, die ihr geblieben ist.



    Liebe Grüße,


    Susanne

  • Ich habe nun auch dieses Abschnitt abgeschlossen und mir gefällt die Geschichte wirklich sehr gut. Ich bin jetzt schon sicher, daß ich "Das Leonardo-Papier" auch lesen muß. :-)


    Ich mag die Szenenwechsel in den einzelnen Kapiteln, das erhöht die Spannung. Wenn ich gerade in Berlin bin, möchte ich wissen, was in Gladbach passiert, usw.


    Die Monologe von Anthonis gefallen mir sehr gut. Das Bild, was er von Rika gemalt hat, kann ich mir wirklich vorstellen. Es muß wunderschön sein, auch ohne ihr Gesicht. Ich hoffe sehr, daß Alexander es in seiner Wut nicht zerstört hat.
    Mittlerweile weiß man auch, daß er diesen Namen bewußt gewählt hat. Er hat ihn anscheinend als Hommage an Anthonis van Dyck gewählt, der berühmt war und ist für seine Portraits. So ganz hat er also mit seiner Vergangenheit in Gladbach doch noch nicht abgeschlossen.


    Ich glaube imm noch, daß Stephan ein guter Kerl ist. Er scheint nicht zu wissen, daß Anthonis sich nicht an ihn erinnern kann. Deshalb glaube ich weiter, daß Anthonis Verletzung auf einen Unfall zurückzuführen ist, bzw. von Stephan so nicht beabsichtigt war.


    Um Anna mache ich mir Sorgen. Ich glaube, daß sie zu labil ist, für all das, was Alexander von ihr erwartet bzw. von ihr verlangt.


    Ich bin sehr gespannt, was passiert, wenn Rika aus Gladbach zurückkehrt und wie sehr Alexander Anthonis durch den Detektiv schaden kann.


    Mich würde auch interessieren, wie abhängig Rika wirklich von ihrem Stiefsohn ist (gesellschaftlich und finanziell).

  • Wie gemein, dass Alexander nur aufgrund eines schusseligen Dienstmädchens von Anna und David erfährt. Ich finde seine Reaktion der damaligen Zeit eigentlich angemessen, seine Motive hingegen nicht korrekt. Mir ist er auch total unsympathisch. Wenn er bei Anna im Zimmer spioniert, dann frage ich mich, ob er das wohl auch bei Rika macht bzw machen wird. Das Bild von Anthonis hängt ja neu direkt über dem Sekretär, allerdings würde ihm das wohl überhaupt nicht auffallen...
    Seinen Auftritt bei Anthonis finde ich unterste Schublade, habe erst auch überlegt, wer von beiden eigentlich "das wird Ihnen noch Leid tun" sagt, aber es war wohl Alexander, wenn ich am Ende des Abschnittes so lese, dass ein Privatdetektiv jetzt nicht nur auf den/die Drahtzieher des "Arbeiteraufstands" in der Firma angesetzt ist, sondern nun auch noch auf Anthonis.


    Für Rika läuft diese Reise ja wirklich vorteilhaft, sie hat nun Gewissheit, dass Anthonis jener Paul Flemming ist, der sogar in der Nationalgalerie ausgestellt wird und sie weiß, dass er Elise Rungraths verschollener Verlobter ist.


    Bin mal auf den großen Knall gespannt, wenn Rika wieder in Berlin eintrifft, ob sie noch etwas für Anna tun kann (oder ob Anna sich vielleicht selbst helfen kann?!) und vorallem, wie ihr Zusammentreffen mit Alexander wird!


    susanne : Auf Seite 254 ist ein Druckfehler etwa in der Mitte der Seite ein doppeltes "der": "Als ihm der der schmierig wirkende Ladenbesitzer erklärte, ..."; falls du es noch nicht weißt, vielleicht kannst du für die nächste Auflage weitergeben. Nur als Info, keinesfalls Kritik! ;-) :wave

  • Ich tauche so tief in die Schauplätze ein, dass ich kaum daraus wieder hervorzuholen bin.
    Für Anna sehe ich kaum noch Chancen, mit David zusammen zu kommen. Alexander entwickelt sich immer mehr zum Unsympath. Schade, dass er bei seinem Vater nicht richtig in die Lehre gegangen ist. Ich glaube, dass er Rika jetzt aus dem Haus treibt. Und Stephan ist mir nach wie vor verdächtig, etwas mit Anthonis Unfall zu tun gehabt zu haben. Natürlich hat er als Schwuler eine schwere Stellung, er ist mir aber nicht deswegen unsympathisch, sondern als Mensch.

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Zitat

    Original von Saiya
    Ich habe nun auch dieses Abschnitt abgeschlossen und mir gefällt die Geschichte wirklich sehr gut. Ich bin jetzt schon sicher, daß ich "Das Leonardo-Papier" auch lesen muß. :-)


    Mir geht es genauso... :-] Man kann wunderbar in diese Geschichte eintauchen und die permanente Spannung macht das Buch zu einem wahren Lesevergnügen. Es werden immer wieder Fragen beantwortet - aber gleichzeitig auch neue gestellt... So dass man das Buch nur ungern aus der Hand legt.


    Es war zwar vorhersehbar, dass Anthonis Elises ehemaliger Verlobter war. Aber ich hatte bis zu letzt gehofft, dass es doch nicht so war... Andererseits macht ihn das irgendwie noch geheimnisvoller und ich bin schon sehr gespannt, was zwischen ihm und Stephan vorgefallen war.


    Für Anna wird die Situation immer schwieriger. Aber ich gebe die Hoffnung auf ein Happyend für sie nicht auf... ;-)


    Was Rika betrifft, bewundere ich sie immer mehr. Es ist toll, wie sie die Firma vertritt und in Gladbach "ihren" Mann steht und es durchsetzt, alleine nach Düsseldorf zu fahren. :anbet

  • Zitat

    Original von beowulf


    Mir ging es um die Frage wieviel Angst muss Rika eigentlich vor Alexander als Mann haben? Wenn sie mit dem Erbteil ihres Mannes ohne Einschränkungen hantieren konnte, wäre sie ja (ausser aus Rücksicht auf Anna) frei.


    Das habe ich mich auch gefragt. Ich an Rikas Stelle wäre schnellstmöglich gegangen. Wäre es denn zulässig, dass ein Bruder mit seiner Schwester allein in einem Haus wohnt? Irgendwo kam da eine Bemerkung, die mich auf diese Frage gebracht hat.



    Wie schon gesagt, die Abschnitte fliegen unter meinen Augen dahin, ich bin völlig vertieft in das Buch.


    Es ist sehr spannend geschrieben, ich will immer wissen, wie es denn nun weitergeht mit den verschiedenen Personen.


    Dass Rika sich gegen Alexander durchgesetzt hat und die Reise gemacht hat, fand ich passend. Ich wunderte mich aber darüber, das sie ca. 10 Tage in Gladbach bleibt, das kommt mir sehr lange vor, als Geschäftsgast.


    Sehr interessant, hier die sozialen Umstände der damaligen Zeit einzuflechten (private Ermittler, die gegen die Mitarbeiter vorgehen), ebenso wie die kulturellen Einflüsse (Eröffnung der Nationalgalerie, usw.) Das ergibt ein rundes Bild der Zeit.


    Daniel Löwenstein und Anna, es wäre so schön, wenn die beiden ein Paar werden könnten.


    Auch hier wieder mehr zu Stefan Rungraths Privatleben, spannend.

  • Heftig fand ich ja die Sache mit dem Polizisten, der Antonius einfach so - um es mal willkürlich zu nennen - eine zweiwöchige Arbeitssperre auferlegt.


    Alexander fühlt sich offensichtlich als Bruder bewogen, seine Schwester bestmöglich zu verheiraten. Dagegen ist ja nichts zu sagen, aber bei ihm steht das Wohl seiner Person noch mehr im Vordergrund. Ich mag solche Charaktere nicht, die mit den Emotionen anderer umgehen als wären sie eine Handelsware.

  • Zitat

    [quote]Original von Büchersally
    Heftig fand ich ja die Sache mit dem Polizisten, der Antonius einfach so - um es mal willkürlich zu nennen - eine zweiwöchige Arbeitssperre auferlegt.
    [quote]


    Davon war ich nicht überrascht. Der Poliizist war bei der ersten Begegnung in seiner Ehre gekränkt, dass Antonis einfach weggelaufen ist.
    Die Arbeitssperre war jetzt die Retourkutsche.
    Ich glaube für die Wachtmeister im Dienst auf der Straße ist gerade respektiertwerden wichtig.

  • Alexander ist schon ein ganz besonderer Charakter, nein, nicht unbedingt einer von den liebenswerten. Aber er bereichert den Roman ungemein. Von seinem Vater scheint er sich keine soziale Kompetenz abgeschaut haben. Eigentlich schade, denn der hatte ihm wohl ein anderes Verhalten seinen Mitarbeitern gegenüber vorgelebt. Ich kann allerdings verstehen, dass er die Vaterrolle bei Anna übernimmt. Er ist ja sicher ihr Vormund. Demzufolge ist für auch seine Reaktion auf die Beziehung zwischen Anna und David sehr nachvollziehbar.


    Stephan ist ein für mich ebenfalls eine sehr bedeutende Person in diesem Buch und seine Sorge des Entdecktwerdens ist förmlich greifbar. Eigentlich gibt es für mich keine unbedeutenden. So klein die Rolle, der Agierenden auch ist, zumindest für das Zeitbild sind sie Mosaiksteinchen, die nicht fehlen dürfen. Und weil ich gerade beim Zeitbild bin, dieser Roman ist voll von Zeitkolorit, mein Kopfkino läuft auf Hochtouren, ich sehe die Bilder förmlich vor und bilde mir ein entsprechende Geräusche zu hören.


    Mir gefällt „Die Sprache der Schatten“ bislang ausgesprochen gut, wie gut dass „Das Leonardo-Papier“ schon im Regal schlummert.

  • beowulfs Einstiegsfrage finde ich auch sehr wichtig, danke dafür und für die Antwort. Für Rika wäre es sicherlich leichter zu gehen, wenn Anna gut verheiratet wäre.


    Alexanders Macht als "Familienoberhaupt" schwindet zusehends. Eigentlich ganz natürlich, dass er agressiv reagiert als er feststellt, dass nicht nur die immer schon eigenwillige Rika, sondern nun auch die bisher brave und folgsame Anna ihre eigenen Wege geht. Der Auftritt bei Anthonis war von ihm schon ziemlich daneben, zeigt aber auch sehr gut, wie "höhere" Gesellschaftschichten auf scheinbar niedriegere hinabsehen.


    Den Besuch Rikas in Gladbach fand ich sehr schön beschrieben, gerade dort konnte ich mich in die Situationen sehr gut hineindenken! Allerdings kommt schon eine Berliner Überheblichkeit durch (die ich aber der Autorin als "Provinzbewohnerin" allerdings gerne nachsehe :-]).


    Zitat

    Original von geli73
    Ich wunderte mich aber darüber, das sie ca. 10 Tage in Gladbach bleibt,


    Das hat mich eigentlich angesichts des Zeitaufwandes und der Mühsal der weiten Reise nicht gewundert. Ein Besuch von einigen Tagen lohnt sich dann einfach nicht.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Weiss ich doch, deshalb hab ichs auch so geschrieben :-] (Ich hab extra nochmal nachgeguckt, wobei mir schon irgendwo im Hinterkopf war, dass Rika eine Reise in "deine" Stadt unternommen hat). Provinz ist etwas sehr relatives. Du solltest mal eine Woche zu uns kommen, dann bekommt das Wort "Provinz" eine ganz andere Bedeutung! :lache

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021